Digital Health
Europa dreht das große Digital-Rad
Digitale Prävention und Diagnostik auf Basis Künstlicher Intelligenz gelten laut einer aktuellen Branchenuntersuchung europaweit als die größten Treiber eines zu digitalisierenden Gesundheitswesens.
Veröffentlicht:München. Obwohl von verschiedenen Seiten immer wieder bemängelt wird, Deutschland befinde sich in puncto Digital Health eher in der Steinzeit als an der europäischen Speerspitze, trauen die Unternehmensberater von Roland Berger dem Markt für digitale Produkte und Dienstleistungen im Gesundheitswesen bis zum Jahr 2025 ein Marktvolumen von 38 Milliarden Euro zu – der gesamteuropäische Umsatz wird auf 155 Milliarden Euro taxiert. Das geht aus der am Dienstag veröffentlichten Studie „Future of health: An industry goes digital – faster than expected“ hervor, für die laut Berger 400 internationale Experten aus dem Gesundheitsmarkt befragt worden sind.
Im Healthcare-Sektor gilt die Digitalisierung, insbesondere in Form von Künstlicher Intelligenz (KI), laut Studie als der größte Treiber der Transformation von analoger Blutzuckermessung und Dokumentation mittels Bleistift hin zur umfassenden KI-basierten Diagnostik und Befunderhebung.
„Diese rasante Entwicklung der Gesundheitsbranche wird alle Marktakteure, Patienten, Ärzte, Krankenhäuser, Versicherungen und Pharmaunternehmen zum Umdenken zwingen“, prognostiziert Karsten Neumann, Partner von Roland Berger. „Das Engagement von Technologiekonzernen aus Ost und West wird zu neuer Konkurrenz führen, mit der sich die etablierten Unternehmen auseinandersetzen müssen“, ergänzt er.
Den größten Wachstumsschub erwarten die Befragten durch die digitale Krankheitsprävention und die KI-Diagnostik. Gefolgt werden diese Anwendungen von KI-basierten Therapieentscheidungen und digitalen Therapien. Die befragten Branchenkenner gingen davon aus, dass in sechs Jahren bereits ein Fünftel der ärztlichen Leistungen durch KI abgedeckt sein könnte. Allein das Marktvolumen für Gesundheits-, Diagnose- und Selbstüberwachungs-Apps solle bis 2025 auf 16 Milliarden Euro steigen.
Sieben von zehn Experten rechnen damit, dass immer mehr Versicherte relevante Daten zu ihrem Gesundheitszustand digital dokumentieren und ihren Versicherungen freiwillig zur Verfügung stellen, um bessere Konditionen zu erhalten – in Deutschland ist das bisweilen besonders Datenschützern ein Dorn im Auge.
Wichtige Marktteilnehmer seien neben den etablierten Konzernen zunehmend innovative Health-Start-ups. So hat die Risikokapital-Finanzierung im Bereich digitale Gesundheit laut Berger im ersten Halbjahr 2019 weltweit erstmals die 4,5 Milliarden Euro-Marke überschritten. Im ersten Quartal 2019 seien weltweit 371 Transaktionen durchgeführt worden – davon 78 in Europa.