Nicht alle Ärzte kennen ihre Depot-Risiken

Beim Depot-Check der "Ärzte Zeitung" haben Vermögensverwalter viel aufklären müssen. Denn nicht jeder Arzt weiß, welche Risiken in seinem Depot schlummern.

Von Antonia von Alten Veröffentlicht:

Oft ist es einfach eine gesunde Skepsis ihrer Hausbank gegenüber, weshalb Ärzte ihr Anlagen-Depot von einem unabhängigen Fachmann unter die Lupe nehmen lassen. Das bestätigt Meinolf Köper, Geschäftsführer der DKS Vermögensverwalter-Gesellschaft aus Bonn. Er ist einer der bankenunabhängigen Vermögensverwalter, an die sich die Leser der "Ärzte Zeitung" Ende letzten Jahres mit Fragen rund um ihr Portefeuille wenden konnten. 83 Leserinnen und Leser mit Depots im Gesamtwert von mehr als 11 Millionen Euro folgten der Einladung und haben sich im Rahmen des Depot-Checks beraten lassen. Initiiert hatte die Aktion die "Ärzte Zeitung" in Kooperation mit der DAB Bank AG.

Altersvorsorge spielt eine große Rolle für Praxischefs

Die Anrufer, so Köper, fragten fast alle: "Bin ich gut aufgestellt mit meinem Depot? Werde ich von meiner Bank richtig beraten?" Die Altersvorsorge liegt gerade Ärzten als Freiberuflern besonders am Herzen. Grundsätzlich bescheinigt Köper den Praxischefs eine überdurchschnittliche Kenntnis in Sachen Geldanlage - doch die verschiedenen Anlageklassen seien mittlerweile so komplex, dass die wenigsten Ärzte wirklich verstehen, was sie genau in ihrem Depot haben und welche Risiken damit verbunden sind.

"Wir haben viel Aufklärungsarbeit leisten müssen," berichtet auch Robert Bauer, Partner der Vermögensverwaltungsgesellschaft Packenius, Mademann & Partner GmbH aus Düsseldorf. Gerade bei Zertifikaten, aber auch bei Anleihen sei die Unwissenheit und damit die Unsicherheit groß. Ein Anrufer habe auch Lehman-Zertifikate in seinem Depot gehabt, berichtet Köper: "Da ist das Kind leider schon in den Brunnen gefallen."

Nach wie vor prägen die Hausbanken die Auswahl der Anlagen sehr stark. Den allermeisten Depots sieht Köper sofort an, von welcher Bank sie zusammengestellt wurden. Zwar sei der Prozentsatz der hauseigenen Produkte in den Portefeuilles in den letzten Jahren leicht zurückgegangen, doch nehmen sie laut Köper immer noch fast 80 Prozent der Werte ein.

"Immer wieder haben wir festgestellt: Das, was der Arzt eigentlich wollte, hatte er gar nicht in seinem Depot," sagt Bauer. Gerade risikoscheue Anleger seien von ihren Banken häufig nicht gut beraten worden. Zu riskant und mit zu hohen Aufschlägen verbunden sind viele Fonds und Zertifikate, die in den Ärzte-Depots schlummern.

Bauers Tipp war deshalb fast in jedem Gespräch: "Sie müssen wissen, wie viel Verlust Sie maximal ertragen können und sich über die Risiken im klaren sein, die Sie mit ihren Anlagen eingehen."

2009 war für Anleger ein Jahr mit hohen Gewinnen

Anders als beim letzten Depot-Check der "Ärzte Zeitung" im Jahr 2007 war die Abgeltungssteuer 2009 für die Ärzte kein Thema mehr. Auch der Wunsch, das Depot komplett umzustrukturieren wurde nur selten geäußert. Schließlich war 2009 ein gutes Jahr für Anleger, die fast überall hohe Gewinne einstreichen konnten. Dennoch beobachtet Vermögensverwalter Köper immer wieder, dass Ärzte - nicht anders als andere Anleger - Einzelentscheidungen jeweils für einen gewissen Anlagebetrag treffen. "Mein Tipp: Betreiben Sie systematischen Vermögensaufbau. Fragen Sie: Wie sieht meine heutige Situation eigentlich aus? Wieviel Geld brauche ich jetzt? Wie stelle ich mir mein Leben in fünf oder zehn Jahren vor und welche Summen brauche ich dann?"

Emotionen seien keine guten Ratgeber für eine langfristigen Vermögensaufbau. Gerade wenn es um die Altersvorsorge gehe, sollten Ärzte auf Nummer sicher gehen, raten die Vermögensverwalter unisono. Ihr Tipp: Auch bei "sicheren" Anlagen lohnt es sich genau hinzusehen. Staats- und Industrieanleihen werfen momentan zwar keine hohen Zinsen ab, für sie fallen dafür aber auch keine Ausgabeaufschläge und keine Gebühren an. Dagegen verdiene an jedem Rentenfonds die Bank mit", gibt Bauer zu bedenken.

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