Versorgung im Krankenhaus

Frist bei Personaluntergrenzen wird gerissen

Die Personalsituation in Krankenhäusern soll nun auch per Gesetz geregelt werden. Kritiker kommentieren einen aktuellen Entwurf als "gesundheitspolitischen Kontrollverlust".

Anno FrickeVon Anno Fricke Veröffentlicht:
Reicht die personelle Ausstattung in der nächsten Schicht? Dienstbesprechung auf Station.

Reicht die personelle Ausstattung in der nächsten Schicht? Dienstbesprechung auf Station.

© Jacob Lund - stock.adobe.com

BERLIN. Mit einem Sofortprogramm soll die Arbeitssituation in der Alten-und Krankenpflege "spürbar" verbessert werden. So formuliert es das Gesundheitsministerium in dem aktuellen Referentenentwurf zum Gesetz zur Stärkung des Pflegepersonals (PpSG).

Gleichzeitig stocken die Verhandlungen zwischen GKV-Spitzenverband und Deutscher Krankenhausgesellschaft über Personaluntergrenzen in Krankenhäusern. Beide Vorgänge hängen eng zusammen und sind zwischen Kassen und Krankenhäusern umstritten.

Unter "starker Moderation" des Gesundheitsministeriums habe man sich bei den Personaluntergrenzen auf ein Modell geeinigt, hieß es am Mittwoch beim GKV-Spitzenverband. Ein Jahr nach der gesetzlichen Vorgabe, bis zum 30. Juni 2018 Personaluntergrenzen in "pflegesensitiven Bereichen" festzulegen, fehlt aber immer noch die Datengrundlage.

"Wir haben keinen Überblick über die Stationsbesetzung, wir wissen nicht, wo und wann Fehler geschehen. Wir haben kaum Studien zur deutschen Versorgungssituation", fasste Dr. Wulf-Dietrich Leber die Lage aus Sicht des GKV-Verbands zusammen.

Die Frist Ende Juni werde gerissen, sagte Leber. Ein Inkrafttreten der Untergrenzen zumindest für intensivmedizinische und geriatrische Stationen wie vorgesehen am 1. Januar 2019 sei damit aber nicht in Gefahr. Geplant ist nach gegenwärtigem Stand ein Stufenmodell.

Demnach sollen die Krankenhäuser zunächst für die Geriatrie, die Kardiologie und die Innere Medizin, die Neurologie, die Unfallchirurgie und die allgemeine Chirurgie, die Herzchirurgie und die Intensivmedizin die durchschnittliche Personalausstattung in einem Monat mitteilen. Wissenschaftlich unterfüttert werden sollen diese Daten von einem von den Verhandlungsparteien beauftragten Gutachten der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG.

Entlastung bei den Personalkosten

In einem weiteren Schritt sollen die Krankenhäuser dann darüber Auskunft geben, in wie vielen einzelnen Schichten es zu Unterschreitungen der durchschnittlichen Untergrenzen gekommen ist.

Personal aufstocken sollen dann diejenigen Krankenhäuser, die im Verhältnis von Patientenzahlen und Personal zum schlechtest ausgestatteten Viertel gehören. "Der Sinn ist, eine Gefährdungsuntergrenze zu schaffen. Das ist noch keine gute Pflege", sagte GKV-Verbandsvize Johann-Magnus von Stackelberg zu der sich abzeichnenden Einigung.

Im Ministerium geht man unterdessen davon aus, dass die Verhandlungspartner schnell zum Abschluss kommen. Von einer Ersatzvornahme sehe man daher vorerst ab, sagte ein Sprecher am Mittwoch der "Ärzte Zeitung". "Wir sind in Verhandlungen", hieß es bei der DKG.

Laut dem vorliegenden Gesetzentwurf werden die Krankenhäuser bei den Personalkosten entlastet. In den Fallpauschalen sind die Personalaufwendungen derzeit mit 15 Milliarden Euro enthalten.

Künftig sollen alle dem Krankenhaus entstehenden Personalkosten als wirtschaftlich gelten. Von Kassenseite wurde dieser Passus als "gesundheitspolitischer Kontrollverlust" bezeichnet.

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema
Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Mehr als ein oberflächlicher Eingriff: Die Krankenhausreform verändert auch an der Schnittstelle ambulant-stationär eine ganze Menge.

© Tobilander / stock.adobe.com

Folgen der Krankenhausreform für niedergelassene Ärztinnen und Ärzte

Die Klinikreform bringt Bewegung an der Schnittstelle zwischen Praxen und Krankenhäusern

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztbank (apoBank)
Dr. med. Gerhard M. Sontheimer (ANregiomed, Region Ansbach) und Holger Baumann (Kliniken der Stadt Köln, v.l.) haben in der Praxis gute Erfahrungen mit Systempartnerschaften gemacht.

© Philips

Mehr Spielraum für moderne Prozesse in der Klinik

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Philips GmbH Market DACH, Hamburg
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Krebs in Deutschland

Bei zwei Krebsarten nahm die Sterblichkeit am stärksten ab

Lesetipps
Die Luftbelastung in Innenräumen mit Reinigungsprodukten betrifft jede Person. Sie beeinflusst unsere Lungenfunktion, und das lebenslang. Diese Gefahr wird unterschätzt. So die Meinung einer Pneumologin aus Italien.

© natali_mis / stock.adobe.com

Verschmutzte Luft

Was Reinigungsmittel in der Lunge anrichten können