Tx-Prozess

Mit Wodka zur Transplantation

Immer neue Details zeichnen ein düsteres Bild von den Zuständen der Göttinger Transplantations-Chirurgie unter dem damaligen Chef O.: Jetzt hat eine Krankenschwester ausgesagt, wie eine Patientin kurz vor der Transplantation eine Flasche Wodka mit in die Klinik gebracht haben soll.

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GÖTTINGEN. Eine Patientin, die im Mai 2010 im Göttinger Universitätsklinikum eine neue Leber bekommen hat, soll unmittelbar vor der Transplantation eine Flasche Alkohol dabei gehabt haben. Das hat am Montag eine frühere Krankenschwester vor dem Landgericht Göttingen ausgesagt.

Die alkoholkranke Patientin sei bei ihrer Einlieferung in einem sehr schlechten Allgemeinzustand gewesen. Da die Frau nicht in der Lage gewesen sei, selbst ein Nachthemd und andere Utensilien aus ihrer Tasche herauszuholen, habe sie dies übernommen.

Dabei habe sie eine zu drei Vierteln gefüllte Mineralwasserflasche entdeckt. Auf ihre Frage, ob darin Alkohol sei, habe die Frau nur ausweichend geantwortet. Sie habe daraufhin die Flasche geöffnet. Weil die Flüssigkeit eindeutig nach Alkohol roch, habe sie den Inhalt weggeschüttet.

Die Patientin habe ihr dann berichtet, dass sie täglich bis zu einer Flasche Wodka und mehr getrunken habe und auch in der mitgebrachten Flasche "noch was drin" gewesen sei, sagte die Krankenschwester.

Nur wenige Stunden nach ihrer Einlieferung sei die Patientin zur Transplantation auf eine andere Station gebracht worden. Sie habe dann im Kollegenkreis gefragt: "Warum geht das so schnell?"

Nach den Richtlinien der Bundesärzteklammer dürfen alkoholkranke Patienten bekanntlich erst dann eine Leber transplantiert bekommen, wenn sie mindestens sechs Monate "trocken" gewesen sind.

Die Medizinische Hochschule Hannover (MHH) hatte eine Lebertransplantation zuvor abgelehnt, weil die Patientin diese Bedingung nicht erfüllte. Im Göttinger Uni-Klinikum setzte man sich dagegen über die Richtlinie hinweg.

Die Patientin selbst hatte im Dezember als Zeugin ausgesagt, ein Jahr vor der Transplantation keinen Alkohol angerührt zu haben. Erst auf Nachfragen korrigierte sie diese Angabe. Die Aussage der Krankenschwester bezeichnete sie als "Lüge". (pid)

Lesen Sie dazu auch: Tx-Prozess in Göttingen: Für jede Leber 1500 Euro

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