Kliniken

Pfiffige Ideen gegen Kostendruck

Deutschlands Kliniken stehen unter Druck - und gerade kommunale Häuser geraten zunehmend ins Straucheln. Doch noch ist nicht aller Tage Abend: Selbst kleine Krankenhäuser haben eine Chance, wenn sie nur pfiffig genug sind.

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OFFENBACH. Kostendruck und Defizite machen den Krankenhäusern zu schaffen, aber viele von ihnen sind dabei, neue Wege zu beschreiten. Das zeigte der Rhein-Main-Zukunftskongress in Offenbach.

Es gebe kleine regionale Verbünde, über die man anders als über die großen Vorbilder wie etwa Vivantes wenig höre, sagte Katrin Reiser, Geschäftsleiterin des Klinikums Aschaffenburg. Ihr Haus, ein Schwerpunktversorger, kooperiert eng mit dem Klinikum Hanau, einem Maximalversorger.

Angestrebt ist zudem die Fusion mit dem kommunalen Krankenhaus Alzenau-Wasserlos, einem Regelversorger. Ziel dieses abgestuften Versorgungsmodells sei es, die kommunale Trägerschaft und die wohnortnahe Versorgung zu erhalten.

Eine Studie der Unternehmensberatung Ernst & Young hat Reiser zufolge ergeben, dass auch kleine Häuser mit nur 150 Betten eine Zukunft besitzen, wenn sie sich auf maximal drei Abteilungen beschränken und ihre Infrastruktur in einem Verbund teilen.

In kleinen Häusern der Regelversorgung seien vor allem Elektivpatienten, leicht Erkrankte und Geriatriepatienten gut aufgehoben, "besser als in der Maximalversorgung". Die Devise laute, sich im Verbund zu spezialisieren, statt gegeneinander im Wettbewerb zu stehen, so Reiser.

Die Bündelung der Fachkräfte helfe auch gegen den Ärztemangel. Wo gleiche Angebote bestehen bleiben müssten, könnten Know-how ausgetauscht und Belegungsschwankungen ausgeglichen werden.

Auch konfessionelle Träger spüren den Kostendruck und müssen neue Wege erproben, wie Dr. Daisy Hünefeld, Vorstandsmitglied der St.-Franziskus-Stiftung Münster, verdeutlichte.

Private picken nicht nur Rosinen

Die Stiftung betreibt neben anderen Einrichtungen 13 Krankenhäuser und hat einen Qualitätsverbund Geriatrie ins Leben gerufen, in dem, wie vom nordrhein-westfälischen Krankenhausplan gefordert, auch sektorenübergreifende Versorgung praktiziert wird. So seien etwa das Praxisnetz Warendorf eingebunden oder der Hausärzteverbund Münster.

Als Beispiel für vertikale Vernetzung nannte sie die Kooperation des Franziskus-Hospitals in Münster mit dem dortigen Franziskus-Carree, das 17 Facharzt-Praxen mit etwa 40 Ärzten umfasst. Bei der Ansprache niedergelassener Ärzte komme die Frage, welchen Nutzen ihnen die Vernetzung bringe. "Was dann überzeugt, ist das medizinische Konzept", sagte Hünefeld.

Vernetzung ist für Dr. Jens Schick, Generalbevollmächtigter Region Ost der Sana-Kliniken AG, ebenfalls ein wichtiges Thema. So habe Sana für das Krankenhaus auf Rügen mit 213 Betten, das unter starkem Saisongefälle leide, viele Nebenangebote geschaffen und kooperiere mit dem Landkreis im Gesundheitstourismus.

Ein anderer Problemfall sei das Sana-Krankenhaus Templin in Brandenburg, das mit sinkenden Fallzahlen zu kämpfen habe. Eine Schließung sei politisch nicht gewollt. Der Klinikkonzern arbeitet in Templin mit der KV zusammen, die eine von den Kassen für drei Jahre gesponserte Eigeneinrichtung für die fachärztliche Versorgung geschaffen hat, Sana stellt die Infrastruktur.

Damit sei es gelungen, Ärzte dauerhaft in Templin anzusiedeln. Die Sana-Kliniken in Problemregionen bewiesen, so Schick, dass sich die Privaten keineswegs immer die Rosinen rauspicken. (pei)

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