PKV

Kampf gegen unseriöse Tarif-Werbung

Die privaten Krankenversicherer nehmen sich Vermittler angeblicher Billigtarife zur Brust. Sie mahnen zur Vorsicht, es handle sich um Adresshändler.

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KÖLN. Wenn man Versprechungen im Internet oder per Mail glaubt, ist eine private Kranken-Vollversicherung schon für 59 oder 69 Euro im Monat zu haben. In Wirklichkeit gibt es solche billigen Policen gar nicht. Deshalb will der Verband der privaten Krankenversicherung jetzt gegen die Verursacher solcher irreführender Werbung vorgehen.

Nach Einschätzung des PKV-Verbands stehen hinter den Angeboten häufig Adresshändler, die an wertvolle Kundendaten kommen wollen. Das hatte vor einigen Jahren eine Recherche der Zeitschrift "Finanztest" ergeben. Aber auch mancher Versicherungsvermittler versucht offenbar, auf diesem Weg neue Kunden zu gewinnen.

Solch unseriöse Werbung ist nicht nur ärgerlich für die Kunden, die auf sie hereinfallen, sondern auch für die PKV-Branche. Schließlich hat der Versuch einiger Anbieter, mit billigen Einsteiger-Angeboten Geschäft zu machen, der PKV vor ein paar Jahren viel Schelte von Verbraucherschützern und politischen Druck eingebracht.

Die Policen hatten nur einen begrenzten Leistungsumfang, der häufig hinter dem der GKV zurückblieb. Vielen Kunden war dies beim Abschluss nicht bewusst, das böse Erwachen folgte später. Auch die Unternehmen selbst machten schlechte Erfahrungen.

Viele Versicherte konnten selbst die niedrigen Prämien nicht bezahlten, bei den Versicherern häuften sich Beitragsrückstände an. Wegen der Versicherungspflicht können sie den Kunden nicht kündigen.

"Wir werden die Unternehmen abmahnen"

Mit dem Rückzug vieler Anbieter aus dem Billig-Segment und der Verständigung auf Mindestleistungen konnte die Branche Kritikern den Wind aus den Segeln nehmen.

Umso ärgerlicher ist es für die PKV, dass die anhaltende Werbung für Schnäppchen in der Vollversicherung den Anschein erweckt, es habe sich nichts getan. Der PKV-Verband will der Werbeflut deshalb nicht mehr tatenlos zusehen.

Voraussetzung für ein juristisches Vorgehen ist, dass der Verband die Absender unter einer ladefähigen Adresse ermitteln kann, erläutert Verbandssprecher Stefan Reker. "Wir haben jetzt konkrete Beispiele, bei denen das der Fall ist", sagt er.

Gegen die Betroffenen will der PKV-Verband wegen unlauteren Wettbewerbs vorgehen. In diesem Bereich hat der Verband ein Klagerecht. "Wir werden die Unternehmen abmahnen", kündigt Reker an.

Um sich Klarheit über die Lage im Markt zu verschaffen, hat der Verband seine Mitglieder befragt. Das Ergebnis, das 96 Prozent des Marktes umfasst: "Es gibt bei den seriösen PKV-Unternehmen in Deutschland keine Angebote für diesen Preis", sagt Reker.

Wenn in der Werbung trotzdem Logos von einzelnen PKV-Unternehmen verwandt werden, kann der Verband nichts machen. Dagegen müssen sich die Versicherer selbst zur Wehr setzen.

Die Stiftung Warentest warnt vor PKV-Lockangeboten. "Wer sich privat versichern will, sollte seine Daten nicht in dubiose Internetanzeigen eingeben, sondern sich von einem unabhängigen Versicherungsberater oder einem kompetenten Makler beraten lassen", empfehlen die Verbraucherschützer. (iss)

Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Kommentar zur PKV: Richtiger Feldzug

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Kräftige Anhebung

Der PKV-Standardtarif wird deutlich teurer

Kommentare
Dr. Wolfgang P. Bayerl 16.08.201422:14 Uhr

Nun ja, etwas Wettbewerb statt "Schulterschluss" kann gerade der PKV nicht schaden

Will sagen, wer denn sonst kann ein individuelles Angebot machen?
Wenn ich keine Entzugskuren, Kuren überhaupt, oder den ganzen alternativen Kram einschließlich Psychotherapie möchte,
darf ich das auch bei der PKV nicht???
Wegen "Schulterschluss"?

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