Elektronische Patientenakte

Mainzer TK-Chef: Ohne Opt-out wird das nichts mit der ePA!

Die elektronische Patientenakte wird nur dann ein Erfolg, wenn sie einfach handhabbar ist und der Aus- und nicht der Einstieg freiwillig ist, mahnt der rheinland-pfälzische TK-Landeschef.

Matthias WallenfelsVon Matthias Wallenfels Veröffentlicht:
Trotz des Digitalisierungshypes in Deutschland sind analoge Patientenakten in vielen Praxen noch Alltag.

Trotz des Digitalisierungshypes in Deutschland sind analoge Patientenakten in vielen Praxen noch Alltag.

© Christian Ohde / chromorange / picture-alliance

Mainz/Berlin. Die rheinland-pfälzische Landesvertretung der Techniker Krankenkasse (TK) mischt sich in die Diskussion um die mögliche Opt-out-Option für die elektronische Patientenakte (ePA) ein. „Damit die ePA überhaupt flächendeckend zur Anwendung gebracht werden kann, muss das bisherige mehrstufige Opt-in-Verfahren in eine Opt-out-Regelung mit Schreibpflicht überführt werden“, fordert Jörn Simon, Leiter der TK-Landesvertretung in Rheinland-Pfalz. Im Koalitionsvertrag der Ampelkoalition auf der Bundesebene wird die Opt-Out-Regelung angekündigt. Laut Simon müssen den Worten nun dringend Taten folgen.

Im Fall einer Opt-out-Regelung würden alle Krankenkassen automatisch für ihre Versicherten eine ePA einrichten. Diese ist mit allen wichtigen Gesundheitsdaten befüllt. Wer keine ePA möchte, kann der Anlage und ihrer Befüllung grundlegend widersprechen. „Auch in Österreich ist die Nutzung der ePA eine freiwillige Entscheidung. Das Ergebnis: Sieben Jahre nach ihrer Einführung, besitzen 97 Prozent der Versicherten dort eine Patientenakte“, erklärt der TK-Landeschef.In Deutschland verzeichne die ePA derzeit gerade einmal eine Nutzerquote von 0,5 Prozent aller gesetzlich Krankenversicherten – ein Großteil von ihnen sei bei der TK versichert.

Lesen sie auch

Handhabung muss bequem gestaltet werden

Auch die Handhabung der ePA, innerhalb der datenschutzrechtlichen Vorgaben, müsse möglichst bequem gestaltet sein. So ist Simon überzeugt, dass dies mittels nutzerfreundlicher Identifikationsverfahren und einer Vereinfachung der Rechteverwaltung gut umzusetzen sei. Die Lese- und Zugriffsrechte für alle Leistungserbringer könnten Versicherte beispielsweise direkt nach der Registrierung via Smartphone bestätigen. Versicherte ohne eigene Endgeräte könnten etwa in den Arztpraxen entsprechende Lesezugriffe auf ihre ePA erteilen.

„Hierbei würden keine personenbezogenen Daten ohne Einwilligung der Versicherten weitergegeben, wodurch letztere die Datensouveränität behielten. Diese schließt beispielsweise auch das Recht ein, Leistungserbringenden den Zugriff auf Gesundheitsdaten zu entziehen“, erläutert Simon.Damit auch Ärztinnen und Ärzten von den Mehrwerten der Digitalisierung profitieren können, sei es erforderlich, dass sich die notwendigen technischen Komponenten und Funktionalitäten einfach und nahtlos in die Praxisabläufe integrieren ließen.

Spende der Gesundheitsdaten sollte automatisch erfolgen

Dass Deutschland in puncto Digitalisierung noch großen Aufholbedarf hat, zeigt sich auch im Forschungsbereich: „Insbesondere während der Pandemie waren wir häufig auf Studien und Erkenntnisse unserer europäischen Nachbarn angewiesen. Daher ist es auch für den Wissenschaftsstandort Deutschland von maßgeblicher Bedeutung, ein umfassendes Datenfundament zur Erforschung von Krankheiten und deren Behandlung zu schaffen.

Dank deren Auswertung lassen sich dann beispielsweise individuelle Therapien entwickeln,“ sagt Simon. Gesundheitsdaten in der ePA, so der TK-Landeschef weiter, sollten ebenfalls via Opt-out-Verfahren automatisch zu Forschungszwecken gespendet werden. Auch bei diesem Vorgang muss die Möglichkeit, Widerspruch einzulegen, gegeben sein, so Simon.

Lesen sie auch
Schlagworte:
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Kritik bleibt bestehen

So nutzt ein Kinderarzt die ePA

Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Kommentare
Harald Schneider 04.08.202206:26 Uhr

Was ein Gewäsch und welch Eingeständnis des Versagens von Hr. Simon. Zudem äußert er juristisch bedenkliche Meinungen wie die "automatische Spende der Gesundheitsdaten", die er ebenfalls nur mit einem Opt-out versehen will.
Die aktuelle Konzeption der ePA ist m.E. nicht geeignet. Sie bietet keinerlei Vorteile für Patienten oder Leistungserbringende (Wer oder was soll das eigentlich sein, liebe ÄZ? Deutsch ist das nicht, das ist Gendergequasse) "in eine Opt-out-Regelung mit Schreibpflicht überführt werden". Falls diese Schreibpflicht für Vertragsärzte kommen sollte, werde ich meine Kassentätigkeit in Deutschland einstellen: Punkt.

Sonderberichte zum Thema
Dr. Tino Großmann, Senior Vice President Connectivity bei der CompuGroup Medical

© CGM

„ÄrzteTag extra“-Podcast

„Die eAU wird der entscheidende Meilenstein sein“

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: CompuGroup Medical
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Chronobiologisch sinnvoll

Deshalb gehören Glukokortikoide in die Morgenmedikation

Kniegelenk

Neue Gonarthrose-Leitlinie setzt mehr auf Eigeninitiative

Lesetipps
Collage von Bildern

© Frau: nenetus / stock.adobe.com | Rücken links: Dr. P. Marazzi / Science Photo Library | Arm: ZOKO / stock.adobe.com | Rücken rechts: Eva Valesky (2) | HG: Phokin / stock.adobe.com

Falsches Label?

Verdacht auf Betalaktam-Allergie: Was tun, wenn die Patientin ein Antibiotikum braucht?

Was ist bei Impfungen von Menschen mit Erdnussallergie zu beachten?

© Porträt: privat | Spritze: Fied

Sie fragen – Experten antworten

Was ist bei Impfungen von Menschen mit Erdnussallergie zu beachten?

Lungenkrebs in der mikroskopischen Ansicht – zumindest stellt sich so die KI erkranktes Lungengewebe vor.

© Curie / stock.adobe.com / Generated by AI

Datenanalyse

NSCLC in Deutschland: Wer wann wie schwer erkrankt