Anleger haben bei Infineon zurzeit nichts zu lachen
MÜNCHEN (dpa). Beim Halbleiterhersteller Infineon rumort es gewaltig. Der Konzern bietet zwar unbestritten gute Produkte an - Infineon-Chips stecken im iPhone von Apple ebenso wie im 7er BMW. Von guten Zahlen ist die einstige Siemens-Tochter aber immer noch weit entfernt.
Veröffentlicht:Quartal um Quartal schreibt Infineon hohe Verluste und verliert Umsatz. In der Führungsetage tobt ein Machtkampf. Aufsichtsratschef Max Dietrich Kley sägt nach Brancheninformationen kräftig am Stuhl von Vorstandschef Wolfgang Ziebart. Nach Medienberichten soll Ziebart entweder Ende dieses Monats oder Anfang Juni gehen.
Mit gezielten Indiskretionen haben Manager und Kontrolleure den Zwist nach außen getragen. Erste Stimmen fordern deshalb, beide - Ziebart und Kley - sollen gehen. Kley lehnte jüngst einen Rücktritt aber ab.
Die gegenwärtige Krise habe viel mit mangelnder Führungsqualität zu tun, erklärt ein Kenner des Konzerns. "Man beschäftigt sich ein wenig zu viel mit sich selbst und zu wenig mit dem Markt. Ganz objektiv ist der Laden schlecht geführt. Das Elend hat aber nicht nur einen Namen." Auch Aktionärsschützer beklagten heftig die Geschäftsentwicklung und den Verfall der Aktie, die im Frühjahr sogar bis auf gut vier Euro absackte, nachdem sie Mitte des vorigen Jahres ihren vorübergehenden Höchststand mit fast 14 Euro hatte.
Infineon steckt in einer tiefen Krise. Der Konzern leidet massiv unter der Speicherchip-Tochter Qimonda, die seit einem Jahr gezwungen ist, Ware zu Schleuderpreisen auf den Markt zu werfen. Allein von Januar bis März machte Infineon so unter dem Strich 1,37 Milliarden Euro Verlust. Infineon wird die Beteiligung höchstwahrscheinlich nur mit Verlusten los.
Viele Börsianer wollen inzwischen statt Querelen Taten sehen. Aufsichtsratschef Kley soll eine Fusion mit dem niederländischen Wettbewerber NXP ausloten. Diese halten Analysten aber für unwahrscheinlich, da es zu wenige Berührungspunkte gebe.