Pharma

Generikafirmen schließen Corona-Pakt

Die Hilfsorganisation Medicines Patent Pool könnte jederzeit günstigen COVID-19-Medikamente für die 3. Welt produzieren lassen. Die nötigen Kapazitäten stehen bereit.

Veröffentlicht:

Genf. 18 überwiegend indische Generika- und Wirkstoffhersteller haben mit dem Medicines Patent Pool (MPP) eine Allianz zur verbilligten Produktion und Verteilung neuer Medikamente gegen COVID-19 gebildet. Der MPP ist eine von den Vereinten Nationen unterstützte Hilfsorganisation, die sich um einen besseren Zugang zu noch patentgeschützten Innovationen in Entwicklungs- und Schwellenländern kümmert. Dazu schließt die Organisation Lizenzvereinbarungen mit Originalanbietern und vergibt Fertigungslizenzen an interessierte Partnerfirmen aus der Nachahmerindustrie.

Wie MPP-Direktor Charles Gore in einer Presseerklärung am Freitag versichert, seien die 18 Hersteller in der Lage, „beträchtliche Mengen kleiner Moleküle“ sowie mit der Zeit auch zunehmend größere Volumina rekombinanter Präparate zu produzieren. Er hoffe, dass die Allianz Signalwirkung auf Originalhersteller habe, „Vereinbarungen auszuhandeln, die den Bedürftigen einen schnellen Zugang ermöglichen“.

Zu potenziellen Kandidaten einer Lizenzvergabe werden keine Angaben gemacht. Derzeit sind ohnehin erst weniger als seine Handvoll Medikamente gegen COVID-19 zugelassen: Allen voran der Mitte Oktober von der FDA regulär freigegebene Virenhemmer Remdesivir (von Gilead) sowie der Antikörper Bamlanivimab von Eli Lilly, dem die FDA am Montag (9.11.) eine Notfallzulassung erteilt hat. Außerdem das nicht mehr patentgeschützte Kortikoid Dexamethason, das im Off-Label-Use eingesetzt werden kann, wie etwa die europäische Oberbehörde EMA empfielt.

Schwerpunkt Asien

Von den bisher 18 Unterzeichnern der Kooperationsvereinbarung mit dem Medicines Patent Pool – weitere sollen nach Möglichkeit folgen –, haben zwei ihren Hauptsitz in China (Desano, Langhua), jeweils einer in Südafrika (Adcock), Bangladesch (Beximco) und Südkorea (Celltrion) sowie 13 in Indien (Arene, Aurobindo, Emcure, Hetero, Laurus, Lupin, Macleods, Mangalam, Micro Labs, Natco, Strides Shasun, Sun, Zydus).

Der Medicines Patent Pool wurde vor zehn Jahren von Unitaid gegründet, einer internationalen gemeinnützigen Einkaufsorganisation für HIV-, Malaria- und Tuberkulose-Medikamente. Durch Lizenzdeals mit Originalanbietern wie ViiV Healthcare, Bristol-Myers Squibb oder Abbvie seien bisher über 15 Milliarden Dosen HIV- und Hepatitis-C-Medikamente in Länder mit niedrigen oder mittleren Durchschnittseinkommen geliefert worden, heißt es. Insgesamt habe der MPP bisher mit zehn Patentinhabern Lizenzvereinbarungen geschlossen, darunter ein Mittel gegen Tuberkulose, 13 antiretrovirale Therapeutika gegen HIV und drei gegen HCV. (cw)

Mehr zum Thema
Das könnte Sie auch interessieren
Umgang mit Multimorbidität in der Langzeitpflege

© Viacheslav Yakobchuk / AdobeStock (Symbolbild mit Fotomodellen)

Springer Pflege

Umgang mit Multimorbidität in der Langzeitpflege

COVID-19 in der Langzeitpflege

© Kzenon / stock.adobe.com

Springer Pflege

COVID-19 in der Langzeitpflege

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Interview zum 128. Deutschen Ärztetag

StäKo-Vorsitzender Herrmann: „Unsere Weiterbildungen sind überladen“

Lesetipps
Dr. Sonja Mathes sprach sich bei der Hauptversammlung des Marburger Bundes dafür aus, die Kolleginnen und Kollegen dabei zu unterstützen, die bald obligatorische Zeiterfassung für Ärzte an Unikliniken konsequent einzufordern.

© Rolf Schulten für die Ärzte Zeitung

143. Hauptversammlung des Marburger Bundes

MB-Delegierte: Elektronische Zeiterfassung an Unikliniken muss durchgesetzt werden

Dr. Andreas Botzlar, 2. Vorsitzender des Marburger Bundes

© Porträt: Rolf Schulten | Hirn: grandeduc / stock.adobe.com

Podcast „ÄrzteTag vor Ort“

Klinikärzte in der Primärversorgung – kann das gehen, Herr Dr. Botzlar?