Chorea Huntington

Führerschein entzogen

Fehlende Einsicht und nachlassende Leistung einer Patientin rechtfertigen den Führerscheinentzug.

Veröffentlicht:

MAINZ. Die Erbkrankheit Chorea Huntington kann zu einem Entzug des Führerscheins führen. Nicht nur das Risiko unwillkürlicher Bewegungen, sondern auch die nachlassende Leistungsfähigkeit und Belastbarkeit können dies rechtfertigen, wie jetzt das Verwaltungsgericht Mainz entschied.

Bei der über 70 Jahre alten Klägerin war 2012 Chorea Huntington diagnostiziert worden. Zudem hat sie das Restless-Legs-Syndrom (RLS).

2014 fuhr die Frau mit ihrem Auto auf einen Wohnwagen auf. Bei einer Überprüfung der Fahreignung zeigten sich zunächst unkoordinierte zuckende Bewegungen. Ein ärztlicher Gutachter stellte zudem "massive Leistungsbeeinträchtigungen" fest und kam zu dem Ergebnis, dass die Frau nicht mehr zum Autofahren geeignet sei.

Dem folgte das Verwaltungsgericht. Zur Begründung erklärten die Mainzer Richter, Chorea Huntington sei ein schweres Nervenleiden. Es schließe das Führen von Lastkraftwagen sofort aus, Fahrten mit dem Auto oder dem Motorrad seien nur in leichten Fällen noch erlaubt, ergänzten die Richter.

Die Frau hatte argumentiert, ihre Chorea Huntington sei noch in einem leichten Stadium. Ihre Bewegungsunruhe lasse das Autofahren noch zu, betonte sie.

Das Verwaltungsgericht entnahm dem Gutachten anderes, letztlich könne dies aber dahinstehen. Denn jedenfalls sei "die erforderlich psychophysische Leistungsfähigkeit nicht mehr gegeben". In allen getesteten Bereichen – etwa Belastbarkeit, Orientierung, Reaktionsfähigkeit sowie Konzentration und Aufmerksamkeit – habe sie die Mindestvorgaben nicht erfüllt. Erschwerend komme hier noch die fehlende Einsichtsfähigkeit der Frau hinzu.

Zum Schutz der Allgemeinheit sei der Frau daher zu Recht der Führerschein abgenommen worden, so das Verwaltungsgericht Mainz. (mwo)

Verwaltungsgericht Mainz Az.: 3 K 638/16.MZ

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema
Das könnte Sie auch interessieren
Was die MS-Behandlung auszeichnet

© Suphansa Subruayying | iStock

Lebensqualität

Was die MS-Behandlung auszeichnet

Anzeige | Merck Healthcare Germany GmbH
Unsichtbare MS-Symptome im Fokus

© AscentXmedia | iStock

Lebensqualität

Unsichtbare MS-Symptome im Fokus

Anzeige | Merck Healthcare Germany GmbH
Prognostizierbares Therapieansprechen?

© Stockbyte | gettyimages (Symbolbild mit Fotomodellen)

Antidepressiva

Prognostizierbares Therapieansprechen?

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Depression und Schmerz gehen häufig Hand in Hand

© brizmaker | iStock (Symbolbild mit Fotomodell)

Depressionsscreening

Depression und Schmerz gehen häufig Hand in Hand

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Kommentare
Markus Thoma 29.06.201711:57 Uhr

"Fehlende Einsichtsfähigkeit der Patientin"

Es ist dies eine absolut klassische semantische Vorhaltung, Falle und Totschlag-Argument, das auch in psychiatrischen "Gutachten" nach wie vor sehr verbreitet Verwendung findet.

Der betroffenee Patient kann sich dieser perfiden Argumentation nur sehr mühevoll oder gar nicht erwehren.

KolegInnen, schützt eure Patienten vor derartiger staatlicher Willkür!

Dr. Markus Thoma

Sonderberichte zum Thema

ADHS im Erwachsenenalter

Wechseljahre und ADHS: Einfluss hormoneller Veränderungen auf Symptomatik und Diagnose

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: MEDICE Arzneimittel Pütter GmbH & Co. KG, Iserlohn
Neue Ansätze zur Behandlung seltener Krankheitsbilder

© Dr_Microbe / stock.adobe.com

Entwicklungen in der Therapie neuromuskulärer Erkrankungen

Neue Ansätze zur Behandlung seltener Krankheitsbilder

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Roche Pharma AG, Grenzach-Wyhlen
Abb. 1: a) Verlauf einer Gruppe unbehandelter Personen, b) 5-Jahres-Daten der SUNFISH-Studie Teil1, c) Teil2

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [3]

Therapie der 5q-assoziierten SMA

Risdiplam-Filmtabletten: flexiblere Anwendung im Alltag

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Roche Pharma AG, Grenzach-Wyhlen
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Alter für Indikationsimpfung herabgesetzt

STIKO ändert Empfehlung zur Herpes zoster-Impfung

Lesetipps
Mammografie-Screening bei einer Patientin

© pixelfit / Getty Images / iStock

Prävention

Mammografie-Screening: Das sind Hindernisse und Motivatoren

Patient mit Hypoglykämie, der seinen Blutzuckerspiegel mit einem kontinuierlichen Blutzuckermesssensor und einer Smartphone-App überwacht.

© martenaba / stock.adobe.com

Trotz Schulung

Die wenigsten Diabetes-Patienten reagieren adäquat auf Hypoglykämie