Kommentar zum Zusammenspiel Ärzte und Politik
Zukunft der medizinischen Versorgung: Ein bisschen Utopia
Nur wenn die Politik zusammen mit den Ärzten an gesundheitspolitischen Zukunftskonzepten arbeitet, werden diese Bestand haben.
Veröffentlicht:Mit dem Finger auf andere zu zeigen – ja, das gehört zur Politik dazu. Einen guten Eindruck aber macht’s selten. Und so tritt am Ende der Podiumsdiskussion beim Bayerischen Hausärztetag Dorothee Insam ans Mikrofon. Die Ärztin im vierten Weiterbildungsjahr in einer Hausarztpraxis in Neubrunn im Landkreis Würzburg ist sichtlich empört.
Zuvor haben bayerische Vertreter von CSU, FDP, Freien Wählern, SPD und Grünen heftig unter anderem über eine künftige Notfallversorgung gestritten. Es war ein Hätte, ein Könnte, ein Müsste. Und ein Kreisen um die eigenen, schon vielfach geäußerten Positionen. Dem Bundesgesundheitsminister wird Beratungsresistenz vorgeworfen.
Da sei doch noch gar nichts beschlossen, warum also diese Empörung, so das Credo der Regierungsparteien auf Bundesebene. Um Inhalte geht es bald nur noch am Rande, von einem konstruktiven Miteinander kann wahrlich keine Rede sein. Ach doch, den Masterplan 2020 wollen eigentlich alle. Doch wie man zu einer schnellen Lösung kommt, weiß keiner.
Keine Zeit mehr für populistische Spielereien
Und da steht nun also die junge Ärztin Dorothee Insam am Mikrofon und bringt auf den Punkt, was sich im Publikum viele denken: Sie finde es erschreckend, dass auch heute wieder mit dem Finger aufeinander gezeigt werde.
Ärzte gegen Politik, Politik gegen Ärzte. „Warum ist es nicht möglich, wenn niedergelassene Ärzte in die Expertengremien nicht einbezogen wurden, einfach Entschuldigung zu sagen und dann gemeinsam weiterzugehen?“, fragt sie. Eine Entschuldigung, das sollte gemeinhin bekannt sein, kann durchaus von wahrer Größe zeugen.
Bayerischer Hausärztetag
Bayerns Hausärzte empören sich über Alleingänge der Politik
Ja, es stehen ständig irgendwo Wahlen an. Ja, da gehört in der Politik das „Wettern“ wohl dazu. Doch eigentlich sind die Probleme inzwischen zu drängend für populistische Spielereien. Es geht heute um eine funktionierende Gesundheitsversorgung von Morgen.
Nur wenn die Politik zusammen mit den Ärzten, Niedergelassene eingeschlossen, an gesundheitspolitischen Zukunftskonzepten arbeitet, werden diese Bestand haben. Geschehen sollte dies am besten deutlich über Parteigrenzen hinweg – aber vermutlich ist das ein Zuviel an Utopia. Ein Danke auf jeden Fall an Dorothee Insam, für den emotionalen Auftritt!