Kopfschmerzgesellschaft

Hausärzte besser zu Migräne schulen

Schmerzexperten sind der Ansicht, dass Primärversorger mehr über Migräneprophylaxe und -therapie wissen müssten.

Veröffentlicht:

MANNHEIM. Die medizinische Versorgung von Migräne- und Kopfschmerzpatienten ist alles andere als optimal, vor allem Hausärzte sollten besser über effektive Behandlungsoptionen informiert sein, fordern die Deutsche Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft (DMKG) und die Deutsche Schmerzgesellschaft. Zum diesjährigen Schmerzkongress Mitte Oktober in Mannheim wollen die Fachgesellschaften auch darlegen, wie sie sich "eine ‚Weiterbildung‘ der Primärversorger in puncto Kopfschmerz- und Migränetherapie vorstellen", heißt es in einer gemeinsamen Mitteilung.

Laut einer repräsentativen Erhebung der DMKG, die gleichfalls beim Schmerzkongress in Mannheim präsentiert werden soll, nahmen nur 20 Prozent der befragten Patienten, die monatlich unter vier bis 14 Migränetagen litten, ärztlich verordnete Medikamente ein. Insgesamt geht nur die Hälfte der Patienten mit Kopfschmerzbeschwerden zum Arzt. Zehn Prozent gaben an, sich an einen Heilpraktiker zu wenden, der Rest setzt auf Hausmittel und freiverkäufliche Schmerzmittel. "Kopfschmerzen sind leider noch immer eine Domäne der Selbstmedikation", kommentiert DMKG-Präsidentin Dr. Stefanie Förderreuther, Oberärztin am Universitätsklinikum München.

Vor allem die Migräne-Prophylaxe komme in der hausärztlichen Versorgung zu kurz, kritisieren die Fachgesellschaften. Patienten, die einen Facharzt aufsuchten, hätten der Umfrage zufolge häufiger eine Migräne-Prophylaxe erhalten als Patienten, die nur vom Hausarzt behandelt wurden. "Die Migräne-Prophylaxe bietet dem Patienten gute Chancen, die Zahl der Kopfschmerztage zu senken und sollte deshalb allen Patienten angeboten werden", fordert DMKG-Vize Professor Andreas Straube.

Doch auch nicht-medikamentöse Therapien wie progressive Muskelrelaxation, Biofeedback oder kognitive Verhaltenstherapie könnten den Patienten helfen, Kopfschmerzen in den Griff zu bekommen. Solche Methoden seien aber noch immer zu wenig bekannt. "Der Hausarzt sollte in der Lage sein, die Diagnose Kopfschmerz oder Migräne sicher zu erkennen und den Patienten mit einer geeigneten Akutmedikation zu versorgen", so Professor Matthias Keidel, Chefarzt am Rhön-Klinikum Bad Neustadt. Hausärzte, so Keidel weiter, müssten über medikamentöse und nicht-medikamentöse Prophylaxe aufklären können aber auch in der Lage sein, einen sekundären Kopfschmerz zu erkennen, der auf eine möglicherweise schwerwiegendere Grunderkrankung hinweist. (cw)

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Interview

Wie KI den Weg in die Weiterbildung findet

Das könnte Sie auch interessieren
Der Gesundheitsdialog

© Janssen-Cilag GmbH

J&J Open House

Der Gesundheitsdialog

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
Impulse für den medizinischen Fortschritt: Welches Mindset braucht Deutschland?

© Springer Medizin

Johnson & Johnson Open House-Veranstaltung am 26. Juni 2025 beim Hauptstadtkongress

Impulse für den medizinischen Fortschritt: Welches Mindset braucht Deutschland?

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
J&J Open House beim Hauptstadtkongress

© [M] Springer Medizin Verlag

Video zur Veranstaltung

J&J Open House beim Hauptstadtkongress

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Abb. 1: Lebensjahresverlust aufgrund von gesundheitlichen Einschränkungen

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [1]

Migränekopfschmerzen

Effektive Akutbehandlung kann Chronifizierungsrisiko senken

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Grünenthal GmbH, Aachen
Protest vor dem Bundestag: Die Aktionsgruppe „NichtGenesen“ positionierte im Juli auf dem Gelände vor dem Reichstagsgebäude Rollstühle und machte darauf aufmerksam, dass es in Deutschland über drei Millionen Menschen gebe, dievon einem Post-COVID-Syndrom oder Post-Vac betroffen sind.

© picture alliance / Panama Pictures | Christoph Hardt

Symposium in Berlin

Post-COVID: Das Rätsel für Ärzte und Forscher

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: vfa und Paul-Martini-Stiftung
Schnelle und sichere Diagnose der Migräne

© Pixologicstudio / Science Photo Library / mauritius images

Kopfschmerz-Anamnese

Schnelle und sichere Diagnose der Migräne

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Hormosan Pharma GmbH, Frankfurt am Main
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Ein Mann greift sich an den Fuß.

© Jan-Otto / Getty Images / iStock

Therapievergleich

Akuter Gichtanfall: Am Ende machen alle Wirkstoffe ihren Job

Ein Hinweisschild mit Bundesadler vor dem Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe.

© Uli Deck/picture alliance/dpa

Update

Urteil

Bundesverfassungsgericht: Triage-Regelung nicht mit Grundgesetz vereinbar