Curriculum

Arzt-Patienten-Gespräch erlernen

Ein neues Kommunikations-Curriculum soll Medizinstudenten künftig bundesweit in ärztlicher Gesprächsführung schulen - und zwar schon im ersten Semester.

Von Ingeborg Bördlein Veröffentlicht:
Empathisch mit Patienten umgehen: Das sollen Medizinstudenten künftig ab dem ersten Semester lernen.

Empathisch mit Patienten umgehen: Das sollen Medizinstudenten künftig ab dem ersten Semester lernen.

© Hemera/Getty Images

HEIDELBERG. Läuft die Arzt-Patientenkommunikation schief, kann dies nach Studien zu Fehldiagnosen und -behandlungen führen und die Therapietreue beeinträchtigen.

Deshalb sollen angehende Ärzte künftig schon ab dem ersten Semester ihres Studiums lernen, wie sie mit ihren Patienten angemessen kommunizieren.

Dies sieht ein Kommunikationscurriculum für Medizinstudenten vor, das unter der Federführung von Privatdozentin Dr. Jana Jünger von der Medizinischen Universitätsklinik Heidelberg entwickelt wird.

Vertreter aller 36 Medizinischen Fakultäten in Deutschland erarbeiten das Modellcurriculum mit den entsprechenden Prüfungsinhalten.

Ziel des bundesweiten Projekts, das unter der Schirmherrschaft des Bundesgesundheitsministers steht und von vielen Fachgesellschaften mit getragen wird: Spätestens in drei Jahren sollen alle Medizinstudenten in Deutschland nach einheitlichen Vorgaben in ärztlicher Gesprächsführung ausgebildet und geprüft werden.

Ärztliche Gesprächsführung in der Approbationsordnung

Dass auch und gerade in Zeiten einer hoch technisierten und -spezialisierten Medizin eine gute Arzt-Patientenkommunikation Grundlage jeder erfolgreichen Diagnose und Therapie ist, habe man inzwischen erkannt, so Jünger.

Seit letztem Jahr ist die ärztliche Gesprächsführung als Ausbildungs- und Prüfungsgegenstand in die Approbationsordnung aufgenommen worden.

In vielen Medizinfakultäten werden bereits Kommunikationskurse angeboten, jedoch meist zu spät, zu theoretisch und lediglich als Zusatz neben der medizinischen Ausbildung, so Jünger.

Künftig sollen die Studenten schon ab dem ersten Semester lernen, vertrauensvoll mit ihren Patienten zu kommunizieren und emphatisch mit ihnen umzugehen.

"Die angehenden Ärzte müssen zunächst das Zuhören lernen", so Jünger, denn komme der Patient ausreichend zu Wort, liefere er wichtige diagnostische Hinweise.

An der Uniklinik Heidelberg entwickelt

Am Uniklinikum in Heidelberg wurde ein Anamnesetraining entwickelt, in welchem die Studenten simulierte Patientengespräche mit Schauspielern üben können.

Dabei lernen sie auch die Selbstwirksamkeit einer guten und empathischen Kommunikation kennen, denn ist der Draht zwischen Arzt und Patient gut, wirkt sich das auf die Compliance aus.

Derzeit werden aus allen Medizinfakultäten Deutschlands exemplarische Kommunikationssituationen zusammengetragen, sodass " wir auf unterschiedlichste Praxis- und Unterrichtsbeispiele zurückgreifen können", so Jünger.

Die Patientengespräche sollen das Studium durchgehend begleiten und im Verlauf zunehmend komplexer werden wie etwa bei Suizidgefährdung, dem Überbringen einer Krebsdiagnose oder bei therapieresistenten Patienten.

Nicht nur Patienten profitieren von einer gelungenen Kommunikation, so Jünger. Wie man aus Studien wisse, sinke auch bei Ärzten der Stresspegel und die Burn out-Gefahr, wenn die Kommunikation mit ihren Patienten gut läuft.

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