Bayern

Fachärzte kritisieren: KV-Eigenbetrieb ein „Hilfsprogramm für Lauterbachs Sparorgie“

Der Bayerische Facharztverband (BFAV) kritisiert die Eröffnung einer ersten KV-eigenen Hautarztpraxis im Freistaat deutlich. Das sei das falsche Signal zur falschen Zeit.

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Hautkrebsscreening mit Dermatoskop: Im KV-Eigenbetrieb ist eine rentable Praxisführung mit Kassenleistungen kaum möglich, glaubt der Bayerische Facharztverband. Er wendet sich deshalb gegen solche Eigenbetriebe der KV. (Symbolbild mit Fotomodell)

Hautkrebsscreening mit Dermatoskop: Im KV-Eigenbetrieb ist eine rentable Praxisführung mit Kassenleistungen kaum möglich, glaubt der Bayerische Facharztverband. Er wendet sich deshalb gegen solche Eigenbetriebe der KV. (Symbolbild mit Fotomodell)

© Petra Steuer / Joker / dpa

Marktredwitz. Die Kassenärztliche Vereinigung Bayerns (KVB) hat Ende Juli ihre bayernweit erste Eigeneinrichtung eröffnet: eine dermatologische Facharztpraxis, im oberfränkischen Marktredwitz im Landkreis Wunsiedel im Fichtelgebirge.

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Was die KVB als Sicherung der hautärztlichen Versorgung im über längere Zeit als unterversorgt eingestuften Planungsgebiet tituliert, sorgt beim Bayerischen Facharztverband (BFAV) für deutliche Kritik.

Angesichts geplanter bundesweiter Einsparungen in Höhe von 400 Millionen Euro durch Streichung der Neupatientenregelung in der fachärztlichen Grundversorgung setze die KVB das falsche Signal für die Praxen in Not, heißt es in einer Pressemeldung des Verbands.

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BFAV: Eigenbetriebe gehen auf Kosten der Kollegen

Dessen Vorsitzender, der Neumarkter Orthopäde Dr. Wolfgang Bärtl, fordert deshalb, die Einrichtung von KV-Eigenbetrieben auf Kosten der niedergelassenen Kollegen sofort zu stoppen. Er bezeichnet die Maßnahme polemisch als „Hilfsprogramm für Lauterbachs Sparorgie zu Lasten der fachärztlichen Grundversorgung“.

Schon im so genannten Neubauer-Gutachten von 2016 sei festgestellt worden, dass in den grundversorgenden Facharztdisziplinen in den Regionen Bayerns „keine betriebswirtschaftliche Praxisführung möglich“ sei. Finanziert werde der KV-Eigenbetrieb zu einem erheblichen Teil aus den um über 35 Prozent gestiegenen Verwaltungskostenabgaben der Vertragsärzte, heißt es in der Pressemeldung. Gleichzeitig hafteten sie weiter für die Wirtschaftlichkeit dieser und weiterer KV-eigener Praxen.

Fachärzte wollen die Eigenbetriebe nach den Wahlen stoppen

„Betriebswirtschaftlich unattraktive Praxen zu Lasten der Vertragsärzte zu betreiben, ist in Zeiten, in denen die Politik uns zusätzlich Honorar entzieht und nicht bereit ist, uns zumindest die in der Gebührenordnung festgesetzten Preise vollständig zu bezahlen, das völlig falsche Signal zur falschen Zeit“, kritisiert Bärtl.

Er kündigt an, mit dem BFAV in der kommenden Amtsperiode der KVB alles zu tun, um die KV-Eigenbetriebe zu stoppen, solange nicht feste und angemessene Preise für fachärztliche Leistungen als Basis für eine betriebswirtschaftliche Praxisführung garantiert seien. (mic)

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