Fehlende Punkte: 1060 Ärzten droht Zulassungsentzug

BERLIN (mn/ava). Die deutschen Vertragsärzte und -psychotherapeuten bilden sich regelmäßig fort. 99 Prozent von ihnen sind ihrer gesetzlichen Fortbildungspflicht nachgekommen und haben rechtzeitig 250 CME-Punkte vorweisen können. Das hat die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) jetzt mitgeteilt.

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Die meisten Ärzte kommen ihrer Fortbildungspflicht termingerecht nach.

Die meisten Ärzte kommen ihrer Fortbildungspflicht termingerecht nach.

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"Es ist sehr gut, dass diese hohe Quote jetzt erreicht wurde", sagt Roland Stahl, Pressesprecher der KBV. Nur 1060 der rund 114000 Vertragsärzte seien der Verpflichtung nicht nachgekommen (Stand Mai 2011).

Bei diesen Ärzten sind die Kassenärztlichen Vereinigungen (KVen) nun dazu verpflichtet, einen Antrag auf Zulassungsentzug zu stellen. Wie jedoch der Zulassungsausschuss in einzelnen Fällen entscheiden wird und ob wirklich Ärzten die Zulassung entzogen wird, bleibt abzuwarten.

Frist lief am 30. Juni ab

Der Hintergrund: Zum Stichtag 30. Juni 2009 - dem Ablauf der ersten Fünfjahresfrist - mussten rund 114.000 Vertragsärzte und Psychotherapeuten ihrer Fortbildungspflicht nachgekommen sein und 250 CME-Punkte nachweisen. Das waren alle, die am 30. Juni 2004 schon niedergelassen waren.

Zu diesem Stichtag vor zwei Jahren waren 95 Prozent ausreichend fortgebildet. Lediglich 6000 Ärzte erwiesen sich als Fortbildungsmuffel und mussten ihre CME-Punkte noch zusammentragen und den Nachweis nachreichen.

250 CME Punkte bis 30. Juni 2014

Dazu hatten sie zwei Jahre Zeit, bis zum 30. Juni 2011. In dieser Übergangsfrist wurde manchen Ärzten von den KVen bereits das Honorar gekürzt: Um 10 Prozent für die ersten vier Quartale, um 25 Prozent in den folgenden vier Quartalen. Doch, wo auch diese Schritte nicht fruchteten, droht jetzt der Entzug der Zulassung.

Aber auch für die 99 Prozent der Vertragsärzte, die 2009 ihre 250 CME-Punkte vorweisen konnten, geht die Fortbildungspflicht weiter. Denn bis zum 30. Juni 2014 müssen sie wieder 250 CME Punkte gesammelt haben.

Übrigens: Ärzte haben die Möglichkeit, CME-Punkte mit den Fortbildungsangeboten von SpringerMedizin zu sammeln. Die Sommer-Akademie der "Ärzte Zeitung" läuft noch bis zum 15. September.

Lesen Sie dazu auch den Hintergrund: Fast alle Vertragsärzte haben ihre 250 CME-Punkte

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Kommentare
Dr. Jürgen Schmidt 28.09.201119:31 Uhr

Dem Zwang gefolgt und bei einem faulen Kompromiss gelandet

Die ärztlichen Standesorganisationen haben bis zur letzten Minute, d.h bis zu dem Zeitpunkt, wo der Gesetzgeber Ersatzvornahmen androhte, gegen die Zwangsfortbildung gekämpft, nicht immer aus innerer Überzeugung, aber aus Rücksicht auf die Basis.

Als selbst einer der engagiertesten Gegner der Zwangsfortbildung der langjährige BÄK-Präsident, KBV-Chef und Ehrenpräsident der BÄK, seinen Widerstand mit der Begründung aufgab, die Ärzteschaft werde dem Druck aus allen politischen und präpolitischen Lagern nicht länger standhalten, musste gehandelt werden.

Wieweit sich ärztliche Kernkompetenzen während eines Berufslebens wandeln und sich immer mehr "am Fall" entfalten, als durch ausschließliches (!) Abfragen von Faktenwissen verifizieren lassen, wird von den Experten unterschiedlich bewertet.
Eine große Erhebung zur Teilnahme und Ergebnissen von Fortbildung in den USA beförderte schon in den 60er Jahren erstaunliches zu Tage. Noch nach Jahrzehnten lagen nicht jene Kollegen vorn, die am meisten Zeit aufwendeten, sondern jene, die ihre Weiterbildung an renommierten Klinken genossen hatten. Da mag Auslese im Spiel sein oder Ehrgeiz, was auch immer.

Jedenfalls stellt das schematische Punktesammeln den Kompromiss auf dem kleinsten gemeinsamen Nenner dar, wird doch in erster Linie der Zeitaufwand und nicht das Ergebnis bewertet, mithin die Leistung des ärztlichen Gesäßes höher bewertet, als die des Gehirns.

Gleichwohl werden Fortbildung und Zertifikate als Kompetenzparameter von den Kollegen hoch geschätzt. Doch das System trennt nicht die Spreu vom Weizen.

Dr. Michael D. Lütgemeier 23.09.201122:37 Uhr

Die Zwangsfortbildung ist schwachsinnig

Ich will es mal sehr deutlich sagen:
a) Ich bilde mich dort fort wo ich es für richtig halte und es für meine Patienten brauche.
b) Die Analyse tausender von MC- Fragen bringt Groteskes zu Tage. Wer prüft eigentlich die Aufgabensteller? Die Fragen und Antworten wimmeln nur so von grammatikalischen Fehlern und Bezugs-Ambivalenzen. Teilweise werden nicht mal banale und offensichtliche Druckfehler erkannt. DAS auf uns loszulassen ist eine UNVERSCHÄMTHEIT.
c) Solange die Aufgabensteller kein QM etablieren und für den Einzelnen NACHPRÜFBAR hinterlegen werde ich keine einzigen FB-Punkt mehr erwerben- mir ist die Lebenszeit zu schade. Die Konsequenzensind mir egal - wir sollten langsam mal den Spieß umdrehen. Ich habe meine WB-Ermächtigungen "zurückgegeben" bzw. darauf verzichtet. Ich bilde in diesem Land keine Ärzte mehr aus. Sollen die Kammern sich Dumme suchen die bereit sind unter diesen Umständen tätig zu werden. Ich verzichte notfalls konsequent auf Alles Weitere und im Ergebnis werden die GKV- Versicherten MICH nicht mehr konsultieren können. Was übrig bleibt kann sich jeder selbst vorstellen.
d) Ich habe die Nase gestrichen voll von der Dummheit und Arroganz junger Nachrücker, die meinen die Weisheit mit Löffeln gegessen zu haben. Wer Zwangsfortbildungsaufgaben sich ausdenkt sollte zunächst mal seinen IQ feststellen lassen und den Beweis antreten daß er richtig denken, sprechen und schreiben kann.

Lütgemeier

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