Online-Terminbuchung

Der Patientenwunsch ist Ärzten Befehl

Patienten verlangen zunehmend digitale Service-Optionen wie die Online-Terminvereinbarung. Ärzte stehen dem offen gegenüber, wie eine aktuelle Erhebung zeigt. Und das sind die Gründe.

Matthias WallenfelsVon Matthias Wallenfels Veröffentlicht:
Smartphone-Nutzung in der U-Bahn: Wer Patienten eine Online-Buchung anbietet, verbessert die Erreichbarkeit der Praxis – von überall.

Smartphone-Nutzung in der U-Bahn: Wer Patienten eine Online-Buchung anbietet, verbessert die Erreichbarkeit der Praxis – von überall.

© Farknot Architect / stock.adobe.com

MÜNCHEN. Die ständig wachsenden Nutzungszahlen bei Anbietern wie Doctolib oder Jameda zeigen es: Online-Arztterminbuchungen sind ein Zukunftstrend. Auf den stellen sich nach einer neuen Erhebung anscheinend auch immer mehr Ärzte ein.

Jameda, nach eigenen Angaben Deutschlands größtes Arztempfehlungsportal und Marktführer für Online-Arzttermine, hat insgesamt 932 Ärzte und andere Heilberufler unter seinen Kunden zur Online-Terminvereinbarung befragt – 38 Prozent von ihnen bieten ihren Patienten nach eigener Aussage bereits eine entsprechende Lösung an.

Mehrwert für Patienten schaffen

55 Prozent dieser Ärzte gaben als Motivation für das Angebot einer Online-Terminbuchung an, dass ihre Patienten dies wünschten, so das Unternehmen in einer Mitteilung. Am zweithäufigsten nannten die Ärzte (39 Prozent) den Grund, ihren Patienten mit der digitalen Lösung einen besonderen Service bieten zu wollen.

Jeder Dritte (32 Prozent) vergibt Termine online, um so neue Patienten zu gewinnen: Eine Praxis mit einer Online-Terminbuchungsoption ist gerade für Neupatienten im Erstkontakt durch die flexible Nutzung niedrigschwelliger erreichbar als eine Praxis mit ständig besetzten Telefonen – eine Chance für das Praxismarketing. Mehrfachnennungen waren möglich.

Die Bereitschaft der Deutschen steigt, Online-Services ihrer Praxis wie die Terminbuchung in Anspruch zu nehmen. Das zeigt nicht zuletzt eine repräsentative Umfrage des Digitalverbands Bitkom und der Bayerischen TelemedAllianz (BTA) unter über 1000 Bundesbürgern aus dem vergangenen Jahr.

Dort gaben 18 Prozent der Befragten an, bereits mindestens einmal einen Arzttermin online vereinbart zu haben. Noch wichtiger: 40 Prozent der potenziellen Patienten gaben damals an, noch keinen Termin online gebucht zu haben, es sich künftig aber durchaus vorstellen zu können.

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Kommentare
Peter Gorenflos 24.08.201817:40 Uhr

Konstruktives und Verbotenes im Internet, Wettbewerbsrecht

Am 25.7. hatte die Kölner Kanzlei Höcker einen sehr fundierten Artikel über Jamedas Geschäftspraktiken zm-online publiziert unter Berufung auf den ehemaligen Vorsitzenden des Bundesgerichtshofes Wolfgang Büscher ("Können Arztbewertungsportale neutral sein?"). Es wurde darauf hingewiesen, dass bei einem Bewertungs-Portal, das für zahlende Kunden Werbe- und Präsentations-Möglichkeiten anbietet - genau das praktiziert Jameda - alle Teilnehmer die Einwilligung für ihr Profil geben müssen, da andernfalls ihr Recht auf informationelle Selbstbestimmung verletzt wird, will sagen, dass Zwangsrekrutierungen unter solchen Bedingungen nicht erlaubt sind.
Um eine Sache von vorneherein klarzustellen: gegen Digitalisierung, auch im Gesundheitswesen, ist überhaupt nichts einzuwenden, nicht gegen Online-Terminvergabe, nicht gegen Video-Sprechstunde und auch nicht gegen Internet-Werbung. Gegen unlauteren Wettbewerb unter dem Vorwand digitalen Fortschritts muss allerdings entschieden vorgegangen werden. Jameda zeigt meines Erachtens ein fragwürdiges Geschäftsmodells. Man kombiniert Werbung mit Bewertung und hält an der Zwangsrekrutierung von Ärzten und Zahnärzten trotz BGH-Urteils fest. Die ZEIT-Statistik mit 6.500 Fällen (ZEIT-Artikel vom 18. Januar) hat gezeigt, was zu erwarten ist: zahlende Kundschaft hat die besseren Noten. Das ist eine völlig inakzeptable Konstruktion, ganz egal, wie dieses Ergebnis zustande kommt, seien es die schönen Profilfotos oder eine mögliche Manipulation der Bewertungs-Durchschnitte durch Jameda selbst.

Dr. Christian Siebel 24.08.201810:36 Uhr

Verschärfung des Ärztemangels

Für Ärzte, die nicht mehr wissen, wann sie die vielen Patienten noch behandeln sollen, ist ein online-Terminkalender das weitere i-Tüpfelchen auf dem Weg zum Burnout.
Damit kann sich nun jeder Patient beliebig oft mit beliebigen Bagatellen selber Termine eintragen.
Wo ist da der Mehrwert für alle?

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