Europäischer Arbeitsschutz

EU gegen berufsbedingte Krebsfälle

Die EU startet im Kampf gegen kanzerogene Stoffe am Arbeitsplatz die zweite Stufe der „Roadmap on Carcinogens“.

Matthias WallenfelsVon Matthias Wallenfels Veröffentlicht:
Sicherheit zuerst! Das sollte nicht nur nach Überzeugung der Arbeitsmediziner auch beim Umgang mit kanzerogenen Stoffen am Arbeitsplatz herrschen – zumindest in der EU.

Sicherheit zuerst! Das sollte nicht nur nach Überzeugung der Arbeitsmediziner auch beim Umgang mit kanzerogenen Stoffen am Arbeitsplatz herrschen – zumindest in der EU.

© Arcady / stock.adobe.com

Dortmund. Die „Roadmap on Carcinogens“ soll dafür sorgen, dass künftig in der EU nicht mehr rund 100.000 Menschen jährlich an den Folgen berufsbedingter Krebserkrankungen sterben müssen. Die zweite Stufe des Fahrplans ist vor Kurzem im Rahmen der vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) und der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) ausgerichteten, virtuellen Konferenz „STOPP dem Krebs am Arbeitsplatz“ in Dortmund aktiviert worden – und zwar unter dem Dach der gegenwärtigen deutschen EU-Ratspräsidentschaft.

Berufsbedingte Krebserkrankungen sind immer noch die häufigste Ursache berufsbedingter Todesfälle in der Europäischen Union, wie die BAuA betont. Mit dem europäischen Arbeitsschutzrecht und der Chemikalienverordnung REACH bestünden zwar grundsätzlich Regelungen, um diese Erkrankungen zu verhindern. So gibt es beispielsweise Grenzwerte für kanzerogene Gefahrstoffe, die im Job nicht überschritten werden dürfen. Auch muss auf Gefährdungen hingewiesen werden und sie müssen in der Lieferkette bis in die Betriebe bekanntgemacht werden.

Jedoch belegten die Zahlen, dass sich auf europäischer Ebene der Schutz der Beschäftigten noch optimieren lasse. Im Handwerkskasten habe die EU dafür grundsätzlich einiges an Werkzeugen liegen, frage sich nur, welches überhaupt in welchen Kontext passe und auch Wirkung entfalten könne. Zur Diskussion stehen laut BAuA unter anderem ein risikobasierter Ansatz, um mit krebserzeugenden Gefahrstoffen besser umzugehen, oder auch die grundsätzliche Forderung nach einem geschlossenen System für Tätigkeiten mit kanzerogenen Gefahrstoffen. Auf der anderen Seite werden die Instrumente diskutiert, mit denen die Belastung der Beschäftigten bestimmt werden soll – zum Beispiel das Biomonitoring.

Expertenkonsens in der Dortmunder Runde war es, dass es beim Kampf gegen im beruflichen Kontext erworbene Krebserkrankungen weiter großer Anstrengungen bedarf. Im Rahmen der Konferenz fiel laut BAuA der Startschuss zur zweiten Periode der „Roadmap on Carcinogens“. Diese gemeinsame Initiative von EU-Mitgliedstaaten, Europäischer Kommission, Industrie und Gewerkschaftsverbänden sowie Institutionen wie der europäischen Arbeitsschutzagentur EU-OSHA und der europäischen Chemikalienagentur ECHA will die regulatorische Ebene unterstützen. Unter anderem will die Initiative das Bewusstsein für die Risiken von berufsbedingtem Krebs stärken, Betrieben praxistaugliche Unterstützungsinstrumente zur Verfügung stellen sowie die Substitution und Innovationen stärker fördern. Dafür sollen die BAuA und das BMAS die „Roadmap on Carcinogens“ von der deutschen Ratspräsidentschaft 2020 zur belgischen Ratspräsidentschaft 2024 in koordinierender Funktion unterstützen.

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