Prävention ist das A und O

Krankt die Gesellschaft, krankt auch die Wirtschaft

Weltweit blicken die Staaten auf die Ausgaben für die Krankenbehandlung. Die Prävention kommt dabei oft zu kurz - zum Nachteil der einheimischen Wirtschaft. Denn eine gesunde Gesellschaft sorgt auch für eine gesunde Wirtschaft - und damit für Wohlstand.

Matthias WallenfelsVon Matthias Wallenfels Veröffentlicht:
Für die Staaten weltweit würde sich die Investition in die Ernährung ihrer Gesellschaft lohnen, so eine Studie.

Für die Staaten weltweit würde sich die Investition in die Ernährung ihrer Gesellschaft lohnen, so eine Studie.

© wuapaa / fotolia.com

NEU-ISENBURG. In den vergangenen 50 Jahren sind die Kosten für die Behandlung von Krankheiten in den OECD-Ländern um durchschnittlich zwei Prozent pro Jahr - und damit stärker als das Wirtschaftswachstum - gestiegen.

Laut OECD seien in den Ländern weltweit im Jahr 2012 durchschnittlich zehn Prozent des Bruttoinlandsproduktes für Gesundheitsausgaben angefallen - laut Statistischem Bundesamt lag die Quote für Deutschland bei 11,3 Prozent, 3740 Euro je Einwohner.

Dabei noch nicht berücksichtigt sind der durch Krankheit verursachte Ausfall von Arbeitskräften oder das höhere Armutsrisiko kranker Menschen.

Weltweit steigt die Lebenserwartung, doch von jedem zusätzlichen Lebensjahr sind die Menschen nur 0,8 Jahre gesund. Die Kosten der Gesundheitssysteme laufen aus dem Ruder. Allein Herz-Kreislauf-Erkrankungen belasten das deutsche Bruttoinlandsprodukt mit rund 37,4 Milliarden Euro oder 1,4 Prozent.

Die Zahl der Erkrankten nimmt ebenso stetig zu, wie die Kosten für ihre Behandlung. Das geht aus der Studie "Maximizing Healthy LifeYears: Investments that Pay Off" der Unternehmensberatung Bain & Company in Zusammenarbeit mit dem World Economic Forum (WEF) hervor, die der "Ärzte Zeitung" vorliegt.

Schwangerschaften und Kindeswohl im Fokus

Länder mit gesunder Bevölkerung haben laut Studie einen Wettbewerbsvorteil - vor allem in Zeiten langsamen Wirtschaftswachstums und zunehmender Konkurrenz.

Richten Volkswirtschaften ihre Aufmerksamkeit auf die Gesundheitsvorsorge statt auf die bloße Behandlung von Krankheiten, erreichen sie laut Bain-Report deutlich bessere Renditen auf ihr eingesetztes Kapital.

Ein theoretisches Beispiel: In einem Land von der Größe Moldawiens würde ein gemeinsam mit der Weltbank finanziertes Programm zur Bluthochdruckkontrolle bis 2030 rund 73 Millionen US-Dollar kosten, gleichzeitig läge der prognostizierte volkswirtschaftliche Nutzen bei 210 Millionen US-Dollar.

Der als Teil der WEF-Initiative "Future of Healthy" entstandene Report identifiziert neun Bereiche, in denen sich Investitionen in Gesundheit besonders auszahlen.

Dies sind eine saubere und gesunde Umwelt, gesunde Schwangerschaften, eine ausgewogene Kinderernährung, ausreichende Impfungen, ein adäquates soziales Engagement, eine Minimalbildung zu Gesundheitsthemen, ein gesundes Körpergewicht, Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen sowie die Umsetzung ärztlicher Behandlungsempfehlungen.

Ein Beispiel, wie die Investition in die Gesundheit der Bevölkerung lohnen kann, ist laut Studie die Mangelernährung von Kindern auf den Philippinen. Hier sei die Regierung eine öffentlich-private Partnerschaft mit dem Anbieter Nestlé eingegangen, um die Bevölkerung gezielt mit angereicherten Cerealien und Milchprodukten zu versorgen, die der Staat bezuschusse.

Die Kosten dafür beliefen sich auf zwölf Millionen US-Dollar. Der volkswirtschaftliche Nutzen sei mit 25 Millionen US-Dollar mehr als doppelt so hoch, wie die Studienautoren hervorheben.

"Fast immer übersteigt der volkswirtschaftliche Nutzen solcher Vorsorgemaßnahmen die dafür aufgewendeten Mittel deutlich", erklärt Dr. Norbert Hültenschmidt, Partner bei Bain & Company und Co-Autor der Studie.

"Und trotz ihrer guten Rendite liegen die Investitionen in die Gesundheitsvorsorge weit unter den Ausgaben für die Behandlung kranker Menschen." Im Jahr 2010 machten laut OECD in der EU die Ausgaben für organisierte öffentliche Gesundheit und Vorsorge nur 2,9 Prozent der gesamten Gesundheitskosten aus.

Wissensdefizite auch in der Privatwirtschaft

Dies führt der Report auf vier Grundprobleme zurück, die Politik und Unternehmen nur gemeinsam lösen könnten. Zum einen seien bei der Gesundheitsvorsorge Zahler und Nutznießer oft nicht dieselben. Zum anderen werde Gesundheitsvorsorge traditionell als öffentliche Aufgabe verstanden.

Außerdem habe die Privatwirtschaft die zahlreichen Investitionsmöglichkeiten in Gesundheit noch nicht verstanden. Und nicht zuletzt sei die Zusammenarbeit von vielen Beteiligten notwendig, deren Interessen miteinander in Einklang gebracht werden müssen, heißt es.

"Investoren wollen Rendite", betont Hültenschmidt. "Entsprechend gilt es, Unternehmen ebenso wie der öffentlichen Hand zu beweisen, dass diese Renditen auch tatsächlich erwirtschaftet werden."

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