Investitionen in die Zukunft
KVWL fordert Schützenhilfe auf dem Weg zur digitalen Praxis
Digitalisierung ist ein kontinuierlicher Prozess. Auch die KV Westfalen-Lippe erhebt jetzt die Forderung nach finanzieller Unterstützung der Praxisinhaber auf diesem Weg.
Veröffentlicht:Dortmund. Die KV Westfalen-Lippe sieht milliardenschweren Investitionsbedarf, um Arztpraxen digitaler zu machen. Zwar gebe es einige bestens aufgestellte Vorreiter, der Digitalisierungsgrad der niedergelassenen Ärzte in der Region sei aber insgesamt eher mittelmäßig einzuschätzen, so Anke Richter-Scheer, Vize-Vorstandsvorsitzende der KV.
So wie die Krankenhäuser für ihre digitale Transformation mit mehr als vier Milliarden Euro unterstützt worden seien, müsse der Bund nun ein Investitionsförderprogramm in ähnlicher Höhe für die Digitalisierung der Arztpraxen auflegen, fordert die Interessenvertretung der 16.000 niedergelassenen Ärzte in Westfalen-Lippe.
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95 Prozent aller Praxen verfügten zwar über eine grundlegende digitale Infrastruktur, es gebe aber auch noch Kollegen, die ihre Praxis überwiegend papierbasiert organisierten, erläuterte Richter-Scheer. Dabei sei eine zukunftsgerechte Ausstattung mit durchdachten digitalen Tools und Hardware essenziell, um Prozesse zu vereinfachen und die knapper werden Ressourcen in der Ärzteschaft aber auch beim nicht ärztlichen Personal spürbar zu entlasten.
„Die Kosten für die Digitalisierung dürfen auf keinen Fall allein an den Praxen hängen bleiben“, meint Richter-Scheer. Vielmehr brauche es starke Anreize, die Digitalisierung voranzutreiben. Beispielsweise könne der Austausch einer veralteten Software bis zu 5.000 Euro kosten. Selbst digital bereits fortschrittlichen Praxen stehe mit neuen KI-Tools der nächste Entwicklungsschritt meist noch bevor.
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Hoffnung: Digitale Angebote sollen ärztlichen Notdienst entlasten
Auch bei Organisation und Patientensteuerung außerhalb der Öffnungszeiten sieht die KVWL sinnvolle digitale Anwendungsmöglichkeiten: Schon jetzt helfen Online-Anwendungen Patienten, die den ärztlichen Bereitschaftsdienst nutzen wollen, bei einer Ersteinschätzung ihrer Beschwerden, schilderte KVWL-Vorsitzender Dirk Spelmeyer. Videosprechstunden gerade für Kinder würden von Familien ebenfalls gut angenommen. Es brauche ein Umdenken in der Bevölkerung: Weg vom sofortigen Aufsuchen der Notfallambulanzen und Bereitschaftsärzte, hin zur Nutzung digitaler Tools.
Ebenfalls die Digitalisierung in der Fläche vorantreiben soll die Fortbildung des nichtärztlichen Praxispersonals. In mehrmonatigen Schulungen, die die KVWL anbietet, können Arzthelferinnen sich zur sogenannten „Digi-Managerin“ weiterbilden lassen. Sie sollen digitales Wissen in die Praxis tragen und verankern. Die Nachfrage nach den bisher angebotenen Kursen sei größer als die Anzahl der zuletzt je 30 Plätze pro Jahrgang, betont die KVWL. (dpa)