Entscheider im Gesundheitswesen

Medizintechnik vor Pharmabranche

BERLIN (eb). Die Medizintechnologiebranche gewinnt bei Entscheidern im Gesundheitswesen weiter an Bedeutung und liegt bei der Frage nach dem zukünftigen Stellenwert erstmals vor der Pharmabranche.

Veröffentlicht:

Das meldet der Bundesverband Medizintechnologie BVMed zu einer Auftragsumfrage von TNS EMNID.

Dabei würden der MedTech-Branche die Eigenschaften "Innovationskraft", "Faszination" und "Beitrag zur Lebensqualität von Menschen" zugeschrieben, so der BVMed. 2012 hat TNS zum dritten Mal nach 2010 und 2011 unter Abgeordneten, Behörden- und Kassenvertretern sowie Fachjournalisten die Umfrage gemacht.

TNS Emnid-Geschäftsführer Die Ergebnisse wurden jetzt in Berlin vorgestellt. Die Umfrage zeige, dass der Kenntnisstand zu den Markteintrittskriterien neuer Medizintechnologien in den letzten drei Jahren deutlich ausgebaut werden konnte.

Mit der Medizintechnologiebranche verbinden die Entscheider vor allem die Eigenschaften "Innovationskraft" (86 Prozent) und "Bedeutender Wirtschaftsfaktor" (78 Prozent). Beide Werte seien gegenüber 2010 und 2011 weiter angestiegen, heißt es weiter.

Werte liegen über denen von 2010

84 Prozent der Befragten seien der Ansicht, dass Medizinprodukte einen wesentlichen Beitrag zur Lebensqualität der Menschen leisten. 79 Prozent schreiben ihnen "Qualität und Sicherheit" und 65 Prozent "Faszination" als Eigenschaften zu.

87 Prozent der befragten Entscheider bescheinigen innovativen Medizintechnologien einen großen Beitrag zum medizinischen Fortschritt (plus 8 Prozentpunkte gegenüber 2010). Der entsprechende Arzneimittelwert liegt mit 74 Prozent deutlich niedriger.

Verzögerungen bei der Kostenerstattung innovativer Medizintechnologien beklagen vor allem Fachjournalisten und Behörden (jeweils 48 Prozent). Kassenvertreter (32 Prozent) und Abgebordnete (16 Prozent) sehen hier der Umfrage zufolge weniger Probleme.

Die Leistungsfähigkeit des deutschen Gesundheitssystems wird von den Entscheidern insgesamt besser als vor zwei Jahren beurteilt. Kassenvertreter, Abgeordnete und Fachjournalisten bezeichneten die Leistungsfähigkeit zu 100 Prozent als gut oder sehr gut, heißt es weiter.

Bei den befragten Behördenvertretern seien es 96 Prozent. Diese Werte liegen deutlich über denen aus dem Jahr 2010.

Auch die künftige Entwicklung der Leistungsfähigkeit des deutschen Gesundheitssystems in den nächsten vier Jahren wird positiver als 2010 bewertet, vor allem von Abgeordneten und Kassenvertretern.

Bei den notwendigen Maßnahmen zur Sicherung der Versorgungsqualität nennen den Angaben zufolge 94 Prozent "bessere sektorenübergreifende Versorgungskonzepte", 87 Prozent "mehr Versorgungsforschung" und 78 Prozent "stärkerer Einsatz innovativer Medizintechnologien".

Fachjournalisten sind skeptischer

Alle drei Werte sind gegenüber 2010 deutlich gestiegen.Ein stärkerer Einsatz moderner Medikamente werde dagegen nur von 44 Prozent genannt.

Dieses Ergebnis deckt sich mit der Frage nach der künftigen Bedeutung der Medizintechnologie-Branche gegenüber der Pharmabranche innerhalb des Gesundheitssystems.

72 Prozent der Befragten messen der MedTech-Branche für die Zukunft einen hohen Stellenwert ein (plus 5 Prozentpunkte). Dieser Wert liegt damit erstmals über dem der Pharmabranche (71 Prozent), die nach der Umfrage deutlich an Bedeutung verliert (minus 7 Prozentpunkte).

In den Interviews mit den Entscheidern wurde auch danach gefragt, ob die Zulassungskriterien für Medizinprodukte ausreichend sind.

72 Prozent der Behördenvertreter und 52 Prozent der Abgeordneten bezeichnen den Umfang der Prüfung von Medizinprodukten auf Leistungsfähigkeit, Qualität und Sicherheit im Rahmen des Markteintritts über die CE-Kennzeichnung als ausreichend, so der BVMed in seiner Mitteilung.

Fachjornalisten (40 Prozent) und Kassenvertreter (28 Prozent) sind deutlich skeptischer als vor zwei Jahren.

Dagegen hat sich der Kenntnisstand über die Markteintrittskriterien für Medizinprodukte nach eigener Wahrnehmung in den letzten Jahren bei allen Gruppen deutlich erhöht.

Mehr zum Thema

Aktuelle Forschung

Das sind die Themen beim Deutschen Parkinsonkongress

Pilotstudie mit Aducanumab

Fokussierter Ultraschall verstärkt Anti-Amyloid-Therapie

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Interview

STIKO-Chef Überla: RSV-Empfehlung kommt wohl bis Sommer

NHANES-Analyse

Bei Hörminderung: Hörgeräteträger leben länger

Lesetipps
Neue Hoffnung für Patienten mit Glioblastom: In zwei Pilotstudien mit zwei unterschiedlichen CAR-T-Zelltherapien blieb die Erkrankung bei einigen Patienten über mehrere Monate hinweg stabil. (Symbolbild)

© Richman Photo / stock.adobe.com

Stabile Erkrankung über sechs Monate

Erste Erfolge mit CAR-T-Zelltherapien gegen Glioblastom

Die Empfehlungen zur Erstlinientherapie eines Pankreaskarzinoms wurden um den Wirkstoff NALIRIFOX erweitert.

© Jo Panuwat D / stock.adobe.com

Umstellung auf Living Guideline

S3-Leitlinie zu Pankreaskrebs aktualisiert