Regress

Kampf auf allen Kanälen

Er sprang in die Bresche und hat daraufhin sein Budget gesprengt. Ein Hausarzt nahm die Versorgung psychiatrischer Patienten auf, als eine Neurologen-Praxis in der Nachbarschaft geschlossen wurde. Nun soll er 150.000 Euro Regress bezahlen. Er geht auch medial auf die Barrikaden.

Ilse SchlingensiepenVon Ilse Schlingensiepen Veröffentlicht:
Mit geballter Kraft: Ein Hausarzt aus dem Bergischen Land wehrt sich gegen einen Mega-Regress.

Mit geballter Kraft: Ein Hausarzt aus dem Bergischen Land wehrt sich gegen einen Mega-Regress.

© Kontrec / shutterstock.com

KÖLN. Ein Hausarzt aus dem Bergischen Land sorgt mit seinem Kampf gegen Arznei- und Heilmittelregresse für Aufsehen. Weil er die Forderungen, die sich bislang auf 150.000 Euro summieren, nicht hinnehmen will, hat sich Dr. Jörg Blettenberg aus Lindlar an die Öffentlichkeit gewandt.

Die Zeitungen aus der Region berichten über den Fall, das ARD-Magazin "Report" hat ihn aufgegriffen, auch Politiker haben sich des Themas angenommen.

"So wie man als Arzt behandelt wird, ist das doch die einzige Möglichkeit, die man hat, um sich zu wehren", sagt Blettenberg der "Ärzte Zeitung". Der Allgemeinmediziner ist mit Regressforderungen von 86.000 Euro für das Jahr 2009 und bislang 66.000 Euro für 2010 konfrontiert. Die Prüfung für 2010 sei noch nicht abgeschlossen, für 2011 habe eine begonnen, berichtet er.

"Für 2009 zahle ich seit einem Jahr jeden Monat 4000 Euro." Das tue zwar weh, diese Belastung könne er aber eine Zeit lang aushalten, sagt Blettenberg. "Wenn aber noch ein weiterer Regress hinzukommt, muss ich das Haus und die Praxis verkaufen und woanders neu anfangen."

Der Hausarzt versorgt auch Patienten in einer psychiatrischen Einrichtung, dem Haus Tannenberg in Gummersbach. Die rund 120 Bewohner litten alle an schwersten psychiatrischen Störungen, viele stünden unter Betreuung, berichtet er.

Sie wurden früher von einem niedergelassenen Neurologen-Ehepaar fachärztlich versorgt. Die Ärzte haben Ende 2008 ihre Praxis aber aus Altersgründen aufgegeben und keinen Nachfolger gefunden, berichtet Blettenberg. Er ist in die Bresche gesprungen - und hat sein Budget gesprengt. "Mir fehlen die Verdünner."

Heimpatienten gelten nicht als Praxisbesonderheit

Der Beschwerdeausschuss habe es abgelehnt, die Versorgung der Heimpatienten als Praxisbesonderheit anzuerkennen. Dem höheren Aufwand werde durch die Tatsache Rechnung getragen, dass die Bewohner als Rentner höhere Richtgrößen hätten, wurde dem Arzt mitgeteilt. "Aber nur 56 Prozent der Heimbewohner sind Rentner, die anderen sind Hartz IV-Empfänger."

Was Blettenberg besonders ärgert...

Jetzt gleich lesen ... Jetzt gleich lesen ...

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema
Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Kommentare
Dr. Günter Wolowski 03.09.201319:23 Uhr

Psychische Kranke am Rande

Der hausärztliche Kollege muss leider das erleben, was Psychiater seit Jahren immer wieder erfahren.
Psychisch Kranke mit schweren psychischen Störungen stehen am Rande der Gesellschaft und haben im Medizinbetrieb keine Lobby, ebnsowenig wie ihre Behandler). Sie werden in der Regel nicht von der großen Menge der Psychotherapeuten versorgt, sondern sind auf die "Wald-und Wiesenpsychiater" angewiesen oder wie in diesem Fall auf engagierte Hausärzte.
Leider zeigen sich in diesem Bereich weder Kassen noch Kven wirklich lernfähig.
Versprochen wurde schon immer viel, investiert wird aber weiter in die Apparatemedizin. Therapeutische Zuwendung und notwendige Medikamente werden weiter streng budgetiert.
Das die Behandlung von Heimbewohnern ( besondere Selektion ) nicht als Praxisbesonderheit angesehen wird, ist ein Skandal.

Dr. med. Günter Wolowski
Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie
Mönchengladbach

Sonderberichte zum Thema
Manchmal kommt Künstliche Intelligenz ziemlich abstrakt daher. Doch es gibt zunehmend auch konkrete Anwendungen, sogar für Arztpraxen.

© 3dkombinat - stock.adobe.com

Praxisorganisation

Mit KI zu mehr Entlastung fürs Praxisteam

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Doctolib GmbH
Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Symposiums v.l.n.r.: Professor Karl Broich (BfArM), Dr. Jürgen Malzahn (AOK-Bundesverband), Dr. Christine Mundlos (ACHSE e.V.), Hauke Gerlof (Ärzte Zeitung), Dr. Johanna Callhoff (DRFZ), Professor Christoph Schöbel (Ruhrlandklinik, Universitätsmedizin Essen), Privatdozent Dr. Christoph Kowalski (Deutsche Krebsgesellschaft), Dr. Peter Kaskel (Idorsia)

© Thomas Kierok

ICD-11: Die Zeit ist reif für die Implementierung

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Idorsia Pharmaceuticals Germany GmbH, München
Abb. 1: Bei erfolgreich therapierter Sialorrhö ist Teilhabe wieder leichter möglich

© Olesia Bilkei / stock.adobe.com [Symbolbild]

Glycopyrroniumbromid bei schwerer Sialorrhö

Wirtschaftliche Verordnung durch bundesweite Praxisbesonderheit

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Proveca GmbH, Düsseldorf
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Ein älterer Herr, der einen medizinischen Fragebogen ausfüllt.

© buritora / stock.adobe.com

Metaanalyse

Subjektive Krankheitsbelastung bei Krebs prognostisch relevant

Eine junge Frau fasst sich an ihren schmerzenden Ellenbogen.

© Rabizo Anatolii / stock.adobe.com

Laterale Ellbogenschmerzen

Diese sechs Kriterien sprechen gegen einen „Tennisarm“

Eine Ärztin hält einen Reagenzstreifen zur Analyse einer Urinprobe in der Hand.

© H_Ko / stock.adobe.com

Risikofaktoren identifiziert

Für wen könnten Harnwegsinfekte gefährlich werden?