Lieber ÜBAG anstatt Zuschuss für Praxisgründung?

Ein Medizinjurist kritisiert die Förderpläne Hessens für Praxisgründer auf dem Land und rät zur Kooperation.

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WIESBADEN (ine). Kritik am "Hessischen Pakt zur Sicherstellung der gesundheitlichen Versorgung" übt der Wiesbadener Medizinrechtler Hans-Joachim Schade.

Um Ärzte - und vor allem auch Ärztinnen - aufs Land zu ziehen, brauche es neue Strukturen. Mit Zuschüssen zur Praxisgründung sei dem Ärztemangel nicht beizukommen.

Es werde immer schwerer, einen Praxisnachfolger zu finden

Der Pakt sieht vor, dass jährlich 600.000 Euro zur Verfügung gestellt werden, um Niederlassungen auf dem Land zu unterstützen.

Solche Prämien berücksichtigen laut Schade nicht, dass es immer schwerer werde, überhaupt noch Nachfolger für Einzelpraxen zu finden.

"Wir haben es in unserer Kanzlei immer seltener mit Praxisabgaben zu tun und dafür immer öfter mit neuen Verträgen", so der Rechtsanwalt.

"Niederlassung auf dem Land ein sozialer Abstieg"

Die Nachfrage nach Angestelltenverhältnissen hingegen steige. "Vor allem für junge Berufseinsteigerinnen bedeutet eine Niederlassung auf dem Land ein sozialer Abstieg", erklärt Schade.

Dies liege an der in der Regel schlechten Infrastruktur, aber auch an dem neuen Rollenbild von Akademiker-Ehen.

"Im Schnitt sind die Ehepartner dieser Ärztinnen sechs Jahre älter und selbst als Chefarzt, Bankdirektor, Steuerberater mit eigener Kanzlei oder Richter am Landgericht fest etabliert und damit ohne jede Möglichkeit, Wohn- und Arbeitsort zu wechseln."

ÜBAG biete viele Vorteile

Eine Möglichkeit, jungen Ärzten die Arbeit in Praxen schmackhaft zu machen, ist nach Meinung Schades das Modell der überörtlichen fachübergreifenden Berufsausübungsgemeinschaft (ÜBAG).

"Jeder bleibt in seiner Praxis, keiner muss umziehen, alle kooperieren und können Nachwuchs einstellen."

Ein weiterer Vorteil der ÜBAG sei die Möglichkeit, die Arbeitszeiten familienfreundlich zu organisieren. Möglich sei die Einführung der Vier-Tage-Woche, und auch Urlaubs- und Krankheitsvertretungen seien mit Hilfe von angestellten Ärzten problemlos zu regeln.

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