Bremerhaven

Der Schweizer Klinikkonzern Ameos hat drei Häuser im Nordwesten gekauft. Hoffnungen, gemeinsam mit Kassen und Stadtverwaltung eine Lösung zu finden, haben sich zerschlagen.

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BREMERHAVEN. Es ist gekommen, wie es viele befürchtet hatten: Die drei Bremerhavener Kliniken der Stiftung DRK-Krankenanstalten Wesermünde sind an den Schweizer Ameos-Konzern verkauft worden. Der Verkauf gilt rückwirkend zum 1. Juli 2014.

Krankenkassen, Mitarbeitervertretung, Belegschaft und Vertreter der Stadt Bremerhaven und des Landes Bremen kritisierte den Verkauf.

"Wir fürchten, dass jetzt Ameos sich eher an lukrativen Behandlungen orientieren wird als am Bedarf in Bremerhaven", erklärte etwa Jörn Hons, Sprecher der AOK Bremen/Bremerhaven.

Verkauft werden das Krankenhaus am Bürgerpark und das St.-Joseph-Hospital in Bremerhaven und die Seepark-Klinik in Debstedt im Landkreis Cuxhaven, der an Bremerhaven angrenzt. Betroffen sind in den drei Klinken 15.600 Mitarbeiter.

Die AOK Bremen/ Bremerhaven, Bremens Gesundheitssenator Dr. Hermann Schulte-Sasse (parteilos) und Bremerhavens Oberbürgermeister Melf Grantz (SPD) hatten im Vorfeld versucht, eine gemeinnützige Lösung für die drei Kliniken auf den Weg zu bringen.

Allerdings habe die DRK-Stiftung die Daten zu spät zur Verfügung gestellt, und so eine eingehende Prüfung unmöglich gemacht, hieß es.

"Die AOK hat für die Kassenseite signalisiert, sich konstruktiv an einer Lösung dieses Problems zu beteiligen; sie sieht nach eingehender Prüfung aber keine Chance, dies in der Kürze der Zeit belastbar umzusetzen", teilten Kasse, der Senator und der Oberbürgermeister in einer gemeinsamen Erklärung mit.

Kassen sollten 15 Millionen Euro zahlen

Der Plan war, dass die Kassen 15 Millionen Euro an die Kliniken zahlen und Ende 2015 das Joseph-Hospital schließen, sagte Hons zur "Ärzte Zeitung".

Nach den Ameos-Plänen sollen alle drei Häuser erhalten werden. Der Konzern wolle investieren, hieß es. In welcher Höhe, ist derzeitnicht bekannt. Allerdings vermutet die AOK, dass der Konzern letztlich doch ein Haus schließen wird.

Bremerhavens Oberbürgermeister nannte die Entscheidung der Stiftung gegenüber "Radio Bremen" "mutlos". Er hätte lieber eine Klinikverbundlösung durch die Stadt Bremerhaven, den Landkreis Cuxhaven und die DRK-Stiftung gesehen.

"Meine vielfältigen Versuche, mit dem Vorsitzenden und der Stiftung vorher zu offiziellen Gesprächen zu kommen, wurden ausgeschlagen", so Grantz.

Erst im Oktober 2013 hatte die Stiftung das verschuldete St.-Joseph Hospital mitten in der Stadt gekauft und mit ihrer Klinik am Bürgerpark zu den "DRK Kliniken Bremerhaven GmbH" unter ein organisatorisches Dach verschmolzen.

Die Verkaufsabsichten begründete Landrat und Vorsitzender der Stiftung, Kai Uwe Bielefeld, kürzlich in der "Ärzte Zeitung" so: "Kosten und Erlös sind dramatisch auseinandergedriftet. Wir hatten für 2016 mindestens eine schwarze Null geplant und nun ist alles anders gekommen." (cben)

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Kommentare
Dr. Bernhard reiß 13.09.201414:06 Uhr

Kein Wunder!

Der Oberbürgermeister klagt, daß seine "vielfältigen Versuche" mit dem DRK-Stiftungsvorsitzenden einen Deal auszuhandeln, um die maroden Kliniken zu übernehmen, nicht angenommen wurden. Wozu sollte man auch mit einem Politikvertreter sprechen, dessen Stadt seit Jahren nur eines zu bieten hat: chronische Besuche vom Pleitegeier. Man kann den Schweizern nur danken, daß sie Bremerhaven und den Länderfinanzausgleich von einer weitere Millionenfinazspritze entlastet haben! Vielleicht kaufen die ja auch den Flughafen Berlin.

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