Ärztemangel

Deutsche Ärzte an Schweizer Spitälern gefragt

Angesichts der sehr stark belastenden Arbeitsbedingungen an deutschen Kliniken liebäugeln viele Ärzte mit einem beruflichen Engagement in der Schweiz. Die Kliniktüren stehen ihnen offen.

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Schweizer Spitäler rekrutieren Ärzte aus Nachbarländern mit steigendem Erfolg.

Schweizer Spitäler rekrutieren Ärzte aus Nachbarländern mit steigendem Erfolg.

© swisshippo / fotolia.com

BERN. Seit Jahren plagt die Schweiz ein Ärztemangel - vor allem im stationären Bereich. Trotz einiger Reformen im universitären wie auch im arbeitsrechtlichen Bereich sind viele eidgenössische Spitäler nach wie vor auf Ärzte angewiesen, die sie teils aktiv in Nachbarländern rekrutieren müssen - mit zunehmendem Erfolg.

Darunter sind auch nicht wenige Ärzte aus Deutschland, die sich von der Lebensqualität, den attraktiven Gehaltspaketen und dem steuerfreundlichen Umfeld überzeugen lassen und sich zu einem beruflichen Engagement in der Schweiz entschlossen haben.

Option zur Weiterbildung

Dabei bieten sich nicht nur bereits ausgebildeten Fachärzten gute Perspektiven - vor allem in Schweizer Privatkliniken.

Eine Option für jüngere Mediziner ist auch, die Weiterbildung zum Facharzt in einem Krankenhaus der Alpenrepublik.

Wie aus dem Bulletin zu "Ausbildungen in der Humanmedizin und in Pflege- und Betreuungsberufen" des Schweizerischen Gesundheitsobservatoriums (Obsan) aus dem vergangenen Jahr hervorgeht, wurden 2012 40,1 Prozent aller 1715 verliehenen eidgenössischen Weiterbildungstitel an Ärzte vergeben, die ihre Grundausbildung im Ausland absolviert hatten.

2002 seien es noch 14,6 Prozent gewesen. Der Anstieg ist laut Obsan quer über alle ärztlichen Fachdisziplinen hinweg zu beobachten, wenngleich bei einigen Fachgebieten wie der Gynäkologie von Jahr zu Jahr größere Schwankungen zu beobachten seien.

Den höchsten Anteil im Ausland ausgebildeter Ärzte bei den abgeschlossenen Weiterbildungen wiesen 2012 demnach die Bereiche Psychiatrie (55,6 Prozent) und Grundversorgung - dazu zählen in der Schweiz Fachärzte für Allgemeine Innere Medizin und Fachärzte für Kinder- und Jugendmedizin - (43,2 Prozent) auf.

In der Gynäkologie seien es 39,3 Prozent, in der Pädiatrie 32,6 Prozent und gemittelt über die restlichen Fachbereiche 32,4 Prozent gewesen.

Bangen um Versorgungssicherheit

Dass die Schweiz bei der Rekrutierung von Ärzten und weiteren Vertretern der Gesundheitsberufe vor allem von den teils schlechten Arbeitsbedingungen in deutschen Krankenhäusern profitiert, wissen die Eidgenossen nur zu gut.

So spricht der Schweizer Bundesrat in seinem im November 2011 veröffentlichten Bericht zur "Strategie gegen Ärztemangel und zur Förderung der Hausarztmedizin" explizit diese Interdependenz im Healthcare-Bereich an:

 "Für die Schweiz stellt sich angesichts des wachsenden Anteils an im Ausland ausgebildeten Arbeitskräften zusätzlich die Frage nach der Versorgungssicherheit: Kann diese auch dann noch gewährleistet werden, wenn beispielsweise bei einer deutlichen Verbesserung der Arbeitsbedingungen in den wichtigsten Rekrutierungsländern (Deutschland, Frankreich) die Zahl der einwandernden Gesundheitsfachpersonen deutlich sinkt?"

Mit der 2012 vollzogenen Einführung der Fallpauschalen, der Swiss Diagnosis Related Groups, steht die Krankenhauslandschaft nach Ansicht der Strategieberatung Roland Berger vor großen Umwälzungen.

In ihrer Handlungsempfehlung "Fitnesskur für Schweizer Spitäler" raten sie den Einrichtungen unter anderem dazu, Medizinern die stärkere Konzentration auf ärztliche Tätigkeiten einzuräumen.

"Tätigkeiten, die nicht unbedingt das Know-how eines Mediziners erfordern, können an das Pflege- oder Verwaltungspersonal abgegeben werden", so die Unternehmensberater. (maw)

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