Genom-Editing

"Worauf lassen wir uns ein?"

Die Crisp/Cas9-Technik ermöglicht den gezielten Eingriff in das Genom. Über die ethischen Folgen diskutierte der Ethikrat in Berlin.

Anne BäurleVon Anne Bäurle Veröffentlicht:

NEU-ISENBURG. Die Crispr/Cas9-Technik ist ein mächtiges Werkzeug in den Händen von Genetikern und Molekularbiologen. Dementsprechend groß war auch der Andrang bei der Jahrestagung des Deutschen Ethikrats zum Thema "Zugriff auf das menschliche Erbgut. Neue Möglichkeiten und ihre ethische Bewertung". Über 500 Teilnehmer seien in Berlin zusammengekommen, heißt es in einer Mitteilung des Ethikrats.

"Undifferenziertes Bedenkenträgertum ist dabei per se genauso wenig Aufgabe ethischer Reflexionen wie die nachträgliche moralische Weihe schon längst etablierter Verfahren", sagte Peter Dabrock, Vorsitzender des Ethikrats, bei der Eröffnung. Vielmehr müsse man prüfen, worauf "wir uns als Gesellschaft mit Crispr/Cas9 und Co einlassen wollen oder nicht."

Viele Experten plädierten dafür, von Eingriffen in die menschliche Keimbahn abzusehen, da die Risiken weiterhin nicht klar seien. Stattdessen "sollte Alternativen wie die Präimplantationsdiagnostik und die Stammzelltherapie genutzt werden", wird Professor Karl Welte von der Uni Tübingen in der Mitteilung zitiert.

Derzeit verbietet das Embryonenschutzgesetz die künstliche Veränderung der menschlichen Keimbahn. Die Begründung, Keimbahninterventionen wegen der damit verbundenen Gefahren für die Nachgeborenen unter Strafe zu stellen, könnte allerdings künftig entfallen, wenn derartige Eingriffe sicher durchgeführt werden könnten, so Jurist Jochen Taupitz von der Uni Mannheim.

Das enorme Innovationspotenzial des Genom-Editings betonte auch Professor Jörg Vogel von der Uni Würzburg: "Zweifellos sind die neuen Methoden für die Behandlung genetisch bedingter Krankheiten enorm wichtig." Dennoch müsse sich die Gesellschaft über weitreichende soziale, rechtliche und ethische Fragen im Sinne eines verantwortungsbewussten Handelns verständigen.

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