Indexfonds

Große Chancen, niedrige Kosten

Börsennotierte Indexfonds sind wegen ihrer geringen Verwaltungsgebühren bei Anlegern beliebt. Doch Vorsicht: Die Investmentvehikel bergen auch Risiken.

Von Richard Haimann Veröffentlicht:
Viele Eier in einem Korb: Fonds, die einen Index abbilden, gelten landläufig als recht sichere Konstruktionen. Das sieht jedoch ganz anders aus, wenn Indizes mittels Derivaten nachgebildet werden.

Viele Eier in einem Korb: Fonds, die einen Index abbilden, gelten landläufig als recht sichere Konstruktionen. Das sieht jedoch ganz anders aus, wenn Indizes mittels Derivaten nachgebildet werden.

© HerrBullermann / Fotolia.com

NEU-ISENBURG. Diverse Studien zeigen es immer wieder: Den meisten aktiv gemanagten Aktienfonds gelingt es nicht, dauerhaft ihren Vergleichsindex zu schlagen. Das kommt Anleger teuer zu stehen.

Nach einer Untersuchung der Berliner Ratingagentur Scope verzeichnen aktiv gemanagte Fonds im Schnitt bereits in nur einem Jahr eine Unterrendite von 2,5 Prozent.

"Über einen Zehn-Jahres-Zeitraum betrachtet, bleiben die Erträge dieser Fonds im Schnitt sogar fast 25 Prozent hinter dem jeweiligen Vergleichsindex zurück", sagt Sasa Perovic, Leiter Zertifikate- und Fondsanalyse bei Scope.

Der Grund dafür sind die hohen Gehälter für Analysten und Manager: "Die durchschnittlichen Verwaltungskosten bei aktiv gemanagten Fonds betragen 1,89 Prozent im Jahr", sagt Perovic.

Deutlich günstiger fahren Anleger mit börsennotierten Indexfonds. Die nach ihrer englischen Bezeichnung Exchange Traded Fund kurz als ETF angekürzten Investmentvehikel bilden einfach stur einen Index ab.

Es werden keine Experten beschäftigt, die Märkte analysieren oder aufwendige Hintergrundgespräche mit den Vorständen von Unternehmen führen. "Deshalb beträgt die jährliche Gebühr der ETF im Schnitt nur 0,44 Prozent", sagt Perovic.

Beliebte Papiere

Immer mehr Profiinvestoren wie Pensionskassen und Versicherungen, aber auch Privatanleger setzen deshalb auf die Indexfonds. Mehr als 220 Milliarden Euro beträgt allein in Deutschland das in ETF angelegte Kapital. Doch die Indexfonds sind nicht ohne Risiko.

"Nicht alle ETF investieren tatsächlich in die Aktien des jeweiligen Indexes", sagt Moritz Westerheide, Volkswirt der Bremer Landesbank.

Etliche Indexfonds nutzen stattdessen Derivate auf die jeweiligen Aktien, um einen Index synthetisch nachzubilden. Bei schweren Turbulenzen an den Kapitalmärkten besteht die Gefahr, dass rasche Verkäufe der Derivate die Kurse der dahinter liegenden Index-Aktien ins Bodenlose fallen lassen könnten.

Anleger würden dann massive Verluste erleiden. Der Finanzstabilitätsrat der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich sieht deshalb in derart konstruierten ETF eine "Bedrohung für das Weltfinanzsystem" - und vergleicht sie mit den verbrieften US-Eigenheimkrediten, die 2008 die globale Finanzkrise auslösten.

"Kein Reinheitsgebot für Fonds"

Ob ein Indexfonds in Aktien oder Derivate investiert, können Anleger dem jeweils jüngsten Rechenschaftsbericht entnehmen. Darin sind alle Positionen im Portfolio des Indexfonds aufgelistet. Das sei aber immer nur eine Stichtagsbetrachtung, sagt Niels Nauhauser, Finanzexperte der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. Kapitalanlagegesellschaften könnten ihre ETF jederzeit auf Derivate umstellen.

Dies gelte übrigens auch für aktiv gemanagte Fonds, sagt Nauhauser. "Es gibt kein gesetzliches Reinheitsgebot für Aktienfonds oder Indexfonds." Nauhauser empfiehlt Anlegern zwar, ETF den aktiv gemanagten Fonds vorzuziehen. "Langfristig schneiden private Investoren mit Indexfonds besser ab als mit aktiv gemanagten Fonds."

Er rät aber auch dazu, bei der Auswahl von Indexfonds umsichtig zu sein. In den vergangenen Jahren hätten Kapitalanlagegesellschaften immer mehr ETF auf neue Indexkonstruktionen aufgelegt, die zum Teil nur aus sehr wenigen Einzeltiteln aus bestimmten Marktsegmenten bestehen. Bei solchen Produkten sei das Verlustrisiko im Fall eines Konjunkturabschwungs in der jeweiligen Branche besonders groß.

"Sinnvoller ist es, mit einem ETF auf breite Indizes zu setzen, die die Konjunkturentwicklung der gesamten Welt oder zumindest eines ganzen Kontinents widerspiegeln", empfiehlt Nauhauser.

Am besten geeignet seien dabei Indizes wie der MSCI World. "Dieser Index spiegelt die Kursentwicklung von 6000 Aktien aus 23 Industrieländern der ganzen Welt wider", erklärt der Finanzexperte.

Wer nur in europäische Werte investieren wolle, könne zum Euro Stoxx 600 greifen, der 600 Aktien aus ganz Europa umfasse.

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