Kryokonservierung auf Kassenkosten

KASSEL (mwo). Der drohende Verlust der Empfängnisfähigkeit durch eine Chemotherapie kann eine Krankheit sein.

Veröffentlicht:

Das entschied kürzlich das Bundessozialgericht (BSG) in Kassel. Betroffene Frauen, die deshalb Eierstockgewebe gefrierlagern wollen, sollten daher hierfür eine Kostenübernahme bei ihrer Krankenkasse beantragen, um sich eventuelle Ansprüche zu sichern. Ob die Kasse tatsächlich zahlen muss, ist nach dem BSG-Urteil allerdings noch offen.

Bei der Klägerin war im Alter von 26 Jahren ein Mammakarzinom entdeckt worden. Weil sie noch Kinder bekommen wollte, nach der geplanten Chemotherapie aber wohl nie mehr einen Eisprung haben würde, beantragte sie bei ihrer Krankenkasse, die Kosten für die Entnahme und Aufbewahrung von Gewebe aus den Eierstöcken zu übernehmen. Dies sollte dann später reimplantiert werden. Doch die Kasse lehnte ab: Die Kryokonservierung sei keine Krankenbehandlung. Trotzdem ließ sich die Frau Gewebe entnehmen. Die Lagerkosten von 143 Euro pro Halbjahr trägt sie seitdem selbst.

Nach dem Kasseler Urteil muss die Kasse vielleicht doch noch zahlen, längstens bis zur Vollendung des 40. Lebensjahres. Kein Anspruch bestehe auf Leistungen zur künstlichen Befruchtung; hier sehe das Gesetz einen Zuschuss vor. Die "unmittelbare, konkrete Gefahr des Verlustes der Empfängnisfähigkeit" sei aber als Krankheit zu sehen, urteilte das BSG. Da der Gemeinsame Bundesausschuss noch nicht über die Methode als Krankenbehandlung entschieden habe, seien die Kassen nur zur Kostenübernahme verpflichtet, wenn sie "dem allgemein anerkannten Stand der medizinischen Erkenntnisse entspricht". Dies soll nun das Landessozialgericht Berlin-Brandenburg aufklären.

Az.: B 1 KR 10/09 R

Schlagworte:
Mehr zum Thema
Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Wo lang im Gesundheitswesen? Der SVR Gesundheit und Pflege empfiehlt mehr Richtungspfeile für alle Akteure.

© StefanieBaum / stock.adobe.com

Sachverständigenrat Gesundheit und Pflege

Gesundheitsweise empfehlen Primärversorgung für alle – und Quotierung der Weiterbildung

„Wenn die Politik Wissenschaftlern sagen würde, wir wollen dieses oder jenes Ergebnis, ist das Propaganda.“ Klaus Überla – hier im Treppenhaus seines Instituts – über Einmischungen aus der Politik.

© Patty Varasano für die Ärzte Zeitung

Interview

STIKO-Chef Überla: RSV-Empfehlung kommt wohl bis Sommer

Dr. Iris Dötsch Fachärztin für Innere Medizin, Diabetologin und Ernährungsmedizinerin hat die Hauptstadtdiabetologinnen, eines neues Netzwerk für Frauen in der Diabetologie, gegründet.

© snyGGG / stock.adobe.com

Hauptstadtdiabetologinnen

Ein Netzwerk für Diabetologinnen