Pilotprojekt

Erste Portalpraxis in Berlin gestartet

Am Unfallkrankenhaus Berlin versorgen Vertragsärzte künftig Patienten zu sprechstundenfreien Zeiten.

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BERLIN. Die erste Portalpraxis in der Hauptstadt startet im Rahmen eines Pilotprojekts der KV Berlin am Unfallkrankenhaus Berlin (ukb). Eine entsprechende Vereinbarung stellten die Beteiligten Anfang Juli vor. Sie sieht vor, dass Vertragsärzte in den Räumen des ukb Patienten versorgen, bei denen keine Behandlungsdringlichkeit besteht.

Die Portalpraxis soll zu sprechstundenfreien Zeiten an Samstagen, Sonntagen und Feiertagen von 10.30 bis 22.30 Uhr geöffnet sein. Bei Bedarf können die KV-Ärzte auf die Diagnostik des ukb zurückgreifen. Akute Notfälle werden weiter von den Klinikärzten versorgt.

Erfreut zeigte sich der Berliner Gesundheitssenator Mario Czaja (CDU) darüber, "dass das Unfallkrankenhaus Berlin in Kooperation mit der KV Vorreiter für die erste Notdienstpraxis dieser Art in der Hauptstadt ist", so Czaja. Ukb-Chef Professor Axel Ekkernkamp betrachtet die Vereinbarung als Gewinn für die Patienten. "Patienten ohne Dringlichkeit werden in der Regel früher als bisher untersucht, weil sie nicht warten müssen, bis die akuten Notfälle versorgt wurden. Das Klinikpersonal kann sich noch intensiver um die Schwerkranken und Schwerverletzten kümmern", sagte Ekkernkamp.

KV-Vize Dr. Uwe Kraffel kündigte an, dass die KV Berlin in den nächsten Monaten flächendeckend Portalpraxen in Berlin aufbauen wolle. In der Vertreterversammlung hatte Kraffel noch im Dezember 2015 von maximal acht Portalpraxen berlinweit gesprochen. In der Juni-Sitzung der VV relativierte er diese Aussage. Es sei ursprünglich der Wunsch gewesen, in jedem Bezirk eine Portalpraxis einzurichten. Die KV sehe aber keine Kapazitäten für 23 Portalpraxen - so viele Bezirke hatte Berlin vor der Zusammenlegung in der Bezirksreform.

Nach Kraffels Angaben laufen Gespräche über Portalpraxen mit der Uniklinik Charité "relativ schwierig". Mit dem Klinikriesen Vivantes mit neun Klinikstandorten führt die KV Kraffel zufolge "noch keine ernsthaften Gespräche". Relativ weit seien Verhandlungen mit der Diakonie, den DRK Kliniken und dem Sankt Josephs Krankenhaus.

Der fahrende Ärztliche Bereitschaftsdienst in Berlin bleibe wie er ist, sagte Kraffel der Vertreterversammlung Mitte Juni. Ärztevertreter äußerten sich skeptisch zur Vereinbarung.

Der Kinderarzt Dr. Burkhard Ruppert kritisierte, dass die Qualifikation des Hilfspersonals nicht geregelt sei und warnte vor Haftungsrisiken für die diensthabenden Ärzte. Diese Bedenken konnte Kraffel nicht restlos entkräften. Nach der Gesetzesbegründung sei die Portalpraxis der erste Triageposten. "Dem Grunde nach sind unsere Kollegen in der Verantwortung", räumte er ein. Beim Assistenzpersonal soll nach seinen Angaben auf Mitarbeiter der ukb-Rettungsstelle zurückgegriffen werden. (ami)

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