Quartalsbilanz

Bayer verdaut Glyphosat-Streit im zweiten Quartal

Die Corona-Pandemie führt dazu, dass andere Krankheiten vernachlässigt werden. Das bekommt auch der Konzern Bayer zu spüren. Das Ergebnis im zweiten Quartal wird aber noch stärker durch ein anderes Ereignis beeinflusst.

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Bayer-Kreuz am Werk in Wuppertal

Das Bayer-Kreuz am Werk in Wuppertal (Archivbild): Im Ergebnis des zweiten Quartals schlägt sich der zu erwartende Vergleich in Sachen Glyphosat bilanziell nieder.

© Oliver Berg/dpa

Leverkusen. Die Corona-Pandemie hinterlässt bei Bayer Spuren: Auch wegen der Belastungen in der Pharmasparte durch verschobene Behandlungen blickt der Agrarchemie- und Pharmakonzern vorsichtiger auf das Gesamtjahr. Zudem schlagen sich die angestrebte Einigung im US-Glyphosat-Streit sowie andere Rechtsfälle im zweiten Quartal mit hohen Verlusten in der Bilanz des Dax-Konzerns nieder, wie Bayer am Dienstag in Leverkusen mitteilte.

Unter dem Strich dürfte 2020 ein dickes Minus stehen, nachdem Sonderaufwendungen von 12,5 Milliarden Euro hauptsächlich für Rechtsstreitigkeiten Bayer im zweiten Quartal einen Verlust von 9,5 Milliarden Euro eingebrockt haben. Vor einem Jahr war es noch ein Plus von rund 400 Millionen Euro gewesen.

Ende Juni hatte Bayer Einigungen in US-Rechtsstreitigkeiten um die Unkrautvernichter Glyphosat, Dicamba sowie PCB angekündigt. Der weitaus teuerste Streit ist dabei derjenige um angebliche Krebsrisiken glyphosathaltiger Unkrautvernichter. Der angestrebte Vergleich mit der Mehrzahl der Kläger ist allerdings noch nicht abgeschlossen.

Konzernumsatz fällt, operatives Ergebnis steigt

Der Konzernumsatz fiel nach Angaben von Bayer im zweiten Quartal um 6,2 Prozent auf rund zehn Milliarden Euro. Aus eigener Kraft – also Wechselkurseffekte sowie Zu- und Verkäufe herausgerechnet – war es ein Minus von 2,5 Prozent. Das operative Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) sowie vor Sondereffekten stieg auch dank Kostensenkungen im Zusammenhang mit der Monsanto-Integration um 5,6 Prozent auf 2,88 Milliarden Euro.

Angesichts der teils holprigen Entwicklung im Tagesgeschäft peilt das Management nun 2020 vor Wechselkurseffekten sowie dem Zu- und Verkauf von Unternehmensteilen ein Umsatzwachstum von 0 bis 1 Prozent an auf 43 bis 44 Milliarden Euro. Bisher waren 44 bis 45 Milliarden Euro geplant gewesen.

Die Verschiebung vieler nicht dringend notwendiger Behandlungen und die Angst vieler Menschen vor Arztbesuchen während der Corona-Pandemie belasteten das Pharmageschäft im zweiten Quartal, was sich besonders beim Augenmedikament Eylea zeigte, das neben dem Gerinnungshemmer Xarelto eigentlich einer der Wachstumstreiber der Sparte ist. Aber auch der Absatz von Verhütungsmitteln für Frauen ging deutlich zurück.

OTC-Geschäft leicht rückläufig

Im Geschäft mit rezeptfreien Medikamenten hielten sich die Kunden auch ein wenig zurück. Das lag aber vor allem daran, dass sich der Handel im ersten Quartal wegen der Corona-Pandemie schon reichlich eingedeckt hatte und nun erst einmal die Lagerbestände abbauen muss. Insgesamt blieben die Medizingeschäfte von Bayer denn auch hinter den Erwartungen zurück.

Besser lief es hingegen in der Agrarsparte. Das lag an guten Geschäften etwa mit Mais-Saat in Brasilien, an einer Erholung der Sojasamen-Nachfrage in Nordamerika sowie einer robusten Nachfrage nach Pflanzenschutzmitteln. Zudem kommt Bayer nach eigenen Angaben bei der Integration des 2018 übernommenen US-Saatgutkonzerns Monsanto schnell voran, was die Kosten drückt. (dpa)

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