In der Ausbildung

Patientensicherheit kommt zu kurz

Das Thema Patientensicherheit kommt in den Ausbildungen fast aller Gesundheitsberufe viel zu kurz. Das sagt das Aktionsbündnis Patientensicherheit - und fordert Nachbesserungen.

Julia FrischVon Julia Frisch Veröffentlicht:
Patientenschützer fordern, die vielfältigen Aspekte der Patientensicherheit schon in der Ausbildung von Ärzten stärker zu berücksichtigen.

Patientenschützer fordern, die vielfältigen Aspekte der Patientensicherheit schon in der Ausbildung von Ärzten stärker zu berücksichtigen.

© Jan Woitas / dpa

BERLIN. Die Ausbildungsordnungen und Studiengänge für 13 Gesundheitsfachberufe hat das Aktionsbündnis Patientensicherheit (APS) im Vorfeld seines am 14. und 15. April stattfindenden Jahreskongresses daraufhin untersucht, ob Studenten und Schülern Kompetenzen in Sachen Patientensicherheit nahegebracht werden.

Gefunden wurde "reichlich wenig", wie APS-Vorsitzende Hedwig François-Kettner auf einer Pressekonferenz in Berlin bedauerte.

Besonders schlecht hätten die Studiengänge zur Zahnmedizin und die Ausbildung zum Physiotherapeuten abgeschnitten. Hier gebe es keine Vorgaben, um Kompetenzen der Patientensicherheit zu vermitteln. Aber auch die Curricula der anderen Gesundheitsfachberufe "sind stark defizitär", so François-Kettner.

Patientensicherheit auch bei Pflegeberufen wichtig

Bei den Ärzten werde beispielsweise zu wenig über Kommunikation und Interaktion, zu Arbeitsabläufen und Organisation gelehrt.

Einzig die Ausbildungsgänge zum anästhesie- und operationstechnischen Assistenten besäßen einen "umfangreichen" Katalog zum Thema Patientensicherheit. Beide Curricula wurden allerdings erst 2013 erarbeitet.

Eine Chance, Patientensicherheit stärker in den Fokus der Ausbildung zu rücken, sieht Hedwig François-Kettner bei den Pflegeberufen.

Mit der geplanten Generalistik sei es möglich, das Thema "hier neu aufzusetzen". Im Übrigen seien alle Akteure - dazu gehörten auch der Gesetzgeber und die Ärztekammern - gefordert, Patientensicherheit stärker in den Ausbildungen und Studiengängen zu verankern, etwa durch die Änderung der Approbationsordnung.

"Denn wichtig ist, dass das Thema von anfang an gelernt wird von den Studenten und Auszubildenden. Alles, was hinterher kommt, wird nicht so wichtig genommen", so die APS-Vorsitzende.

Hygiene beispielsweise sei erst spät bei Ärzten und Pflegern mit aufgenommen worden. Das sei auch ein Grund für die hohen Infektionsraten und sehr vielen Probleme, "die wir in diesem Bereich haben".

Fehlermeldesysteme in immer mehr Kliniken

Immer mehr Kliniken in Deutschland nutzen inzwischen einrichtungsübergreifende Fehlermeldesysteme. Das ergab eine Umfrage des APS unter Kliniken und Rehaeinrichtungen.

Demnach beteiligen sich im vorigen Jahr 28 Prozent der stationären Einrichtungen an solchen Systemen, bei einer früheren Umfrage 2010 waren es erst 18 Prozent.

Der Anstieg sei sicher auch auf die gesetzliche Förderung zurückzuführen, die seit 2013 in Form von Vergütungszuschlägen erfolgt.

Vor sechs Jahren stuften die Krankenhäuser noch Klinikkeime als größte Herausforderung für das Risikomanagement ein, inzwischen seien es die Kommunikation und Schnittstellenprobleme sowie die Arzneimittel-Therapiesicherheit.

APS-Geschäftsführer Hardy Müller kündigte an, dass das Bündnis zusammen mit dem Institut für Patientensicherheit ein Projekt zum Monitoring des Risikomanagements in der Gesundheitsversorgung beim Innovationsfonds einbringen wolle.

Zudem fordert das Bündnis, dass bei den Förderentscheidungen speziell auch Projekte zum Ausbau der Patientensicherheit unterstützt werden.

Auf dem Jahreskongress verleiht das Aktionsbündnis den Deutschen Preis für Patientensicherheit. die mit 10.000 Euro dotierte Auszeichnung geht an das Projekt "Patient Blood Management" des Uniklinikums Frankfurt am Main, das unter anderem bei Patienten mit Blutarmut das Risiko für Op-Komplikationen verringert.

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