NRW-Projekt zeigt

Arzneimittelkonto erhöht die Therapiesicherheit

Ein Projekt in Nordrhein-Westfalen zeigt: Ein Arzneimittelkonto, auf das alle Ärzte zugreifen können, erhöht die Versorgungsqualität signifikant.

Ilse SchlingensiepenVon Ilse Schlingensiepen Veröffentlicht:
Überprüfung der Medikation: Das elektronische Arzneimittelkonto sollArzt und Patient früh vor Risiken warnen.

Überprüfung der Medikation: Das elektronische Arzneimittelkonto sollArzt und Patient früh vor Risiken warnen.

© Andy Dean / fotolia.com

DÜSSELDORF. Wenn alle behandelnden Ärzte schnell Zugriff auf die Daten zur medikamentösen Versorgung gemeinsamer Patienten haben, erhöht das die Arzneimitteltherapiesicherheit deutlich. Das zeigen die Erfahrungen mit dem Arzneimittelkonto Nordrhein-Westfalen.

"Wir müssen den Arzt in die Lage versetzen, dass er auf möglichst viele Informationen zugreifen kann, auch die, die nicht in der Praxissoftware zur Verfügung stehen", sagte Frank Ladendorf von CompuGroup Medical (CGM) bei der Veranstaltung "eHealth.NRW" in Düsseldorf.

Das Arzneimittelkonto NRW ist ein gemeinsames Projekt von CGM sowie dem Lehrstuhl für Gesundheitsökonomie und Gesundheitsmanagement der Universität Bielefeld in Zusammenarbeit mit der Ärztlichen Qualitätsgemeinschaft Lennetal.

Für 1000 Patienten in Bonn und Lennetal haben die Beteiligten ein elektronisches Arzneimittelkonto eingerichtet, auf das alle behandelnden Ärzte zugreifen können. In das Konto fließen alle Informationen über die verordneten und die OTC-Arzneimittel ein - die Patienten können frei verkäufliche Medikamente eintragen.

Roter Marker erscheint bei Auffälligkeiten

In die Arztsoftware wird die spezielle Arzneimittel-Prüfsoftware i:fox integriert. "Bei jeder Verordnung findet eine Überprüfung der Daten statt, die beim Arzt vorliegen, und derjenigen aus dem Arzneimittelkonto", erläuterte Ladendorf. Bei Auffälligkeiten erscheint ein roter Marker auf dem Bildschirm.

Der Arzt kann sehen, welche Wechselwirkungen oder Risiken vorliegen. Das System komme gut an, berichtete er. "Es gibt eine hohe Akzeptanz bei den Ärzten, weil sie keinen Zusatzaufwand haben."

Die automatische Prüfung erfolgt auch, wenn der Patient Daten zur Medikation eingibt. Er erhält aber keine systematische Darstellung der gefundenen Risiken, sondern wird an den behandelnden Arzt verwiesen.

Die Wissenschaftler haben protokolliert, welche Arten von Auffälligkeiten ausgewiesen werden: Doppelverordnungen, Interaktionen, Kontraindikationen oder Medikamente aus der Priscus-Liste. Sie haben erfasst, in wie vielen Fällen die Ärzte aufgrund der Rückmeldung die Verordnung geändert haben.

Bei den 1000 Patienten gab es in jeder der vier Dimensionen eine Umstiegsquote oberhalb von 30 Prozent, berichtete Ladendorf. "Allein durch das Zusammenbringen der Informationen von Hausärzten, Fachärzten und Patienten sind signifikante Qualitätssteigerungen zu erreichen."

Insgesamt ist die Zahl der Verordnungen aufgrund der Hinweise um zehn Prozent zurückgegangen.In einer zweiten Stufe sollen jetzt Apotheken und Pflegeeinrichtungen in das Arzneimittelkonto eingebunden werden.

Es ist eines der 15 Siegerprojekte beim Leitmarktwettbewerb "Gesundheit.NRW" der nordrhein-westfälischen Gesundheits-, Wissenschafts- und Wirtschaftsministerien.

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