Immobilien

Forstgrundstücke versprechen grüne Rendite und Erholung

Seit Beginn der Corona-Pandemie werden Forstgrundstücke als Investment immer beliebter. Viele Käufer sehen darin eine langfristige Kapitalanlage – andere wollen nur ein Stück Grün, um sich in der Natur erholen zu können.

Von Richard Haimann Veröffentlicht:
Holz machen als Stressausgleich? Waldgrundstücke versprechen nicht nur einen hohen Freizeitwert, sondern auch attraktive Rendite.

Holz machen als Stressausgleich? Waldgrundstücke versprechen nicht nur einen hohen Freizeitwert, sondern auch attraktive Rendite.

© noerenberg/stock.adobe.com

Neu-Isenburg. Ein Hektar Laubwald, aufgeforstet und verjüngt mit Douglasien, stehen in Bad Lauterberg im Harz für 12.500 Euro zum Verkauf. 7800 Quadratmeter Mischwald werden im oberfränkischen Staffelstein für 13.000 Euro offeriert. Rund um Eckernförde an der Ostsee sucht ein Naturliebhaber ein bis zu fünf Hektar oder 50.000 Quadratmeter messendes Forstgrundstück zur Erholung.

Zu finden sind hunderte solcher Offerten und Gesuche aus ganz Deutschland auf www.wald-boerse.de – einem Internet-Portal für den Handel mit kleinen Forstgrundstücken.

Geschaffen wurde das Portal von der durch das Bundesumweltministerium geförderten gemeinnützigen Gesellschaft „Wald wird mobil“. Die Website trifft einen Nerv: Unter den Bundesbürgern wächst der Wunsch eine Forstfläche zu besitzen, um damit Geld zu verdienen – oder auch nur die Natur zu erleben.

„Die Motive solcher Geldanlagen sind vielfältig“, sagt Andreas Görler, Anlagestratege bei der Berliner Vermögensverwaltung Wellinvest Pruschke & Kalm. „Die einen suchen nach einer inflationsunabhängigen Geldanlage, andere spekulieren auf Preissteigerungen und wieder andere wollen ein Stück Grün für sich.“

Anlage und Freizeitmöglichkeit

In der Vergangenheit haben vor allem Vermögende wie mittelständische Unternehmer Forstflächen im Umfang von 50 und mehr Hektaren zu Preisen meist aufwärts von 750.000 Euro erworben. „Sie sehen darin eine langfristig stabile Kapitalanlage“, sagt Christoph Freiherr Schenck zu Schweinsberg, Geschäftsführer von Engel & Völkers Land- und Forstimmobilien. Weniger betuchten Anlegern blieben nur geschlossene Fonds, die das Kapital vieler Privatinvestoren bündeln und damit große Waldflächen im In- und Ausland erwerben.

Doch inzwischen interessieren sich immer mehr Anleger für ein eigenes Stück Wald. Für sie ist das Portal „Wald-Boerse“ gedacht. Manchen von ihnen geht es dabei weniger um ein Investment als um die eigene Gesundheit. „Seit Beginn der Corona-Pandemie will eine wachsende Zahl von Menschen ihre Freizeit in intakter Natur verbringen, um das Immunsystem zu stärken und die Resilienz gegen Stress zu fördern“, sagt Schenck.

„Ein eigenes Forstgrundstück, auf dem sie sich erholen und Feuerholz für den Kamin im Winter schlagen können, scheint ihnen dafür ideal.“ Unter den Interessenten sind auch Ärzte und Zahnärzte, die in ihrem eigenen Wald Ausgleich zum anstrengenden Berufsalltag suchen.

Waldgrundstücke werden immer wertvoller

In der Vergangenheit konnten Käufer von Forstgrundstücken attraktive Renditen erzielen. Nach einer Studie der der Immobilienberatungsgesellschaft Savills stieg der Durchschnittspreis deutscher Waldflächen von 2009 bis 2017 von 0,80 Euro pro Quadratmeter auf 1,32 Euro pro Quadratmeter. Das ist ein Plus von 65 Prozent.

Weil der Umfang der Forstflächen durch den Bau neuer Siedlungen und Straßen kontinuierlich schrumpft, würden Waldgrundstücke langfristig immer wertvoller, sagt Markus Merkel, Manager der Münchner Vermögensberatung Steinbeis & Häcker. „Forstflächen bieten deshalb einen Inflationsschutz.“

Wer nicht nur auf eine Wertsteigerung des Grundstücks spekuliere, sondern Rendite durch Ernteerträge erzielen will, benötige jedoch einen „sehr langen Anlagehorizont“, sagt Stephan Witt, Stratege der Berliner Vermögensverwaltung Finum.Private Finance.

Denn nach einem Holzeinschlag vergeht viel Zeit, bis neue Bäume wieder erntereif sind. „Das kann je nach Standort und Baumart mindestens 20 Jahre aber auch 100 Jahre dauern“, sagt Görler. Zudem drohten jederzeit Schäden durch Windwurf oder Schädlinge wie den Borkenkäfer, den Eigentümer deshalb mit Duftfallen bekämpfen müssen.

Geschlossene Fonds riskant

Auch Investments in geschlossene Fonds seien riskant, sagt Markus Zschaber, Geschäftsführer der Kölner VMZ Vermögensverwaltung Dr. Markus Zschaber. „Es braucht sehr erfahrene Manager im Umgang mit den zu bewirtschaftenden Flächen, sei es im In- oder Ausland.“ Viele Renditeversprechen geschlossener Fonds seien „nicht aufgegangen und Anleger haben sehr häufig einen Totalverlust erlitten“, sagt Zschaber.

Zudem sei der ökologische Nutzen von großen Forst-Plantagen in Asien und Lateinamerika, in die solche Fonds investieren, fraglich, sagt Görler. „Häufig handelt es sich um Monokulturen, bei denen massiv Insekten- und Unkrautvernichtungsmittel gespritzt werden.“

Wer in Wald investieren will, dürfte deshalb mit einer eigenen kleinen Forstfläche besser beraten sein. Immerhin lässt sich inmitten eigener Bäume zumindest Erholung finden – und das Feuerholz für den Kamin schlagen.

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