Charité
Aufsichtsrat will Mindestlohn durchsetzen
Mitarbeiter im Facility Management sollen mindestens 8,50 Euro pro Stunde verdienen.
Veröffentlicht:BERLIN. Die Berliner Uniklinik Charité ist nach dem Missbrauchsskandal auf dem richtigen Weg. Diese Auffassung vertrat der Aufsichtsrat von Europas größter Universitätsklinik in seiner Sitzung am Montag.
Er begrüßte den Acht-Punkte-Plan des Charité Vorstands und den Einsatz eines externen Expertenteams. Zugleich forderte er eine Neuordnung der internen Kommunikationsstrukturen.
Das werde "vom obersten Gremium der Charité als notwendig erachtet, um klare Regelungen zu schaffen und so auch die derzeitige Verunsicherung der Beschäftigten zu überwinden", teilte die Charité mit.
Andere Konsequenzen aus dem Skandal fordert indes der Verband der Pflegedirektoren der Universitätskliniken (VPU). Er vertritt die Auffassung, dass nicht menschliches Versagen Einzelner, sondern die strukturellen Rahmenbedingungen ursächlich für den Skandal sind.
"Speziell die Kombination aus zwei Risikofaktoren halten wir für besonders pathogen: eine systematische personale Unterversorgung und die unzureichende Einbindung des Pflegedienstes in die Organisations- und Entscheidungsstrukturen", so der VPU in einer Stellungnahme.
Vorgabe: Ausgeglichenes Jahresergebnis
Neben dem Missbrauchsskandal behandelte der Aufsichtsrat auch strukturelle Fragen. Eine wegweisende Entscheidung traf er mit Blick auf die Tochtergesellschaft Charité Facility Management (CFM).
Die Kooperation mit der Vamed Dussmann Gruppe im Servicebereich wird fortgesetzt. Allerdings ist die erneute Vergabe von 49 Prozent der Gesellschafteranteile an Bedingungen geknüpft.
So hat der Charité-Aufsichtsrat die Auflage gemacht, dass für alle Mitarbeiter ein Mindestlohn von 8,50 Euro eingeführt wird und Verhandlungen über einen Manteltarifvertrag aufgenommen werden.
Auch zur Qualität der Leistungen und zu Investitionsverpflichtungen machte der Aufsichtsrat der Charité "sehr klare Vorgaben", wie die Universitätsklinik mitteilte.
Beschlossen wurde zudem der Wirtschaftsplan für 2013. Erneut wird der Charité ein ausgeglichenes Jahresergebnis abverlangt.
Das dürfte besonders mit Blick auf die anstehende Bauarbeiten am Campus Mitte und am Campus Benjamin Franklin eine "enorme Herausforderung" werden. Dessen sei sich der Aufsichtsrat bewusst.