Big Data

Fluch oder Segen für die Medizin von morgen?

Beim Europäischen Gesundheitskongress prallten Experten mit ihren Prognosen zur Zukunft der Big-Data-Medizin aufeinander.

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MÜNCHEN. Nach der Sequenzierung des individuellen Genoms eines Patienten mit 20.000 Genen wird die Analyse des Proteoms, der individuellen Protein-Konstellation, und schließlich des eine Million Substanzen umfassenden Metaboloms, der individuellen Zusammensetzung der Stoffwechselprodukte im Körper, zum medizinischen Standard werden.

Das prophezeite der Biotech-Pionier und Neurobiologe Friedrich von Bohlen und Halbach vergangene Woche in München auf dem Europäischen Gesundheitskongress.

Wie er weiter ausführte, würden diese Daten zudem kontinuierlich ermittelt und in sogenannten longitudinalen Datenbanken gespeichert, sodass Veränderungen im Zeitverlauf nachweisbar würden. Damit stünden künftig extrem umfangreiche diagnostisch verwertbare Daten zur Verfügung. Insgesamt würden Patienten besser und länger leben und die Kosten gleichwohl sinken, so seine Zukunftsvision.

Der Neurologe und Psychiater Volker Busch warnte angesichts der Datenflut vor "Informationsüberladung": Je mehr Daten erhoben würden, umso größer sei das Risiko unnötiger Therapien. "Wir machen uns keine Gedanken, was wir mit den Daten machen, wenn wir sie haben", so Busch.

Patienten wollten vor allem eines, nämlich Sicherheit. Er wies zudem auf das Risiko hin, dass Patienten angesichts immer komplexerer Diagnose- und Heilverfahren auf Basis von Big Data Vertrauen verlieren: "Moderne Medizin macht Patienten Angst, weil sie sie nicht mehr verstehen."

TK-Vize Thomas Ballast forderte neue Methoden der Nutzenbewertung für digitale Medizin. Es sei aufgrund der kurzen Innovationszyklen nicht sinnvoll, wie bei Pharmazeutika, Produkte über Jahre hinweg zu evaluieren. (maw)

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