Der Standpunkt

Der Weg in den Online-Konsens

Der Appell des Ärztetages war eindeutig: Die Politiker sollen das Projekt E-Card aufgeben. Doch der Aufruf wird ins Leere laufen, ist sich Hauke Gerlof sicher. Er appelliert stattdessen an die Ärzte, denn er meint: Eine Blockade hilft niemandem.

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Der Autor ist stellv. Chefredakteur und Ressortleiter Wirtschaft der "Ärzte Zeitung". Schreiben Sie ihm: hauke.gerlof@ springer.com

Kein Arzt wird in Zukunft mehr um eine Kommunikation per Datenleitung herumkommen - ob mit Kolleginnen und Kollegen in Klinik oder Praxis oder mit Patienten. Das ist inzwischen weitgehend Konsens.

Selbst die starke Gruppe der Gegner der elektronischen Gesundheitskarte (eGK) beim Ärztetag hat nicht mehr der guten, alten Offline-Zeit das Wort geredet. Sie hat in ihrem Antrag vielmehr ein alternatives Szenario einer sicheren Online-Kommunikation zwischen Ärzten und mit Patienten aufgebaut, in dem die Krankenkassen weitgehend aus dem Spiel wären.

Noch immer stößt es vielen Ärzten sauer auf, dass die erste Online-Funktion der neuen Karte die Stammdatenverwaltung der Versicherten für die Kassen sein soll.

Den Ärzten geht es in erster Linie um Anwendungen, die das Arzt-Patienten-Verhältnis stärken helfen, die die Arzneitherapie-Sicherheit verbessern oder einen reibungslosen Datenaustausch mit Kollegen erlauben - von dem dann auch wiederum die Patienten profitieren würden.

Dass dies mit der neuen Karte immer noch nicht möglich ist, dürfte letztlich der Hauptgrund dafür sein, dass nicht der Vorstandsantrag zur Karte in Nürnberg durchgegangen ist, sondern der Antrag der Opposition - ein Appell an die Politik, das Projekt der Karte aufzugeben.

Doch macht die Bundesregierung keine Anstalten, gerade jetzt, da die eGK bereits millionenfach an die Versicherten gegangen ist und weiterhin verteilt wird, einen Kurswechsel vorzunehmen. Insofern wird dieser Appell des Ärztetags ins Leere laufen.

Immerhin haben die Körperschaften der Ärzte in der Betriebsgesellschaft gematik schon einiges an ärztlichen Interessen eingebracht. Projekte wie die Notfalldaten auf der Karte sind in der Pipeline - ob der Karteneinsatz dafür effizient sein wird, wird sich in Tests noch zeigen müssen.

Wichtig ist, dass die Ärzte sich weiter konstruktiv einbringen und dafür sorgen, dass praxistaugliche und datenschutzgerechte Lösungen gefunden werden.

Alles, was dem Praxistest nicht standhält, wird von Ärzten und von Patienten ohnehin gnadenlos abgewählt werden. Eine Blockade hilft daher letztlich niemandem.

Lesen Sie dazu auch: E-Card: Ein Beschluss, zwei Bewertungen E-Card: BÄK in der Zwickmühle Ärztetag beschließt: E-Card ist gescheitert

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