Astra Zeneca: Pionier der Preisfindung

Die ersten Preisfindungsverhandlungen nach dem vom AMNOG verordneten Verfahren stehen kurz bevor. Die Pionierarbeit auf Seiten der Pharmaindustrie werden Vertreter des Herstellers Astra Zeneca leisten.

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Wasem: Erwartet vernünftige Preise vom AMNOG-Verfahren.

Wasem: Erwartet vernünftige Preise vom AMNOG-Verfahren.

© Müller-Stauffenberg / imago

BERLIN (af). Dr. Claus Runge, Mitglied der Geschäftsleitung der Astra Zeneca GmbH zeigte sich bei einer Diskussionsveranstaltung im Hauptstadtbüro des Unternehmens am Dienstag gespannt: "Was bedeutet die Bewertung für die Preisfindung?"

Das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen hat dem Blutverdünner Ticagrelor (Brilique) des Unternehmens einen beträchtlichen Zusatznutzen zugemessen, allerdings nur für 75 Prozent der Patienten.

Das vom AMNOG vorgesehene Verfahren sieht zunächst vor, den Zusatznutzen eines Wirkstoffes festzustellen. Im Anschluss daran versuchen das Unternehmen und der Spitzenverband der gesetzlichen Krankenkassen einen Preis für die neue Arznei zu finden.

Hoffnung auf gute Preise

Während für Ticagrelor die Nutzenbewertung seitens des IQWiG vorliegt, stehen die Preisfindungsgespräche noch vor der Erstaufführung. Professor Jürgen Wasem von der Universität Duisburg/Essen machte Runge Hoffnung.

Der Preis werde vernünftig ausfallen, sagte der Gesundheitsökonom. Offene Fragen zur Preisfindung gebe es gleichwohl, merkte Wasem an. Im Augenblick entschieden der Gemeinsame Bundesausschuss (GBA) und der GKV-Spitzenverband über den Preis eines Zusatznutzens.

Die Entwicklung sollte aber hin zu einem Algorithmus gehen, mit dem sich auch patientenrelevante Endpunkte in Arzneimittelpreise übersetzen ließen. Dies enthalte auch ethische Aspekte.

Ein lernendes System

Die Gesellschaft müsse sich die Frage stellen: "Was sind wir bereit für ein Menschenleben zu bezahlen." Dafür brauche Deutschland allerdings eine konsistente Bewertung des Nutzens.

Im Augenblick seien dafür die Spielräume zu groß, zum Beispiel bei der Festlegung von Vergleichstherapien.

Das AMNOG sei ein lernendes System, schloss der CDU-Gesundheitspolitiker Michael Hennrich Korrekturen des Gesetzgebers nicht aus.

Transparenz für Ärzte und Patienten

Er könne sich vorstellen, die Position der Hersteller im Verfahren zu stärken, gerade auch bei der Ermittlung einer geeigneten Vergleichstherapie. "Wir warten die Ergebnisse der ersten Preisverhandlungen ab, dann schauen wir, ob wir nachbessern müssen", sagte Hennrich.

Änderungen im AMNOG könnten in der für Januar 2012 anlaufenden AMG-Novelle stattfinden. Einen anderen Zugang zur Preisfindung zeigte Tim Steimle, Apotheker bei der Techniker Krankenkasse.

Die gesetzliche Krankenversicherung in Deutschland sei der größte Kunde der Pharmaindustrie in Europa.

Er hoffe daher auf Preise unterhalb des in Europa zu findenden günstigsten Niveaus. Das AMNOG schaffe mehr Transparenz für die verordnenden Ärzte und die Patienten.

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