TK-Umfrage
Brandenburger wollen Qualität bei Krankenhäusern
82 Prozent der Befragten würden sich im Fall einer notwendigen Operation für ein Krankenhaus entscheiden, das vielleicht weiter entfernt ist, aber umfassende Erfahrung zum Fall hat.
Veröffentlicht: | aktualisiert:Potsdam. Laut einer repräsentativen Forsa-Umfrage für die Techniker Krankenkasse (TK) in Brandenburg würden sich 82 Prozent der Befragten im Fall einer notwendigen Operation für ein Krankenhaus entscheiden, das vielleicht weiter entfernt ist, aber umfassende Erfahrung mit der Behandlung ihres gesundheitlichen Problems hat.18 Prozent würden einer Klinik den Vorzug geben, die für ihren Fall zwar nicht spezialisiert ist, dafür aber in der Nähe.
„Die Befragung zeigt ganz klar: Qualität ist den Menschen wichtig“, sagt die Leiterin der TK in Berlin und Brandenburg, Susanne Hertzer. „Oberstes Ziel einer Krankenhausreform muss die Verbesserung der Behandlungsqualität sein – und dafür braucht es ein gewisses Maß an Spezialisierung in den Kliniken.“ Für die bestmögliche Versorgung von Patientinnen und Patienten seien gerade in komplizierten Fällen besondere Expertise, Erfahrung und speziell geschulte Kräfte nötig.“
Qualitätsaspekte sind Hauptkriterium
Auf die Frage, nach welchen Kriterien sie bei einer anstehenden Operation grundsätzlich eine Klinik wählen würden, lagen ebenfalls Qualitätsaspekte vor: Für 95 Prozent ist eine möglichst geringe Zahl an Komplikationen wichtig oder sehr wichtig, 92 Prozent setzen auf objektive Daten zur Qualität und 88 Prozent auf die Empfehlung der behandelnden Ärztin oder des behandelnden Arztes. Die Nähe zum Wohnort spielt nur für 44 Prozent eine wichtige oder sehr wichtige Rolle.
Damit verhalten sich die Ergebnisse der Umfrage diametral entgegengesetzt zur Brandenburger Gesundheitspolitik: Politiker fast aller Parteien fordern im Land einen Erhalt von möglichst wohnortnahen Kliniken.
„Die Qualität der Behandlung, die auch der Gesetzentwurf der Bundesregierung zur Krankenhausreform so sehr in den Mittelpunkt rückt, beinhaltet auch ihre Erreichbarkeit, insbesondere bei der Grund- und Notfallversorgung“, sagte Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher (Grüne) der Ärzte Zeitung. „Für uns in Brandenburg hat die Bewahrung der flächendeckenden, qualitativ hochwertigen Gesundheitsversorgung höchste Priorität.“
Dilemma zwischen Qualität und Erreichbarkeit
Ähnlich äußert sich auch der gesundheitspolitische Sprecher der CDU, Professor Michael Schierack. „Das muss eine Krankenhausreform leisten: Auf der einen Seite die flächendeckende Versorgung der Menschen in ländlichen Raum, auf der anderen Seite die Konzentration spezialisierter Operationen in ganz bestimmten Kliniken“, sagte der Mediziner, der als niedergelassener Orthopäde in Cottbus praktiziert. „Dazu muss jedoch auch die Logistik in einem Flächenland wie Brandenburg zur Verfügung stehen, also die entsprechenden Transportwege.“
Der SPD-Gesundheitspolitiker Björn Lüttmann betonte, Umfrageergebnisse müsse man immer einordnen. „Dass spezialisierte Operationen an spezialisierten Kliniken stattfinden, ist ja auch ein wichtiger Punkt in der Krankenhausreform von Minister Lauterbach“, sagte Lüttmann. „Dass man aber die Grundversorger nicht so schwächen darf, dass sie die Grundversorgung nicht mehr leisten können, darf man aus solchen Ergebnissen gerade nicht ableiten.“ (lass)