WIdO Versorgungsreport

Defizite in der Krebs-Früherkennung erkennbar

Die Information der Patienten im Rahmen von Krebs-Früherkennungsuntersuchungen ist nicht optimal. Nutzen und auch Nachteile werden zu selten bzw. nicht umfassend genug erörtert, so das Fazit einer Umfrage für den neuen AOK Versorgungs-Reports.

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Krebs-Früherkennung: Langzeitdasten der AOK belegen, dass etwa ein Fünftel der anspruchsberechtigen Frauen zwischen 60 und 69 Jahren das Mammografie-Angebot offenbar nicht in Anspurch nehmen.

Krebs-Früherkennung: Langzeitdasten der AOK belegen, dass etwa ein Fünftel der anspruchsberechtigen Frauen zwischen 60 und 69 Jahren das Mammografie-Angebot offenbar nicht in Anspurch nehmen.

© karoshi / Fotolia

BERLIN. Nur etwa 55 Prozent der teilnehmenden Frauen wurden nach eigenen Angaben über die Vorteile der Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs informiert. Das geht aus der repräsentativen Befragung von mehr als 2.000 gesetzlich Versicherten für den „Versorgungs-Report Früherkennung“ des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) hervor, der am Montag in Berlin vorgestellt worden ist.

Noch geringer war mit 25 Prozent der Anteil der Frauen, die Informationen über mögliche Nachteile der Untersuchung wie falsch positive Befunde erhielten, heißt es in einer Mitteilung der AOK. Ein ähnliches Bild zeigte sich danach bei Darmkrebs-Vorsorge: Infos über die Nachteile der Darmspiegelung erfolgten hier bei 36 Prozent der Umfrageteilnehmer. Eine Aufklärung über den Nutzen der Untersuchung bekamen immerhin 75 Prozent der Patienten.

Bei der Brustkrebs-Früherkennung war das Verhältnis ausgewogen: Jeweils etwa die Hälfte der teilnehmenden Frauen berichtete, dass sie über Nutzen beziehungsweise Nachteile aufgeklärt worden seien.

Krebs-Früherkennung: Internet und Arzt sind wichtige Infoquelle

„Die Befragungsergebnisse zeigen, dass die Voraussetzungen für eine informierte Entscheidung der Versicherten oft fehlen“, wird Professor Norbert Schmacke, Mitherausgeber des Reports zitiert. Er verweist in diesem Zusammenhang auf das im Nationalen Krebsplan bereits 2010 formulierten Ziel, Versicherte zu einer Entscheidung unter Berücksichtigung aller Vor- und Nachteile zu befähigen. Schmacke betont, dass Ärzte daher auch die möglichen Bedenken ihrer Patienten, etwa zu möglichen Fehlalarmen durch falsche Befunde, in der Beratung berücksichtigen sollten.

Weiteres Ergebnis der Befragung: Die Versicherten informieren sich offenbar vor allem per Internet über das Thema Früherkennung. Laut WIdO gaben dies 51 Prozent der Frauen und 47 Prozent der Männer an. Eine fast ebenso große Rolle spiele der Hausarzt: 40 Prozent der befragten Frauen und 50 Prozent der Männer nannten ihn als Informationsquelle.

Wie oft werden Früherkennungs-Untersuchungen genutzt?

In den Versorgungs-Report eingeflossen sind zudem Langzeit-Auswertungen auf Basis der AOK-Abrechnungsdaten von 2007 bis 2016, die Rückschlüsse auf die Teilnahmeraten an Früherkennungs-Untersuchungen erlauben. So nahmen dem Report zufolge 78 Prozent der Versicherten über 60 zwischen 2007 und 2016 entweder den Stuhltest, die Darmspiegelung (Koloskopie) oder die Beratung zur Darmkrebs-Früherkennung in Anspruch. Christian Günster, Leiter des Bereichs Qualitäts- und Versorgungsforschung beim WIdO verweist allerdings darauf: .„Das heißt, im Umkehrschluss aber auch, dass jeder Fünfte ältere Anspruchsberechtigte im Zeitraum von zehn Jahren überhaupt nicht vom Darmkrebs-Screening erreicht wurde.“

An der Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs nahmen im gleichen Zeitraum 85 Prozent der anspruchsberechtigten Frauen zwischen 30 und 49 Jahren regelmäßig teil. 15 Prozent ließen die Untersuchung dagegen nur selten (in einem oder zwei der zehn Jahre) oder gar nicht durchführen.

Gleichzeitig belegt die Auswertung, dass 61 Prozent der anspruchsberechtigten Frauen an der Mammografie teilgenommen hatten. Allerdings nahmen 22 Prozent der Frauen von 60 bis 69 Jahren zwischen 2007 und 2016 die Mammografie gar nicht in Anspruch. (run)

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