Dioden gehört die Zukunft in den Praxen

NEU-ISENBURG. Das sukzessive Verbot von Glühlampen, das die Europäische Kommission plant, hat auch für die Beleuchtung von Arztpraxen Konsequenzen. Überzeugende Alternativen zu der Birne gibt es bereits. Mit ihnen kann die Beleuchtung in der Praxis durchaus so gestaltet werden, dass das Team gut arbeiten kann und Patienten sich wohlfühlen.

Von Katrin Seybold Veröffentlicht:

"Klar ist: Mitte des kommenden Jahrzehnts wird die Glühlampe in Europa verschwunden sein", sagt Jürgen Waldorf, Experte des Zentralverbandes Elektroindustrie (ZVEI). Nach Plänen der Europäischen Union (EU) könnte das Aus für die klassische Glühbirne schon 2009 kommen. Das Verbot soll schrittweise in Kraft treten und dafür sorgen, dass moderne energiesparende Lichtquellen die Stromfresser ersetzen.

Der Stromverbrauch ist freilich nur einer von mehreren Aspekten, die bei der Beleuchtung von Praxen eine Rolle spielen. Das richtige Licht soll zugleich eine für Patienten angenehme Atmosphäre schaffen und Arzt und Personal optimal bei der Arbeit unterstützen. Wie lassen sich diese Aufgaben mithilfe energiesparender Lichttechnik realisieren?

Licht von Energiesparlampen wird oft als kalt empfunden

Am Empfang liefern Deckeneinbauleuchten die optimale Beleuchtung, erläutert Karl-Heinz Beckhoff, Lichtplaner vom Leuchtenhersteller Erco. "Die nach unten ausgerichteten Lichtquellen unterstützen optimal Schreib-, Lese- oder Computerarbeiten." Die empfohlene Beleuchtungsstärke von 500 Lux liefern konventionelle Glühlampen genauso wie Kompaktleuchtstofflampen, wie Energiesparlampen im Fachjargon heißen.

Sie lassen sich bekanntlich ohne Weiteres gegen die Strom fressenden Verwandten austauschen, viele Menschen empfinden ihr Licht aber als unangenehm und kalt. Der Grund: Energiesparlampen können Rot-Töne schlecht abbilden. Inzwischen gibt es im Fachhandel jedoch Sparlampen in drei Ausrichtungen: Warmweiß, Neutralweiß und Tageslichtweiß. "Während Warmweiß gemütliches Licht verbreitet, schafft Tageslichtweiß eine eher sachliche Atmosphäre", erklärt Experte Beckhoff.

Leuchtstoffröhren sind keine Stromfresser

Weitaus höher sind die Ansprüche an die Beleuchtungsstärke im Untersuchungsraum. "Während für die allgemeine Raumbeleuchtung 500 Lux gefordert sind, sollten es im Behandlungsbereich 1000 Lux sein", rät Beckhoff. "Dafür bieten sich Leuchtstoffröhren an. Denn sie verfügen über eine hohe Lichtleistung." Leuchtstoffröhren gehören wie die Kompaktleuchtstofflampen zu den gasgefüllten Entladungslampen. Auch sie zählt der Fachmann zu den Energiesparlampen.

Der Unterschied: Statt mit einem Schraubgewinde sind die Leuchtstoffröhren mit einem Stecksystem ausgerüstet. Außerdem ist das Vorschaltgerät, das die Stromzufuhr reguliert, nicht wie bei der Energiesparlampe bereits integriert, sondern es befindet sich in der Leuchte. Der Vorteil: Bereits vorhandene Röhren lassen sich gegen die neueste Generation der Energiesparlampen austauschen.

Spezielle Arbeitsleuchten, wie sie Augen-, HNO- und Zahnmediziner im Behandlungsbereich benötigen, müssen mit mindestens 5000 Lux leuchten. Sie sind meist noch mit Halogenlampen bestückt, die etwa halb so viel Strom wie Glühlampen, aber deutlich mehr als Kompaktleuchtstofflampen verbrauchen. Sie verfügen aber über ausgezeichnete Farbwiedergabequalität, eine Eigenschaft, die etwa bei der Wundbehandlung eine große Rolle spielt.

