Kliniken setzen zur Fehlervermeidung auf Barcodes

Auf dem Healthcaretag 2009 standen vor Kurzem Systeme zur automatischen Datenerfassung im Fokus. Noch gibt es viele Baustellen im Healthcare-Sektor.

Von Monika Peichl Veröffentlicht:

FRANKFURT AM MAIN. Automatische Datenerfassung, etwa mittels Barcode, kann die Fehlerquote in der Krankenversorgung senken. Dafür stehen mittlerweile Standards zur Verfügung, die den Herstellern und Anwendern vielfältige Vorteile bieten, erläuterte Heinrich Oehlmann vom European Health Industry Business Communication Council (EHIBCC) Deutschland jüngst auf dem Healthcaretag 2009 in Frankfurt am Main.

Selbst kleinste Instrumente oder auch Röhrchen könnten heutzutage mit Identifikationsmarken gekennzeichnet und maschinell erfasst werden. Dabei sei es gleich, ob ein optischer Barcode oder ein RFID-Transponder (Funketikett) als Identifikationsträger gewählt werde. Aber es sei nicht gleich, ob auf Standards zurückgegriffen werde oder nicht, so Oehlmann. Einschlägige Standards, Richtlinien und Empfehlungen wurden von Arbeitsgruppen der Fachverbände, darunter auch der EHIBCC, entwickelt, etwa der Healthcare-Barcode HIBC.

Als Beispiel führte Dr. Björn Mehlhorn von der Damp Holding AG Register für Endoprothesen an, wie sie vom Gemeinsamen Bundesausschuss gefordert werden. Damit sollen die einzelnen Produkte nachverfolgbar werden. Auf der Seite der Hersteller gebe es "noch keine klare Überzeugung, dass eine nachvollziehbare Kennzeichnung einen Mehrwert für alle Beteiligten darstellt", so Mehlhorn. Eine Herausforderung sei zudem, die Daten so zu erfassen, dass sie auch noch in 25 Jahren maschinell auswertbar seien.

Dr. Björn Kabisch, am Klinikum Jena zuständig für strategisches Softwaremanagement, berichtete über die neuen Wege, die dort bei der Patienten- und Datendokumentation verfolgt werden. Wie andere Großkliniken auch, sei Jena geprägt durch eine stark heterogene Systemlandschaft, bedingt durch die hohe Komplexität der vielen Speziallösungen und Inselsysteme. Manche Aspekte der Qualitätssicherung, wie etwa ein "Track and Trace" der Medikation, ließen sich in dieser Systemarchitektur nicht effektiv realisieren, so Kabisch.

Daher werde in Jena, neben der auf Kommunikationsservern aufbauenden Vernetzung der Systeme, eine zusätzliche Auto-Ident-Infrastruktur etabliert. Einbezogen wird dabei zum Beispiel die Medikation, die von der Apotheke bis zur Station nachverfolgt und dokumentiert wird. Kabisch betonte, dass erfolgreiches Fehlermanagement in der Patientenversorgung nicht auf große Risiken fokussieren dürfe, sondern an den kleinteiligen Prozessen ansetzen müsse.

Steffen Saebisch, Staatssekretär im hessischen Wirtschaftsministerium, verwies darauf, dass intelligente Online-Steuerungssysteme und innovative Breitbandanwendungen zur besseren und kostengünstigeren Patientenversorgung beitragen könnten. Autoidentifikationstechnik wie Barcode und RFID böten viel Optimierungspotenzial im Krankenhaus. Unverwechselbare Identifikation rette nicht nur Leben, etwa bei der Überwachung von Blutkonserven oder der Steuerung der individuellen Medikation, sondern erhöhe auch die Effizienz der Klinikorganisation, bis hin zur korrekten Abrechnung. Das Land unterstütze die Vernetzung kleiner und mittlerer Unternehmen im Sektor E-Health und schließe mit seiner Breitbandinitiative die weißen Flecken, die die Telekommunikationsnetze in ländlichen Regionen noch aufweisen.

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