Krankenversicherung

Beiträge steigen in der PKV langsamer als in der GKV

Nach einer aktuellen Analyse haben die Beiträge der gesetzlich Versicherten von 2013 bis 2023 im Schnitt um 3,4 Prozent pro Jahr zugelegt, bei den Privatversicherten um 2,8 Prozent.

Ilse SchlingensiepenVon Ilse Schlingensiepen Veröffentlicht:
Mit dem Verweis auf ähnliche Steigerungsraten in beiden Systemen wollen die Wissenschaftler vor allem der Kritik an den in der PKV bisweilen sprunghaft steigenden Prämien den Wind aus den Segeln nehmen.

Mit dem Verweis auf ähnliche Steigerungsraten in beiden Systemen wollen die Wissenschaftler vor allem der Kritik an den in der PKV bisweilen sprunghaft steigenden Prämien den Wind aus den Segeln nehmen.

© Alexander Limbach / stock.adobe.com

Köln. Die private Vollversicherung wird im kommenden Jahr im Schnitt um 3,7 Prozent teurer. Damit liegt die Prämienanpassung leicht über dem jährlichen Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre. Ihn beziffert das Wissenschaftliche Institut der Privaten Krankenversicherung (WIP) in einer aktuellen Kurzanalyse mit 2,8 Prozent pro Jahr. Damit liegt die private Krankenversicherung (PKV) leicht unter der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV), bei der die Beiträge um durchschnittlich 3,4 Prozent gestiegen sind.

Das WIP untersucht regelmäßig die Beitragsentwicklung in PKV und GKV. Mit dem Verweis auf ähnliche Steigerungsraten in beiden Systemen wollen die Wissenschaftler vor allem der Kritik an den in der PKV bisweilen sprunghaft steigenden Prämien den Wind aus den Segeln nehmen.

Kalkulationsregeln der PKV führen zu Beitragssprüngen

Die Tatsache, dass es in der privaten Vollversicherung in manchen Tarifen nach Jahren ohne Anpassung zu teilweise heftigen Erhöhungen kommt, erklären sie mit den Kalkulationsregeln der PKV: Die Unternehmen dürfen die Prämien nur dann anpassen, wenn bestimmte auslösende Faktoren anspringen.

Zu Buche schlagen hier vor allem die steigenden Leistungsausgaben. Wenn sie je nach Vertrag um fünf oder zehn Prozent von den ursprünglich kalkulierten Werten abweichen, müssen die Versicherer die Prämien anpassen. Dann müssen sie aber auch alle anderen Faktoren einbeziehen, die Einfluss auf die Höhe der Prämie haben. Das waren in den vergangenen Jahren vor allem die Niedrigzinsen.

Die SPD blockiert Reformen

Die Branche wirbt seit Langem für eine Änderung der Regeln, die eine kontinuierlichere Anpassung möglich machen würde, bislang allerdings vergeblich. „Unsere Reformvorschläge werden auch von Verbraucherschützern unterstützt, aber leider seit Jahren von der SPD in der Regierung blockiert“, betont der Direktor des PKV-Verbands Dr. Florian Reuther.

Für die GKV-Beiträge sind die Einkommen die zentrale Größe. Erhöhen sie sich, müssen die Mitglieder entsprechend höhere Beiträge zahlen, auch wenn der Beitragssatz unverändert bleibt. Die regelmäßige Anhebung der Beitragsbemessungsgrenze schlägt sich ebenfalls in einem höheren Beitragsaufkommen der Kassen nieder.

Für die Jahre 2013 bis 2023 kommt das WIP auf einen Anstieg der Prämieneinnahmen je Vollversicherten in der PKV um 32,0 Prozent, während die GKV ein Plus von 40,2 Prozent verzeichnet. „Über den gesamten Zeitraum betrachtet, ergibt sich eine durchschnittliche jährliche Steigerung der Prämien- beziehungsweise Beitragsbelastung von 2,8 Prozent in der PKV und 3,4 Prozent in der GKV“, schreiben Dr. Lewe Bahnsen und Dr. Frank Wild vom WIP in ihrer Analyse.

PKV liegt 2023 mit plus 3,7 Prozent über der GKV

Sie haben dabei auf Zahlen des Bundesgesundheitsministeriums und des PKV-Verbands zurückgegriffen. Für die Jahre 2022 und 2023 sind Schätzungen des Bundesamtes für Soziale Sicherung und des PKV-Verbands verwendet worden. Die dabei für das Jahr 2022 veranschlagte durchschnittliche Beitragsanpassung in der PKV von 2,8 Prozent liegt deutlich unter den zunächst vom PKV-Verband prognostizierten 4,1 Prozent.

Mit der erwarteten Steigerung um 3,7 Prozent liegt die PKV im kommenden Jahr über den für die GKV angenommenen 2,2 Prozent. Von den Prämienanpassungen ist laut PKV-Verband rund ein Drittel der Privatpatienten betroffen.

„Die Daten aus zehn Jahren zeigen: Privatversicherte haben eine vergleichsweise günstige Beitragsentwicklung“, sagt Reuther. (iss)

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