Frankreich

Zehn Jahre E-Card - eine magere Bilanz

Frankreichs Rechnungshof ist sauer: Die teure E-Card ist zum Rohrkrepierer geworden.

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PARIS. Mit viel Theaterdonner ist von der Sécurité Sociale vor zehn Jahren in Frankreich das sogenannte "Dossier Médical Partagé (DMP)" eingeführt worden, eine E-Card mit Patientendaten, Untersuchungsergebnissen und Behandlungsberichten.

Ziel war eine bessere Koordination der Patientenversorgung, zugleich sollten erhebliche Spareffekte erzielt werden.

Zehn Jahre nach Einführung fallen die Zwischenergebnisse extrem bescheiden aus: Die Krankenkassen haben zwar mehr als 500 Millionen Euro investiert und sogar eine Sonderagentur gegründet, um das ehrgeizige Projekt in die Gänge zu bringen. Bisher wird die Karte aber von Patienten und Ärzten kaum genutzt.

Geplant war eigentlich, dass Ende 2013 mehr als fünf Millionen chronisch kranke Patienten über eine eigene Karte verfügen sollten. Doch nur 400.000 Karten sind im Umlauf, viele von ihnen sind kaum brauchbar, weil sie nur Krankenhausdaten enthalten, die für die meisten niedergelassenen Ärzte nicht relevant sind.

Ärzte erklären, dass sie bis zu zehn Minuten benötigen, um die DMPs ihrer Patienten zu öffnen, Daten herunterzuladen oder neue Daten hinzuzufügen. Konsequenz: die Konsultationsdauer wird verlängert und bringt weder therapeutische Vorteile noch zusätzliches Geld für Ärzte.

Darüber hinaus haben die meisten Patienten kein Interesse, ein langes und bürokratisches Verfahren in Kauf zu nehmen, um eine Karte zu bekommen. Kürzlich hat der französische Rechnungshof einen verheerenden Bericht über die DMP-Finanzierung veröffentlicht.

Er spricht von Fehlstrategien, Geldverschwendung und unangepassten EDV-Techniken, die das Debakel mit verursacht hätten. Nun planen Regierung und Kassen, das DMP-Konzept gründlich zu überarbeiten und auf völlig veränderter Basis neu zu starten. (DDB)

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