NRW

Arzneimittelkonto soll Pfleger und Apotheker einbinden

Ein Projekt in NRW soll die Arzneimitteltherapie mittels digitalem Medikationsplan verbessern. Die Erfahrungen sind bislang so positiv, dass neben Ärzten und Patienten weitere Akteure mit ins Boot geholt werden sollen.

Ilse SchlingensiepenVon Ilse Schlingensiepen Veröffentlicht:

KÖLN. Das Arzneimittelkonto Nordrhein-Westfalen geht jetzt in die nächste Phase. Nach Haus- und Fachärzten sowie Patienten sollen in der Zukunft auch Apotheken und Pflegeeinrichtungen in das Projekt, das als Ziel die Verbesserung der Arzneimitteltherapiesicherheit (AMTS) bei älteren Patienten hat, eingebunden werden.

Vorsatz der vom nordrhein-westfälischen Gesundheitsministerium geförderten Initiative ist es, mithilfe eines digitalen Medikationsplans und eines automatisierten AMTS-Checks die Arzneimittelversorgung zu verbessern.

Im ersten Schritt ist für ungefähr 1000 Patienten in Lennetal und Bonn ein elektronisches Arzneimittelkonto eingerichtet worden, auf das die jeweils behandelnden Haus- und Fachärzte zugreifen können. Dort stehen ihnen Informationen über die verordneten Medikamente zur Verfügung sowie zum Teil auch über die frei verkäuflichen.

Software checkt Verordnungen

Patienten können ihrerseits OTC-Präparate eintragen, die sie verwenden. Bei neuen Verordnungen checkt eine Arzneimittel-Prüfsoftware, ob Wechselwirkungen mit den bereits im Arzneimittelkonto aufgelisteten Medikamenten oder andere Risiken zu erwarten sind.

Bisher sind die Erfahrungen mit dem Arzneimittelkonto sind so positiv, dass die Reichweite des Arzneimittelkontos jetzt auf Apotheken und Pflegeeinrichtungen ausgedehnt wird. Zudem konnte die Knappschaft für die Mitarbeit gewonnen werden, berichtet Projektleiter Frank Ladendorf von der CompuGroup Medical. "Dadurch haben wir die Chance, auf die Bestandsdaten der beteiligten Versicherten zurückzugreifen", erläutert Ladendorf.

In ihrem Projekt "Elektronische Behandlungsinformation" stellt die Knappschaft Kliniken bereits seit einiger Zeit Informationen über die Medikation der Patienten zur Verfügung, wenn diese damit einverstanden sind. Auf diese Daten sollen beim Arzneimittelkonto künftig auch die teilnehmenden niedergelassenen Ärzte zugreifen können.

Technisch anspruchsvoll

Die Erweiterung des Arzneimittelkontos ist für die Beteiligten zunächst mit einer Reihe von technischen Herausforderungen verbunden. So muss beispielsweise die Apotheken-Software in das System integriert werden. Dabei handelt es sich zum einen um den zur CompuGroup gehörenden Anbieter Lauer-Fischer und zum anderen um das Unternehmen Pharmatechnik. "Noch sind wir in der Konzeptionsphase", betont Ladendorf.

Sind die technischen Voraussetzungen geschaffen, geht es an die Rekrutierung von Apotheken und Pflegeeinrichtungen sowie - in den neuen Regionen - von niedergelassenen Haus- und Fachärzten. Die Initiatoren hoffen, dass zwischen 2500 und 3000 Patienten einbezogen werden können, sagt der Projektleiter.

"Sie sollen je zur Hälfte aus dem ambulanten Bereich und den Pflegeeinrichtungen stammen." Ein wichtiges Kriterium für die Auswahl der Regionen bestehe darin, dass dort eine gewisse Anzahl Versicherter der Knappschaft zu finden sind. "Nach der Planung können wir Anfang 2017 starten", berichtet Ladendorf.

Das Arzneimittelkonto NRW wird vom Lehrstuhl für Gesundheitsökonomie und Gesundheitsmanagement der Universität Bielefeld wissenschaftlich begleitet.

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Kosten und Nutzen

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