Diskussion über Packungsgrößen bei Schmerzmitteln

Veröffentlicht:

FRANKFURT AM MAIN (run). Anfang des Jahres hat sich der Sachverständigenausschuss für Verschreibungspflicht für eine Begrenzung der Packungsgröße bei etlichen verschreibungsfreien Analgetika ausgesprochen. In einer aktuellen Untersuchung hat nun das Marktforschungsunternehmen GfK Health Care 150 Apotheker, 100 PTA und 1000 Verbraucher dazu befragt.

Danach halten 68 Prozent der Apotheker und 61 Prozent der PTA die Begrenzung von rezeptfreien Schmerzmitteln auf eine Packungsgröße von 20 Tabletten für nicht sinnvoll. Lediglich 29 beziehungsweise 34 Prozent befürworten den Vorschlag. Allerdings sieht gut die Hälfte der Mitarbeiter den Kauf kleiner Packungen als Indiz für Verantwortungsbewusstsein seitens der Verbraucher an.

Von denen halten 35 Prozent eine Beschränkung der Packungsgrößen für sinnvoll, 55 Prozent lehnen sie ab. Wichtig scheint Patienten die Beratung beim Kauf von OTC-Analgetika: Jeder sechste erwartet Hinweise zu Dosierung und Nebenwirkungen. Interessanterweise schätzten 50 Prozent der Apotheker und sogar 62 Prozent der PTA, dass Kunden keine Beratung erwarten.

Anlass für den Kauf von Analgetika ist der Umfrage zufolge zu 50 Prozent ein akuter Eigenbedarf. Oft wird das Präparat dann von jemand anderem im Haushalt mit verwendet. Drei Viertel der Anwender halten sich dabei auch an die Dosierungsangaben in der Packungsbeilage. Nur sieben Prozent der Verbrauchergaben an, die Tabletten an mehr als vier Tagen hintereinander einzunehmen.

Die Ergebnisse der Umfrage bestätigen nach Ansicht des Unternehmens Bayer Health Care, dass die Arzneimittelsicherheit bei OTC-Analgetika, weniger von der Packungsgröße sondern eher von der Beratung abhängt. Die Mengenbegrenzung stigmatisiere hingegen eine ganze Arzneistoffklasse und schaffe ungerechtfertigtes Misstrauen bei den Verbrauchern, kritisierte Dr. Marianne Petersen-Braun, wissenschaftliche Sprecherin bei Bayer, auf einer Pressekonferenz in Frankfurt am Main. "Die Arzneimittelsicherheit wird durch die Apothekenpflicht ausreichend sichergestellt", sagte sie.

Zudem gebe es keine neuen Daten, die das Risikoprofil von Acetylsalicylsäure veränderten. Auch aus Anwendungsbeobachtungen hätten sich keine Hinweise auf Missbrauch ergeben. Laut Arzneimittelgesetz dürfen Wirkstoffe jedoch nur dann der Verschreibungspflicht unterstellt werden, wenn ihre Anwendung ohne ärztliche Überwachung mit besonderen Risiken verbunden ist oder wenn sie häufig missbraucht werden. Dies sei bei ASS jedoch nicht gegeben, so das Unternehmen.

Bayer favorisiert einen Alternativvorschlag, den der Bundesverband der Arzneimittel-Hersteller bei der Sitzung des Sachverständigenausschusses vorgestellt hatte.

Nach dem Vorschlag sollten die Packungsgrößen der OTC-Analgetika auf zehn Tagesdosen begrenzt werden. Bei einer maximalen Tagesdosis von drei Gramm Acetylsalicylsäure wären damit maximal 60 Tabletten pro Packung erlaubt. Eine ähnliche Regelung gilt bereits für den Wirkstoff Naproxen. Der Vorschlag hatte jedoch in der Sitzung keine Mehrheit gefunden.

Die Vorschläge des Sachverständigenausschusses

Das gesamte Spektrum von unerwünschten Wirkungen sei bei diesen Analgetika so relevant, dass der Ausschuss sich für eine Beschränkung der Anwendung ausspreche, so Dr. Ulrich Hagemann, Geschäftsführer des Ausschusses und Leiter der Abteilung Arzneimittelsicherheit des BfArM. Der Vorschlag liegt nun beim Bundesgesundheitsministerium und könnte nach dessen Zustimmung und der des Bunderates ab Juli in Kraft treten.

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Finanzmärkte 2026

apoBank blickt optimistisch auf das Anlagejahr 2026

Forschung und Entwicklung

Wissenschaft in Medizin übertragen

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Regeneron GmbH, München
Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Therapie

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Medizinischer Infusions-Tropf mit buntem Hintergrund

© Trsakaoe / stock.adobe.com

Hochdosis-Therapie

Vitamin C bei Infektionen und Long-COVID

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Maximale Vitamin-C-Blutspiegel nach oraler (blau) und parenteraler (orange) Tagesdosis-Gabe.

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Infusion

Parenterale Gabe erzielt hohe Plasmakonzentrationen an Vitamin C

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
SCD-PROTECT-Studie-- Frühe Phase nach Diagnose einer Herzinsuffizienz – deutlich höheres Risiko für den plötzlichen Herztod als in der chronischen Phase.

© Zoll CMS

SCD-Schutz in früher HF-Phase

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: ZOLL CMS GmbH, Köln
Wissenschaft in Medizin übertragen

© Regeneron

Forschung und Entwicklung

Wissenschaft in Medizin übertragen

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Regeneron GmbH, München
Abb. 2: Schneller Wirkeintritt von Naldemedin im Vergleich zu Placebo in den Studien COMPOSE-1 und COMPOSE-2

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [15]

Opioidinduzierte Obstipation

Selektive Hemmung von Darm-Opioidrezeptoren mit PAMORA

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Viatris-Gruppe Deutschland (Mylan Germany GmbH), Bad Homburg v. d. Höhe
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Übersichtsarbeit zu Grippeimpfstoffen

Influenza-Vakzinen im Vergleich: Nutzen und Risiken

Laterale Ellbogenschmerzen

Diese sechs Kriterien sprechen gegen einen „Tennisarm“

Lesetipps
Sieht lecker aus und schmeckt — doch die in Fertigprodukten oft enthaltenen Emulgatoren wirken proinflammatorisch. Ein No-Go für Patienten mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen.

© mit KI generiert / manazil / stock.adobe.com

Emulgatoren in Fertigprodukten

Hilfreich bei Morbus Crohn: Speiseeis & Co. raus aus dem Speiseplan!