Hintergrund
Aktien-Schlussverkauf - selbst Profi-Anleger sind in Panik
Die sich ausweitende Finanzkrise beunruhigt Anleger. Wie sicher ist das Geld bei den Banken? Ziemlich sicher. Bei Aktien ist Vorsicht angesagt.
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Verzweiflung an der Börse: Die Finanzkrise treibt die Kurse in den Keller.
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Die Schreckensmeldungen von den Börsen verunsichern die Privatanleger. Kein Wunder, wenn selbst Finanzgiganten wie die Investmentbank Lehman Brothers und der weltgrößte Versicherer American International Group (AIG) den Turbulenzen nicht gewachsen sind. "Es gibt immer mehr Anfragen besorgter Sparer und Versicherungskunden, ob ihre Einlagen und Lebensversicherungen noch sicher sind", sagt Arno Gottschalk, Finanzexperte der Verbraucherzentrale Bremen.
In vielen Fällen können die Experten der Verbraucherzentralen beruhigen: "Sparkonten, Sparbriefe und andere Geldeinlagen wie Festgelder sind über die gesetzliche Einlagensicherung und weitergehende Schutzeinrichtungen der Bankenverbände abgesichert", sagt Peter Lischke, Bankexperte der Verbraucherzentrale Berlin.
Spareinlagen sind gut abgesichert in Deutschland
Zwar sind nach dem Einlagensicherungs- und Anlegerentschädigungsgesetz in Deutschland nur 90 Prozent der Spareinlagen, maximal jedoch 20 000 Euro bei Singles und 40 000 Euro bei verheirateten Paaren geschützt. "Allerdings unterhalten die deutschen Banken und Sparkassen Einlagensicherungsfonds und Institutshaftungen, über die deutlich höhere Summen abgedeckt sind", sagt Lischke. Nur in einer theoretisch denkbaren Extremsituation könnten diese Schutzmechanismen in Gefahr geraten. Lischke: "Nur wenn gleichzeitig eine Reihe großer Institute zusammenkrachen, könnte das System in Gefahr geraten."
Bei Banken außerhalb der EU ist der Schutz geringer
Vorsicht sei allerdings bei einigen ausländischen Banken angebracht, meint der Experte der Verbraucherzentrale. So wirbt beispielsweise derzeit die isländische Kaupthing Bank mit Zinserträgen von bis zu 5,65 Prozent um Spareinlagen. Die Bank bietet deshalb so hohe Zinsen, weil sie Probleme hat, sich am internationalen Kapitalmarkt zu refinanzieren, nachdem Hedge Fonds gegen die isländische Währung spekulieren. Da Island nicht der EU angehört, gelten für die Einlagensicherung nicht die Bestimmungen innerhalb der Europäischen Gemeinschaft, sondern nur die isländische Einlagensicherung, sagt Klaus Grubelnik, Sprecher der österreichischen Finanzmarktaufsicht. "Zahlt die Bank die Einlagen nicht zurück, müssten die Sparer in der isländischen Hauptstadt Reykjavik vorstellig werden, um dort ihr Geld zurückzufordern."
Nicht alle Staatsanleihen sind sichere Häfen.
Grundsätzlich eher gefährdet ist Kapital, das Sparer in Aktien oder Aktienfonds angelegt haben. Wenn der Kurs einer Aktie einbricht, haben Anleger keinen Anspruch auf Entschädigung. "Deshalb sollten Engagements in diese Wertpapiere wohl überlegt sein", rät Gottschalk. "Aktien sind immer hoch spekulativ." Ob die Börsen nach den heftigen Verlusten der vergangenen Tage bereits in der Nähe des Tiefpunkts angekommen sind, wagt derzeit kein Analyst sicher zu prognostizieren. "Selbst Profianleger werfen derzeit in Panik Papiere in großen Mengen auf den Markt und treiben dadurch die Kurse weiter in den Keller", sagt Dieter Thomaschowski, Analyst bei Investment Research in Change (IRICIC).
Als sicherer Hafen gelten in Krisenzeiten Staatsanleihen. Über entsprechende Rentenfonds können Anleger in diese Inhaberschuldverschreibungen der Regierungen investieren. Thomaschowski rät dazu, nur Fonds zu wählen, die ausschließlich in Staatsanleihen westeuropäischer und nordamerikanischer Länder investieren: "In der Vergangenheit ist es bereits vorgekommen, dass aufstrebende Staaten durch Wirtschaftskrisen nicht mehr in der Lage waren, ihre Anleihen zu bedienen." Argentinien etwa erklärte 2002 den Staatsbankrott, ausländische Anleger verloren Milliardenbeträge.