Altersvorsorge

Lebensversicherung: Zukunft beginnt vor dem Ablauftag

Wer das Geld aus einer fälligen Lebens-Police nicht einfach gönnerhaft verprassen will, sollte einige Optionen abwägen, um finanzielle Belastungen zu minimieren. Das gilt gerade für Ärzte.

Von Anne-Christin Gröger Veröffentlicht:
Einfach nur die Champagnerkorken knallen lassen oder den letzten Cent vor dem Zugriff Dritter retten? Jeder verfolgt nach Ablauf der Lebenspolice seine eigene Strategie.

Einfach nur die Champagnerkorken knallen lassen oder den letzten Cent vor dem Zugriff Dritter retten? Jeder verfolgt nach Ablauf der Lebenspolice seine eigene Strategie.

© picture alliance / Zoonar | Dasha Petrenko

Köln. Es geht um sehr viel Geld: Mehr als 82 Milliarden Euro haben deutsche Lebensversicherer 2020 an ihre Kunden ausgezahlt. Wenn plötzlich ein ganzer Batzen Geld aus einer ablaufenden Lebensversicherung ins Haus steht, stehen viele Versicherte vor der schwierigen Frage: wohin damit?

Möglichkeiten gibt es viele: ein Wohnmobil kaufen, endlich das alte Bad renovieren oder etwas für die Ausbildung der Enkel zurücklegen. Aber viele Versicherte haben noch einen anderen Plan: „Die meisten Kunden haben vor 20 oder 25 Jahren eine Lebensversicherung abgeschlossen, weil sie zusätzlich zur gesetzlichen Rente etwas für ihre Altersvorsorge tun wollten“, sagt Detlef Lülsdorf, Versicherungs- und Rentenberater aus Köln. „Sie wollen das angesparte Kapital so einsetzen, dass es für einen angenehmen Ruhestand reicht.“ Versicherungsberater arbeiten anders als Makler oder Vertreter auf Honorarbasis und sind nicht von Provisionszahlungen von Versicherern oder anderen Finanzdienstleistern abhängig.

Versicherer kommt auf Kunden zu

In den vergangenen Jahren ist es angesichts der niedrigen Zinsen aber immer schwieriger geworden, eine rentable und sinnvolle Möglichkeit zu finden, das Geld aus der Lebensversicherung weiter zu verwenden. An Angeboten mangelt es nicht: Die meisten Versicherer unterbreiten ihren Kunden ungefähr ein Jahr vor Ablauf der Police verschiedene Optionen, wie sie das Geld nach der Auszahlung wiederanlegen können.

Besonders häufig im Angebot sind Sofortrenten gegen Einmalbeitrag. Dabei zahlt der Versicherer eine monatlich garantiere Rente, die möglicherweise durch die fällige Überschussbeteiligung mehr oder weniger aufgebessert wird. Die Versicherer werben bei dieser Art der Vorsorge mit der Sicherheit des Geldes, denn der Kunde erhält bis zum Ende seines Lebens eine garantierte Rente ausbezahlt.Wer sich für diese Möglichkeit entscheidet, bekommt jedoch schnell Tränen in die Augen, wenn er sieht, wie gering die monatlichen Beiträge sind, die ihm zustehen. „Das liegt an dem niedrigen Zinsniveau, vor allem aber auch daran, dass die Lebensversicherer, die diese Verträge anbieten, mit absolut unseriösen Langlebigkeitsrisiken arbeiten“, kritisiert Versicherungsberater Lülsdorf.

Er nennt ein Beispiel aus der Praxis: Es kann durchaus vorkommen, dass der Versicherer eines 67-jährigen Rentners damit kalkuliert, dass dieser Mann noch 40 Jahre lang leben wird. „So kommt dann bei einem eingezahlten Kapital von 100.000 Euro eine Monatsrente von 300 Euro zustande.“ Ein weiterer Nachteil der Sofortrente: Das Geld ist fest in einen Vertrag eingebunden, zusätzliche Kapitalentnahmen sind nicht möglich. Wer einmal zusätzlich eine höhere Geldsumme benötigt, kann nicht auf die Sofortrente zugreifen.

Wer sich gegen die Einmalbeitragsangebote entscheidet, kann das Geld in einen Bankauszahlplan mit einer bestimmten Laufzeit geben. Solche Verträge bieten viele Banken und Investmentgesellschaften an. Das eingezahlte Vermögen wird während der Laufzeit weiter verzinst, doch auch hier ist die Rendite eher mickrig. Die Stiftung Warentest hat sich die Angebote angesehen: Derzeit gibt es für Laufzeiten von zehn Jahren höchsten 0,5 Prozent Rendite, wer sich länger festlegen will, kann ungefähr 1,3 Prozent für 25 Jahre bekommen.

Der Unterschied zur Rente gegen Einmalzahlung: Die Laufzeit ist befristet, es gibt keinen Anspruch auf eine lebenslange Zahlung. „Wenn das Geld aufgebraucht ist, ist es weg“, sagt Thomas Hentschel, Finanzexperte bei der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Angesichts der niedrigen Zinsen an den Kapitalmärkten sind die gängigen Angebote der Lebensversicherer und Banken zur Wiederanlage ohnehin nicht mehr empfehlenswert, betont Hentschel. „Bei einem Zinssatz von 0,25 Prozent ab dem kommenden Jahr lohnt sich eine Geldanlage bei einem Versicherer nicht mehr.“

Zuflucht in Rentner-GKV

Ärzte haben laut Rentenberater Lülsdorf noch eine andere Möglichkeit: „Wer Mitglied im Versorgungswerk ist und zugleich gesetzlich krankenversichert, der zahlt im Rentenalter den Höchstbeitrag“, sagt er. „Je höher die Rente aus dem Versorgungswerk oder zum Beispiel aus Mieteinnahmen, desto höher ist auch der Krankenkassenbeitrag.“ Das müsse nicht sein. Sein Ratschlag: Angestellte und Freiberufler verkammerter Berufe können mit dem Geld freiwillige Beiträge in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlen.

Wer hier einen Rentenanspruch erreicht, der kann in die Krankenversicherung der Rentner kommen. Um einen Anspruch zu erwirken, reichen bereits 60 Beitragsmonate aus. Neben einer Rente von der Deutschen Rentenversicherung gibt es einen weiteren Vorteil: Die Beitragsbelastung in der GKV kann erheblich geringer sein.

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