Kommentar
Knackpunkt Plausizeiten
Der Streit um die Zeitprofile angestellter Ärzte sieht auf den ersten Blick aus wie eine Auseinandersetzung zwischen freiberuflich tätigen Ärzten und Medizinischen Versorgungszentren. Doch werden durch Zeitbudgets von 40 Stunden pro Woche für angestellte Ärzte in der Plausibilitätsprüfung wirklich niedergelassene Ärzte vor großen Klinikgesellschaften im Wettbewerb geschützt?
Eher nicht! Die Versorgungsrealität ist längst über ein derartiges Szenario hinausgewachsen. Nach den strukturverändernd wirkenden Gesetzeswerken der vergangenen Jahre - Vertragsarztrechtsänderungsgesetz und GKV-Versorgungsstrukturgesetz - gehören längst auch freiberuflich tätige Ärzte zu den Playern auf dem Ärztemarkt, die Ärzte anstellen.
Wer heute junge Ärzte gewinnen will, vielleicht auch, um später einen Nachfolger für seine Praxis zu gewinnen, muss häufig den Umweg über die Anstellung eines Kollegen oder auch einer Kollegin gehen.
Wenn nun KVen über das Vehikel der Zeitprofile die Anstellung von Ärzten für Arbeitgeber weniger attraktiv machen, dann könnte das zu einem Bumerang werden. Denn wenn so die Anwerbung von Nachwuchs gebremst wird, dann bleiben irgendwann zu Versorgungszentren und KV-eigenen Praxen kaum noch Alternativen. Wäre das gewollt?
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