Zehn Jahre Medi - mal parallel, mal konträr zur KV

Vor zehn Jahren hat der Medi-Verbund sich auf lokaler Ebene erstmals etabliert. Inzwischen ist daraus ein schlagkräftiger Verbund geworden, der sich als Alternative zur KV versteht und weitere Selektivverträge schließen will.

Von Marion Lisson Veröffentlicht:
Verhandeln und notfalls auch protestieren: Medi-Chef Dr. Werner Baumgärtner bei Protesten in Stuttgart im Mai 2006.

Verhandeln und notfalls auch protestieren: Medi-Chef Dr. Werner Baumgärtner bei Protesten in Stuttgart im Mai 2006.

© Foto: Rudel

STUTTGART. Über die Landesgrenzen hinweg stärker Fuß zu fassen und mit allen Krankenkassen - nicht nur mit der AOK - Haus- und Facharztverträge zu schließen, dies hat sich Medi Baden-Württemberg für die nächsten Jahre zum Ziel gesetzt.

Das zehnjährige Jubiläum feiert man derzeit beim Ärztenetz in Stuttgart. Die ersten regionalen Medi-Gruppen sind 1999 aus der Vertragsärztlichen Vereinigung Nordwürttemberg heraus entstanden.

"Die Ärzte fühlten sich damals zunehmend in ihrer Therapiefreiheit eingeschränkt", erinnert sich Thomas Rademacher. Der gelernte Diplomverwaltungswirt stand zur dieser Zeit als Geschäftsführer der VV Nordwürttemberg vor.

Themen wie der neue EBM, die Spargesetze der rot-grünen Regierung, ICD 10, drohende Arzneimittelregresse und der zunehmende Hausarzt-Facharzt-Konflikt hätten für wachsenden Unmut unter Ärzten gesorgt, berichtet er.

Die Knebelung der Ärzte war ein Gründungsmotor

Die KV als Interessenvertretung der Vertragsärzte und als Körperschaft des öffentlichen Rechts sei von vielen Ärzten als nicht mehr ausreichend und durchsetzungskräftig empfunden worden. "Es war die Zeit, in der den Ärzten immer mehr Budgets auferlegt wurden", so Rademacher. Er ist heute Prokurist bei der Mediverbund Dienstleistungs GmbH.

"Medi ist als Parallelorganisation zur KV gegründet worden", sagt Werner Conrad, Geschäftsführer der Mediverbund Dienstleistungs GmbH. Seit Juli 2001 ist Conrad bei Medi dabei. "Unser Ziel war es, auf den Tag vorbereitet zu sein, an dem die Kassen Verträge ausschreiben", erinnert er sich. Man habe verhindern wollen, dass Verträge mit einzelnen Ärzten gemacht werden.

Organisationsgrad von 40 Prozent im Südwesten

Heute stehe Medi als eine Komplementärorganisation da, die den Ärzten neben dem Kollektivvertragssystem ein zusätzliches, planbares Einkommen beschert. Denn gemeinsam mit Hausärzten ist Medi im großen Stil der Einstieg in das Vertragsgeschäft gelungen. "Wir haben in Baden-Württemberg einen Organisationsgrad von fast 40 Prozent und waren in Kooperation mit dem Hausärzteverband sofort in der Lage einen Hausarztvertrag mit der AOK zu schließen und mit Leben zu füllen, der unseren Ärzten eine bessere Vergütung bringt", zieht Medi-Chef Dr. Werner Baumgärtner Bilanz. Die Vorstellung, dass man seine Zukunft auf den Einnahmen aus den Kollektivverträgen sichern kann, sei angesichts der Umverteilungspolitik der KBV eine Fata Morgana geworden.

"Unsere Anfänge waren zunächst äußerst bescheiden", erinnert sich Geschäftsführer Conrad. Das Unternehmen habe 2001 mit vier Mitarbeitern gearbeitet, bis Ende dieses Jahres seien knapp 20 Mitarbeiter beschäftigt. Medi sei auf ganz Baden-Württemberg ausgedehnt und die Zahl der Mitglieder habe sich von 3000 auf über 6000 praktisch verdoppelt.

Auch im Vertragsgeschäft hätten sich die Zeiten geändert: Jahrelang habe Medi kaum Verhandlungen geführt, jetzt seien es oft fünf oder sechs Termine in der Woche, berichtet Conrad.

Lesen Sie dazu auch das Interview: "Wir wollen in anderen Regionen besser Fuß fassen"

Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Medi - raus aus dem alten Biotop!

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Kommentare
Helmut Karsch 03.09.200909:14 Uhr

Herr Baumgärtners Rechnung

Wenn Herr Baumgärtner die Berechnungen zur Wirtschaftlichkeit bei Medi genauso durchführt wie in seiner Praxis (siehe Artikel)kann man von betriebswirtschaftlicher Kalkulation nicht mehr sprechen( Zieleinkommenshypothese). Ehr davon, dass Geld ausgegeben wird ohne zu schauen wofür.
Das Herr Hoberg von der AOK die Sicherstellung der Hausärztlichen Versorgung mit 50% der Hausärzte realisieren will, gibt einen Hinweis auf die Machtverhältnisse, die sich einstellen werden. Wer Koch und wer Kellner ist werden die Hausärzte noch merken.

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