Rheinland-Pfalz / Akademisierung von Heilberufen

Mehr Studienplätze für Hebammen – neuer Studiengang in Mainz startet

30 Studienplätze für angehende Hebammen sind in Mainz jetzt neu geschaffen worden. Der Andrang hält sich zum Start noch in Grenzen.

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Eine Hebamme hört die Herztöne eines Babys ab. Die Ausbildung für den Heilberuf läuft nach Verabschiedung des Hebammenreformgesetzes zunehmend an den Universitäten – aber mit Praxis-Anleitungen. (Archivbild)

Eine Hebamme hört die Herztöne eines Babys ab. Die Ausbildung für den Heilberuf läuft nach Verabschiedung des Hebammenreformgesetzes zunehmend an den Universitäten – aber mit Praxis-Anleitungen. (Archivbild)

© Uli Deck / dpa

Mainz. Mit einem neuen Studiengang an der Mainzer Johannes Gutenberg-Universität (JGU) wird das Ausbildungsangebot für Hebammen in Rheinland-Pfalz ausgebaut. Konkret startet der auf sieben Semester angelegte Bachelor-Studiengang Hebammenwissenschaft zum Wintersemester 2023/24.

Der Hebammenverband Rheinland-Pfalz zeigt sich zufrieden und betrachtet die Akademisierung der Ausbildung insgesamt als wichtigen Schritt. Von einem Ansturm auf die Studienplätze in Mainz kann aber zumindest noch keine Rede sein.

Für das Wintersemester hätten sich 20 Interessierte beworben, teilte die JGU auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit. Aktuell seien 13 Personen eingeschrieben beziehungsweise würden in Kürze immatrikuliert. Bei weiteren vier Personen würden die Unterlagen geprüft, drei Personen hätte auf eine Einschreibung verzichtet. Damit ist der erste Jahrgang noch nicht voll belegt, insgesamt gibt es pro Jahr in Mainz 30 Plätze.

Landesförderung mit 743.000 Euro

Sorgen bereitet das der ersten Vorsitzenden des Hebammenverbandes im Land, Ingrid Mollnar, aber nicht. Der Studiengang, dessen Einrichtung das Land nach eigenen Angaben mit rund 743.000 Euro gefördert hat, müsse erstmal anlaufen, dann würden die Zahlen vermutlich auch nach oben gehen.

Grundsätzlich übersteige bei Ausbildungsplätzen für Hebammen nach wie vor die Nachfrage das Angebot. Der Verband vertritt nach eigenen Angaben die Interessen von angestellten und freiberuflichen Hebammen und hat knapp 1000 Mitglieder.

In Rheinland-Pfalz gibt es außer in Mainz einen dualen Bachelor-Studiengang Hebammenwissenschaft an der Hochschule für Wirtschaft und Gesellschaft Ludwigshafen, hier werden seit dem Wintersemester 2021/22 pro Jahr 46 Plätze für Studienanfängerinnen und Studienanfänger angeboten – unter dem Strich stehen im Land also 76 Studienplätze pro Jahr bereit. Beide Studiengänge beinhalten auch Praxisphasen in Kliniken und im ambulanten Bereich, etwa bei freiberuflichen Hebammen oder in Geburtshäusern.

Akademische Ausbildung seit Anfang 2020 angelegt

Dass die Ausbildung von Hebammen mittlerweile akademisch angelegt ist, geht auf das Anfang 2020 in Kraft getretene Hebammenreformgesetz zurück. Dort ist geregelt, dass angehende Hebammen künftig in einem dualen Studium ausgebildet werden. Der Abschluss ist Voraussetzung, um die Berufsbezeichnung Hebamme führen zu dürfen. Für ein solches Studium braucht es eine Hochschulzugangsberechtigung, also etwa Abitur oder die Fachhochschulreife, oder eine abgeschlossene Berufsausbildung in der Gesundheits- oder Krankenpflege.

Geregelt ist mit dem Gesetz auch, dass angehende Hebammen während des gesamten Studiums eine Vergütung bekommen. Das sei in anderen europäischen Ländern nicht so, sagt Mollnar. „Da ist ein gutes Hebammengesetz entstanden.“ Mit einem Bachelor-Abschluss seien Hebammen europaweit als solche anerkannt, könnten also beispielsweise auch jenseits der Grenze in Nachbarländern arbeiten.

Vor der Akademisierung fand die Ausbildung an Hebammenschulen statt, Mollnar spricht von der „altständischen Ausbildung“. An diesen Schulen – in Rheinland-Pfalz sind es Mollnar zufolge drei – starteten letztmalig 2022 dreijährige Hebammenausbildungskurse, 2025 ist dort Schluss. Mit der Akademisierung seien Praxis-Anleitungen als Teil der Ausbildung zur Pflicht geworden, vorher seien diese freiwillig gewesen. Diese Änderung sei „sehr wichtig“, betont Mollnar.

Fachkräftemangel im Land

Mit Blick auf die nun 76 Studienplätze pro Jahr in Rheinland-Pfalz sagt die Verbandsvorsitzende: „Wir hatten 80 gefordert.“ Sie könne mit dem jetzigen Angebot leben und sich vorstellen, dass angesichts der nach einem jahrelangen Anstieg nun 2022 wieder etwas gesunkenen Geburtenzahlen der Bedarf in den kommenden Jahren gedeckt werden könne. Für 2020 hatte das Branchenmonitoring Gesundheitsfachberufe Rheinland-Pfalz für Hebammen und Entbindungspfleger noch für alle Kreise und kreisfreien Städte im Land einen Mangel an Fachkräften angezeigt.

Heutzutage brauche es zunehmend auch Hebammen, die spezialisiert arbeiteten, sagt Mollnar. Gebraucht würden Hebammen außer in Kliniken und neben der Schwangerenberatung und -betreuung beispielsweise auch in der Still- und Ernährungsberatung, bei Rückbildungsgymnastik, als Praxisanleiterinnen in der Ausbildung oder in der Geschäftsführung von Geburtshäusern, Hebammengemeinschaften oder Hebammenpraxen. An Hochschulen würden sie etwa als Dozentinnen oder als Wissenschaftlerinnen benötigt.

Der rheinland-pfälzische Gesundheitsminister Clemens Hoch (SPD) sagt: „Mit Mainz gewinnen wir eine Universität dazu, die die Nähe zu den verschiedenen medizinischen Disziplinen nutzen kann. Damit sind wir in Rheinland-Pfalz sehr gut aufgestellt.“ Hebammen übernähmen eine wichtige Rolle bei der Betreuung von Frauen und deren Familien vom Anfang der Schwangerschaft bis zur Stillzeit. (dpa)

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