Jahresbilanz

Boehringer profitiert von starker Nachfrage nach neuen Produkten

Am Mittwoch veröffentlichte Boehringer seine Jahresbilanz 2019 – wegen der Corona-Krise erstmals ohne großen Pressebahnhof in Ingelheim. Das Pharma-Portfolio wird zunehmend von Diabetes dominiert.

Von Christoph Winnat Veröffentlicht:
Fertigung des Gerinnungshemmers Pradaxa®, einem der fünf Blockbuster, die Boehringer Ingelheim aktuell hat.

Fertigung des Gerinnungshemmers Pradaxa®, einem der fünf Blockbuster, die Boehringer Ingelheim aktuell hat.

© Boehringer Ingelheim

Ingelheim. Nach dem Rekordjahr 2018 hat Boehringer Ingelheim im vergangenen Jahr nochmals eine Schippe draufgelegt. Bei Umsatz und sämtlichen Gewinngrößen weist das Familienunternehmen soliden Zuwachs aus.

Erstmals war das orale Antidiabetikum Empagliflozin (Jardiance® sowie weitere Markenzeichen für Kombi-Versionen) mit knapp 2,2 Milliarden Euro Umsatz (+47 Prozent) größtes Konzernprodukt. Mit rund 1,6 Milliarden Euro (+12 Prozent) konnte auch das zweite große Antidiabetikum Boehringers, der DPP-4-Hemmer Linagliptin (Trajenta® u.a.), zweistellig zulegen. Das langjährige Hauptprodukt Spiriva® (Tiotropium gegen Asthma/COPD) musste zwar erneut an die generische Konkurrenz abgeben, steuerte mit knapp 2,1 Milliarden Euro (-15 Prozent) aber immer noch maßgeblich zu den Gesamteinnahmen bei.

Pharmasparte legt acht Prozent zu

Das vierte Produkt im Blockbusterkonzert Boehringers, der Gerinnungshemmer Dabigatran (Pradaxa®), brachte 1,5 Milliarden Euro (+3,0 Prozent), das fünfte, Ofev® (Nintedanib) gegen idiopatische Lungenfibrose, ebenfalls 1,5 Milliarden (+32 Prozent). Allein auf diese fünf Produkte entfielen damit annäherungsweise schon zwei Drittel der Erlöse des verschreibungspflichtigen Arzneimittelgeschäfts, dass 2019 um acht Prozent auf rund 14 Milliarden Euro zulegen konnte.

Im Veterinärgeschäft nahmen die Einnahmen 2019 um knapp zwei Prozent auf runde vier Milliarden Euro zu, was vor allem günstigen Wechselkurseffekten geschuldet war. Ohne dies, heißt es, wären die Einnahmen um 0,7 Prozent zurückgegangen; gebremst worden sei die Geschäftsentwicklung etwa vom Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest, insbesondere in China. Die dritte Konzernsparte, biotechnologische Auftragsproduktion für Pharmakunden, erlöste 786 Millionen Euro (+7,0 Prozent).

Boehringer Ingelheim 2019

  • Umsatz: 19 Mrd. Euro (+9,0 %) davon Pharma-Rx: 14 Mrd. Euro (+8,0 %)
  • Überschuss: 2,7 Mrd. Euro (+31 %)
  • F&E-Ausgaben: 3,5 Mrd. Euro (+9,0 %)

Der Konzernumsatz verbesserte sich um neun Prozent auf rund 19 Milliarden Euro (Währungsbereinigt +5,7 Prozent). Der Betriebsgewinn nahm um gleichfalls neun Prozent auf knapp 3,8 Milliarden Euro zu. Nach Steuern stehen dank eines besseren Finanzergebnisses sowie drastisch gesunkener Steuerlast 2,7 Milliarden Euro in den Büchern, 31 Prozent mehr als im Vorjahr.

Die gewohnt zurückhaltende, zumal keinem breiten Aktionärskreis verpflichtete Prognose lautet für 2020 (bereinigt um Währungs- und Sondereffekte) auf ein leichtes Umsatzplus sowie ein „stabiles Betriebsergebnis“ auf 2019er-Niveau.

Forschung gegen COVID-19

Wie das Unternehmen ebenfalls am Mittwoch mitteilte, wurde ein anfänglich nur für China aufgelegter Spendenfonds über eine Million Euro jetzt auf 5,8 Millionen aufgestockt. Darüber hinaus bietet der Konzern sämtlichen seiner weltweit 51 .000 Beschäftigten an, sich bis zu zehn Tage bei vollem Lohnausgleich freistellen zu lasen, „um externe Organisationen im Kampf gegen COVID-19 zu unterstützen“. Mitarbeiter, die ihre üblichen Tätigkeiten weder im Homeoffice noch im Betrieb erledigen können, dürften sich „auch länger ehrenamtlich engagieren“, heißt es weiter. „Sie erhalten in dieser Zeit ihr reguläres Gehalt, bis sie ihre Arbeit wieder aufnehmen können.“

Doch auch in den F&E-Abteilungen des Konzerns wird Entwicklungsexpertise mobilisiert. Seit Januar beschäftigen sich den Angaben zufolge Konzernmitarbeiter – inzwischen über 100 – mit der Suche nach Behandlungsansätzen gegen COVID-19. Zudem beteilige sich Boehringer an einem Forschungsprogramm der Bill & Melinda Gates Stiftung und biete externen Wissenschaftlern sechs antivirale Substanzen zur kostenlosen Verwendung im Rahmen eigener Forschungshypothesen an.

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