"Wer im restlichen Behandlungsbereich Energiesparlampen einsetzen will, muss darauf achten, dass diese hochwertig sind", rät Lichtplaner Karl-Heinz Beckhoff. "Sie sollten mindestens einen Farbwiedergabeindex von 90 und mehr haben. Das heißt, die Leuchtmittel müssen bis auf 90 Prozent an die Qualität des Sonnenlichts heranreichen."

Produktion von Leuchtdioden soll wesentlich billiger werden

Während die Leuchtmittel im Untersuchungsraum auf optimale Behandlungsbedingungen ausgerichtet sind, steht im Wartezimmer die Lichtstimmung im Fokus. Hier gilt es, dem Patienten eine angenehme, beruhigende Atmosphäre zu schaffen, wozu sich eigentlich die gute alte Glühlampe besonders gut eignet. Die energieeffiziente Variante: LED. Diese "Licht emittierenden Dioden" eignen sich hervorragend für stimmungsvolle Farbspiele und erzeugen aus wenig Strom viel Licht. Auf längere Sicht werden weiße Leuchtdioden vermutlich die Glühbirne vom Markt verdrängen.

Vorläufig sind leuchtkräftige weiße LEDs für den Massenmarkt allerdings noch zu teuer. Viele Beleuchtungshersteller arbeiten deshalb daran, den Produktionsprozess und die Lichtausbeute der Strahler zu optimieren. Gleichzeitig entwickeln sie eine Variante der weißen Leuchtdioden: organische LEDs, kurz OLEDS. Die Massenproduktion dieser Leuchten, einer Plastikfolie ähnlich, soll kaum komplizierter sein als das Bedrucken von Papier mit einem Tintenstrahldrucker. Sie lassen sich als Leuchtenersatz im Innenraum verwenden: Wie Tapeten an die Wände geheftet, könnten sie den Raum großflächig in sanftes Licht tauchen.

Aber nicht nur mit innovativen Leuchtmitteln, auch mit intelligenten Leuchten lässt sich Energie sparen. "Diese passen sich per integrierter Lichtsteuerung dem Tageslicht an", sagt Günter Hohensee von Philips. Außerdem verfügen sie über eine Anwesenheitserkennung: Ist keiner im Raum, schalten sie automatisch ab.

Wie funktioniert eine LED?

Die Abkürzung LED steht für Light Emitting Diode: "Licht emittierende Diode". Diese Leuchtmittel bestehen aus elektronischen Halbleiterbauteilen, die unter Stromfluss Licht erzeugen, je nach Halbleitermaterial Licht in den Farben Rot, Gelb, Grün und Blau. Durch eine zusätzliche Leuchtschicht lässt sich weißes Licht mit blauen LEDs erzeugen. LEDs sind sehr energieeffizient, ihre Leuchtstärke reicht jedoch noch nicht für alle Beleuchtungsaufgaben aus.

STICHWORT

Energiesparlampe

Das Problem der hergebrachten Glühbirne: 95 Prozent des benötigten Stroms setzt sie nicht in Licht um, sondern in Wärme. Im Unterschied dazu hat die Energiesparlampe eine fünfmal höhere Lichtausbeute. Dies hat seine Ursache in der völlig anderen Bauart. Energiesparlampen sind kompakte Leuchtstofflampen mit integriertem Vorschaltgerät. Bei Leuchtstofflampen werden Elektronen durch eine mit Quecksilber versetzte Gasfüllung geschickt. Durch den Aufprall auf die Quecksilberatome wird Energie freigesetzt, die als ultraviolette Strahlung austritt. Eine Leuchtstoffbeschichtung an der Innenseite des Glaskörpers wandelt die UV-Strahlung in sichtbares Licht um. Bei diesem Verfahren wandelt die Lampe etwa 25 Prozent der investierten elektrischen Leistung in Licht um.

Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Brüsseler Lichtblicke für moderne Praxen

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